Mittwoch, 24. April 2013

Bibliophile Momentaufnahmen – Kalenderwoche 3


Rechtschreibfehler in Büchern mag ich ganz und gar nicht. Ein Fehler? Ist okay. Aber wenn sich die falschen Satzzeichen häufen, Setzfehler keine Seltenheit sind, die Übersetzung an allen Enden knirscht und schlichtweg Fehler übersehen werden, die Zwiebelfischwürdig sind, hört die Geduld bei mir auf. Zuletzt ist mir das bei Olga Grjasnowas Roman der »Russe ist einer, der Birken liebt« untergekommen. Das falsche »seit« kam dort übrigens mehrmals vor. Ohje!

Mittwoch, 17. April 2013

Bibliophile Momentaufnahmen – Kalenderwoche 2


Ab und an komme ich erst im Nachhinein dazu, Zeitungsartikel zu lesen. So auch dieses Mal, als ich endlich die August-Ausgabe (?) des Spiegels griff und endlich den Artikel zu Hermann Hesse beendete. Leider fand ich ihn etwas flach und oberflächlich, aber das nur nebenbei. Als friedliebender Mensch fand ich das Cover zunächst etwas ... aggressiv und somit unangenehm, doch in der Bahn entdeckte ich auch seine Vorteile, als neben mir jemand lautstark brüllefonierte. Ich bin sehr dafür, dass diese Vokabel, die für lautes Telefonieren steht, in den allgemeinen, deutschen Wortschatz übernommen wird. Als ich irgendwann genug hatte, schnappte ich mir meinen mp3-Player und hielt das Magazin so hoch in seine Richtung, dass der Stinkefinger direkt in die Richtung des Brüllefonierers zeigte. Ich hoffe, er hat die Botschaft verstanden.

Mittwoch, 10. April 2013

Bibliophile Momentaufnahmen – Kalenderwoche 1


Neues Jahr, neues Glück, neuer Kalender. Ich habe immer äußerst gerne zu den schönen, robusten Paperblanks gegriffen, immer die Ausgabe im dunklen Rot oder dunklem Schokoladenbraun und ohne Magneten. An denen komme ich im Buchladen selten vorbei. Inzwischen hat auch Moleskine neue, farbige Notizbücher draußen, allerdings habe ich den Hype um diese Hefte niemals verstanden. Der einzige, den ich benutzt habe, fühlte sich nicht gut an. Den Einband fand ich haptisch richtig schlimm, wie diese alten, bunten Ikea-Kindermöbel, die ich schon als Kind nach dem Baden richtig schlimm fand, wenn die aufgequollenen Finger über die Lehne strichen. Ich nehme mal noch eins in die Hand, vielleicht fühlt sich der Bezugstoff inzwischen doch anders an? Wiederum gut gefallen habe mir die Ledertaschen von Moleskine. Wären sie nicht ungepolstert gewesen (Laptoptasche), hätte ich mir glatt einen mitgenommen.

Mittwoch, 3. April 2013

Bibliophile Momentaufnahmen – Kalenderwoche 52


Manche Bücher sind einfach wunderschön. Dazu gehört die Reihe der Penguin English Library. Zeitlos, elegant, lieblichromantischsüß, gemütlich. Wie eine heiße Tasse Schokolade mit Marshmallows Und als ich auf der Suche nach diesen Büchern im Netz auf ein dazu gehörendes Video stieß, konnte ich Dir das nicht vorenthalten. Ich wünsche Dir auch weiterhin schöne, frohe Festtage und viel Spaß beim Entdecken.


Freitag, 21. Dezember 2012

Aus dem Alltag einer Buechereule – Blogpause


Die Postings seit der Frankfurter Buchmesse waren alle terminiert. Vielleicht habt ihr es ja gemerkt, vielleicht aber auch nicht. Dann waren es besonders geschickt terminierte Postings. Während der Frankfurter Buchmesse habe ich dieses Jahr viel Stress gehabt. Es galt, nebenbei eine Plattform fertig zu stellen, die Organisation für einen Preis zu übernehmen, für die Jungen Verlagsmenschen zu schreiben, zwei Fotojobs zu meistern, ein Problem mit der Druckerei zu lösen. Ich hatte gefühlte 1000 Termine, sprach mir wegen BuchKarriere auf zahlreichen Führungen den Mund fusselig.


Oft kam ich erst kurz vor Mitternacht nach Hause, arbeitete und programmierte bis drei Uhr nachts mindestens weiter, stand dann früh um sechs oder sieben Uhr wieder auf, um dann pünktlich für den nächsten Termin auf der Messe wieder fit zu sein. Ich hab viele tolle Veranstaltungen besucht, noch tollere Menschen der Buchbranche kennengelernt, BuchKarriere erfolgreich beworben, an einem Speed-Meeting teilgenommen und natürlich den Preis verliehen. Es kam, was kommen musste: Nach sechs Jahren erwischte mich zum ersten Mal nach der Buchmesse die berüchtigte Messegrippe. Ich lag fast zwei Wochen komplett flach und hustete insgesamt sechs Wochen durch. Trotz einer vitaminreichen und Vitamin-C mit Zink gepuschten Woche vor der Messe. Ich war einfach fertig.


Nach und nach habe ich im Oktober meine letzten To-Do-Stichpunkte abgearbeitet, unter anderem die Blogposts an einem Wochenende durchterminiert. Ich hab gearbeitet für meine Jobs und mich vorbereitet auf den November, in dem ich mich komplett verkrümeln wollte... und zwar in die Vorbereitungen für meine Magisterarbeit. Es klappte auch so halbwegs, wenn auch die Arbeit mich viel zu oft aus den Lernphasen riss.


Obwohl ich erst an Aschermittwoch abgeben muss, habe ich mir meine persönlich Deadline auf den Silvester gelegt. Dieses Jahr noch soll sie stehen und dafür arbeite ich wie verrückt. Weniger Termine, weniger Aufträge, mehr lesen, weniger Ablenkungen, volle Konzentration. Darum wird es in diesem Jahr zum ersten Mal keinen bibliophilen Adventskalender auf meinem Blog geben, was ich sehr bedaure, da mir das Fotografieren und auch die Themensuche unheimlich viel Spaß gemacht haben.


Zudem werde ich in den nächsten drei Monaten komplett zurückziehen vom Bloggen, damit ich genügend Zeit für die zwei großen mündlichen Prüfungen und für einen Umzug haben werde. Ich hoffe, du als Leser bleibst mir weiterhin treu. Ich freue mich darauf, ab März aus München berichten zu können. Und nicht mehr als Student. Bis dahin: Alles Liebe und bleib gesund!

Mittwoch, 19. Dezember 2012

Bibliophile Momentaufnahmen – Kalenderwoche 51


Wenn die Welt dieses Jahr noch untergeht, dann bitte richtig. Mit Zombies und vielen anderen Katastrophen. Aber bitte erst, nachdem ich eingekauft habe und genug Nahrungsmittel für den Winter gebunkert habe. Auf eine Zombiejagd bei schlechtem Wetter habe ich nicht so viel Lust.

Als ich aus meinem Urlaub zurück nach Hause kam, wartete ein Paket auf mich. Als Absender war die ZAU angegeben, die Zentrale zur Abwehr Untoter. Am anderen Ende prangte der oben stehende Aufkleber. Das Paket war von einem sehr blassen Briefträger übergeben worden, der sich neugierig nach dem Absender erkundigt hat. Dabei hat er dreingeblickt, als hätte er gerade Anthrax ausgeliefert.

Hinter dem Paket steckt der Verlag Chicken House, die zu Carlsen gehören, und ein Zombie-Buch für Jugendliche publizieren. Im Paket war ein dazu passendes Plakat enthalten, der Zombie Survival Guide. Ich habe das Paket ohne Vorwarnung bekommen und mich unglaublich gefreut, und wer mich kennt, weiß auch warum. Damit reiht sich die Aktion ein in die Reihe gelungener Marketingmaßnahmen und ich bin gespannt, was der Verlag und die Agentur für uns Zombiefreaks so alles geplant haben.

Freitag, 14. Dezember 2012

Rezension – Benedict Wells: »Fast genial«

So ein junger Autor? Und so jung schon bei Diogenes? Nicht zuletzt auch in den Feuilletons? Selbst wenn ich seine ersten Werke verpasst haben, sorgte die Pressemaschinerie doch dafür, dass der Name Benedict Wells mir bekannt war. Und so schnappte ich mir »Fast genial« in der Bücherei, als sich mir die Gelegenheit bot.

Inhalt
Francis ist fast 18 Jahre alt und sein Leben ist an einem Wendepunkt angelangt: Er erlebte den sozialen Abstieg mit, als seine alleinerziehende Mutter ihren Job verlor und dadurch in einen heruntergekommenen Trailerpark in New Jersey umziehen mussten. Kurz darauf landete sie in der Psychiatrie. Nach einem Selbstmordversuch erfährt Francis, wie er entstanden ist und macht sich mit seinem besten Freund Grover und seiner Freundin Anne-May auf die Suche nach seinem Vater.

Meinung (Ohne Spoiler) Das Buch erzählt die abenteuerliche Reise von Francis und seinen Freunden, die mit dem Auto quer durch Amerika fahren. Die Idee hinter der Geschichte des Vaters entspringt einer wahren Begebenheit. Benedict Wells schafft es wunderbar, zwischen allen Unsicherheiten seiner Hauptfigur zu balancieren: Ist Francis ein Versager? Ein Genie? Wer ist sein Vater und wie wird er auf ihn reagieren? Löst seine Herkunft all seine Probleme? Und was ist mit seinem immer wiederkehrenden Traum über ein Roulette im Casino?
Dasselbe Schwanken entspinnt sich zwischen Francis, Grover und vor allem Anne-May. Bis zum Schluss bleibt unklar, wie sich das Dreiergespann entwickeln wird.
Der Stil ist leicht zu lesen, die Handlung baut ein gutes Tempo auf, gewürzt mit spannenden Entwicklungen der Charaktere. Allerdings bleibt alles in allem etwas zu oberflächlich, viele Worte und Möglichkeiten unangetastet, die Reise unscheinbar. Bei mir entstand dadurch der Eindruck, lediglich die Fassade eines heutigen Amerikas vor mir zu haben und gerade durch den Hintergrund des Autors stellte sich mir oft die Frage, wie real die Schilderungen aus dem Trailerpark nun wirklich sind (auch wenn Benedict Wells für den Roman eine Reise durch die USA gemacht hat).

Meinung (mit Spoiler)
Etwas ernüchtert war ich, als ich einen Artikel zur Samenbank der Genies fand, der fast genau die Handlung des Romans aufzeichnete. Die Parallelen waren unübersehbar.
Trotzdem hat mir die Ausarbeitung von Benedict Wells gefallen: Dieses verrückte Roadmovie, die verquere Beziehung zwischen Francis und Anne-May, sein ständiges Schwanken zwischen Verlierer und Gewinner. Nicht zuletzt das Ende war meiner Meinung nach perfekt: Alle Möglichkeiten, die sich für Francis boten, zeichnete Wells auf und ließ die Wahl für den Leser offen. Welches ich mir gewünscht hätte? Ich weiß es wirklich nicht, aber genau dieser Gedanke gefällt mir; dass die endgültige Lösung für Francis in all der Unsicherheit und dem Schwanken niemals festgelegt wird.

Fazit Eine leichte Lektüre mit spannenden Figuren: Überraschende Wendungen und interessante Ideen, die gut herausgearbeitet sind, machen den dritten Roman von Benedict Wells zu einem Roadmovie-Schmöker. Die leichte Oberflächlichkeit, die ich ihm unterstelle, habe ich ihm gerne verziehen.



Benedict Wells
»Fast genial«
Diogenes, 336 Seiten, 19,90 Euro
ISBN: 978-3257067897
Erschienen am 23. August 2011

Mittwoch, 12. Dezember 2012

Bibliophile Momentaufnahmen – Kalenderwoche 50


Ein neuer Roman von Amélie Nothomb lag auf dem Tisch der französischen Neuerscheinungen. Ich lese die schräge Belgierin seit Jahren unheimlich gerne, mal mehr und mal weniger, je nachdem, wie ihre Geschichte sich so liest. Es ist nicht neu, dass die Autorin sich auf dem Buchcover präsentiert, aber so präsent wie hier ist es mir noch nie aufgefallen. Da ihre Geschichten teilweise starke autobiografische Züge aufweisen, ist es nicht verwunderlich, dass die Verlage mit der inzwischen zur Marke gewordenen Autorin werben.

Aber möchte ich das? Eher ungern. Egal ob in der Musik oder der Literatur, für mich stehen die Endprodukte im Mittelpunkt, demnach entweder das Lied oder der Roman. Ich bin ignorant, mich interessieren die Künstler eher selten, solange sie leben. Klingt das schräg? Ich gehe mal auf Erklärungssuche. Vielleicht, weil mich ihre Geschichten so sehr begeistern, dass ich Angst habe, dass die Biografie des Autors mich enttäuschen würde. Vielleicht aber auch, weil jeder lebende Schriftsteller eigentlich selbst eine nicht abgeschlossene Geschichte ist. Klar mache ich mir bei manchen einen kurzen Überblick des Schreibers, um mir ein Bild zu machen. Das bleibt allerdings unscheinbar im Hintergrund. Sobald ich allerdings eine Biografie eines Schriftstellers lese, der schon lange tot ist, erforsche ich ihn wie eine eigene Geschichte, gleiche das neue Bild mit dem bestehenden ab, korrigiere notfalls und betrachte seine Werke in einem neuen Licht.

Ich habe Angst, dass ich irgendwann die Präsenz von Nothomb satt haben könnte. Vielleicht passiert es nie. Vielleicht aber doch schneller, als ich es befürchte. Sollte nicht eher das Werk im Mittelpunkt stehen und von sich reden lassen? Ansonsten muss ich schnell an all die Paris Hiltons dieser Welt denken, über die jedes Boulevardblatt berichtet, die aber völlig inhaltslos sind.

Montag, 10. Dezember 2012

Buchmesse 2012 – BuchKarriere Award


Der Samstag wurde für RK und mich noch einmal besonders spannend: Wir führten für BuchKarriere – Dein Platz in der Buchbranche eine Preisverleihung durch und vergaben zum ersten Mal den BuchKarriere Award. Unsere Vorbereitungen für dieses Event dauerten schon ungeheuer lang: Pressearbeit, Auswertungen, Grafikarbeiten, Urkunden, Einladungen und vieles mehr verschlangen viel Zeit, aber es lohnte sich.


Wir feierten in einem kleinen Kreis, bestehend aus Nominierten, Verlegern und dem Branchennachwuchs. Anhand der Ergebnisse, die wir nach einem halben Jahr aus über 100 Umfragen ziehen konnten, analysierten wir drei Sieger aus. Diese Verlagshäuser schnitten am besten ab und boten dem Nachwuchs nicht nur eine gute Arbeitsatmosphäre, sondern auch verantwortungsvolle Aufgaben und eine faire Bezahlung an. Die besten Praktikanten- und Volontariatsstellen bieten der Thienemann Verlag an, dicht gefolgt vom Tulipan Verlag und dem Verlag Gräfe und Unzer. Mehr Informationen zum BuchKarriere Award gibt es auf unserer Plattform.


Freitag, 7. Dezember 2012

Eigenes Projekt – BuchKarriere



Vor einem Jahr nagte an mir eine ganz besondere Idee. Ich sprach mit Kollegen, tüftelte aus und hatte schnell das Gefühl: Ich brauche jemanden, mit dem ich dieses ganz besondere Projekt umsetzen kann. Jemanden, bei dem ich das Gefühl hatte, das es passen könnte. Und wir beide diese Idee mit viel Herzblut umsetzen könnten.

Mit der Kirsche fand ich diese Person. Mitte November 2011 trafen wir uns in München auf der Bücherschau und heckten im Gasteig unsere Idee aus. Es folgten unzählige Skype-Sessions, weitere Treffen und schließlich nahm unsere Idee Formen an und fand im Dezember endlich einen Namen: BuchKarriere – Dein Platz in der Buchbranche.



In unserer Idee geht es darum, eine Kommunikationsplattform für den Nachwuchs und die Arbeitgeber der Buchbranche zu schaffen. Wir beide sind Menschen, die gerne anpacken und produktiv arbeiten. Gibt es ein Problem, wollen wir es lösen. Und wir beide haben in der Buchbranche das Problem erlebt, was zu wenig Kommunikation auslösen kann.

Auf der einen Seite steht der Nachwuchs der Buchbranche: Junge Akademiker im Studium oder kurz vor dem Abschluss, Berufseinsteiger, Auszubildende, Praktikanten und Volontäre. Sie alle haben in den letzten zwei Jahren mehrfach auf die prekäre Arbeitssituation der Buchbranche hingewiesen. Es gibt zu viele unbezahlte Praktika und sehr viele schlecht bezahlte Einstiegsjobs. Gemeckert worden ist viel, passiert ist nichts.



Auf der anderen Seite stehen die Arbeitgeber. Zunächst haben wir uns in der Zielgruppe auf Verlage spezialisiert, werden demnächst aber auch weitere Arbeitsgruppen wie Buchhändler, Bibliothekare, Literaturagenturen und andere buchnahe Dienstleister dazunehmen. Diese Gruppe hat wiederum massive Probleme, an gute qualifizierte Kräfte zu kommen. Das mag man nicht glauben, aber in sehr vielen Gesprächen konnten wir genau diesen Unmut feststellen. Passiert ist auch hier nichts.



Mit BuchKarriere sind wir im März 2012 auf facebook online gegangen und haben inzwischen über 1200 Fans. Wohlgemerkt, innerhalb etwas mehr als acht Monaten. Parallel bauten wir uns auch Accounts auf twitter, auf Pinterest und auf tumblr auf. Während des ganzen Jahres werkelten wir zudem an einer eigenen Homepage herum, beauftragten einen Webdesigner, sich um die Nutzeroberfläche zu kümmern, eine Grafikerin bastelte uns das Logo. Wir fertigen Werbematerialien an, knüpften Kontakte zu Verlagen und Berufseinsteigern und werkelten während der Zeit an den Inhalten herum. Mit Juristen haben wir eine aktuelle Übersicht erschaffen, welche Rechte ein Praktikant und ein Volontär hat. Zudem haben wir wichtige Termine für junge Nachwuchsleute gesammelt. Im Bewerbungs-ABC widmen wir uns in Interviews wichtigen Fragen für Berufseinsteiger: Wie ist der Arbeitsalltag eines Lektors aus? Wie sieht das Ausbildungsprogramm beim Verlag XY aus? Welche Bewerbung punktet beim Personaler? Was für Wissen setzen die Arbeitgeber voraus? Und natürlich: Wie sah der Berufseinstieg von jungen Nachwuchsleuten aus? Ein Herzstück der Plattform ist zudem eine Verlagslandkarte mit über 800 Verlagen in Deutschland, Österreich, Schweiz, Italien und Luxemburg. Wir entwarfen Mock-ups und arbeiteten mit einem Programmierer zusammen, der für uns bald eine fehlende Jobbörse nur für Berufseinsteiger der Buchbranche erschaffen wird ... und natürlich das Verlagsranking, unsere wichtigste Entwicklung.



Jeder Praktikant und Volontär der Buchbranche kann bei uns nämlich seine ehemalige Arbeitsstelle bewerten. Das ganze ist völlig anonym und die Ergebnisse gehen erst ab drei Bewertungen online. Ein Pranger ist das Verlagsranking jedoch auf keinen Fall, denn die Stellen können nur mit Hilfe eines Multiple-Choice-Fragebogens bewertet werden. Die gebündelten Ergebnisse sollen nachfolgenden Praktikanten und Volontären einen Anhaltspunkt geben, ob sich die Arbeitsstelle lohnt: Wird man gut betreut? Lernt man viel und hat tolle, verantwortungsvolle Aufgaben? Wie sieht es mit dem Gehalt oder anderen Boni aus? Wir listen alles auf und machen so den Arbeitsmarkt der Buchbranche transparent. Davon profitieren auch Verlage, die um guten Nachwuchs buhlen: Durch das Feedback können sie ihr Ausbildungsprogramm optimieren.

Einen Höhepunkt durften wir während der Frankfurter Buchmesse 2012 erleben, als wir den Thienemann Verlag als besten Arbeitgeber der Buchbranche auszeichnen durften. In Zukunft hoffen wir, Recruiting-Days organisieren zu können. Diesbezüglich sind wir schon im Gespräch mit einer großen Akademie.

Im November dann der Schock: Unser Provider hatte versehentlich (!) unsere Domain gelöscht. Noch am selben Tag hat sie ein Domain-Broker aus Frankreich gekauft und wir standen plötzlich an einem Freitagnachmittag ohne Plattform da. Nach und nach stellten wir den Kontakt zu unserem Provider her, versuchten den neuen Anbieter zu kontaktieren, riefen den neuen Provider an, der wiederum den Kontakt zum neuen Käufer herstellte, wandten uns dann der denic zu, stellten einen Dispute-Antrag, denn der neue Käufer hatte komplett falsche Datenangaben gemacht und ließ über den neuen Provider ausrichten, dass er 1500 Euro für die Domain haben wollte. Ende November kam schließlich die erlösende Nachricht von der denic: Nach einer Abmahnung wegen den komplett falschen Angaben wurde uns unsere Domain wieder zugesprochen. Derzeit sind wir gerade dabei, die verlorene Zeit aufzuholen, den Provider zu wechseln und unsere Nerven zu beruhigen.




Weitaus positiver sind die Rückmeldungen für unser Projekt: Von Verlagen und Studenten haben wir bislang unheimlich viel Lob bekommen. Auch die Presse hat fleißig über uns berichtet, zum Beispiel mehrfach das Börsenblatt, die Jungen Verlagsmenschen und auch die STUZ. Nach der Messe konnten wir unsere erste Sponsorin gewinnen und wir freuen uns jetzt auf unsere Jobbörse, das Verlagsranking und hoffentlich auf ein fleißiges Redaktionsteam, das wir koordinieren können. In Zukunft wollen wir zudem BuchKarriere-Apps anbieten und haben sehr viele Ideen. Wir sind sehr aufgeregt und hoffen, dass unser Ziel irgendwann in Erfüllung geht, die Kommunikation zwischen dem Nachwuchs und den Arbeitgebern der Buchbranche zu verbessern. Denn nur so können wir uns besser aufeinander anstellen, um die Hürden der Zukunft erfolgreich zu meistern.

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Bibliophile Momentaufnahmen – Kalenderwoche 49


Manche Verlage haben einfach tolle Ideen, Bücher symbolisch aufzuwerten. So beispielsweise Boje, die zu Bastei Lübbe gehören. Es geht um das ernste Jugendbuch »Die 5 Leben der Daisy West« von der Autorin Cat Patrick. Die Protagonistin Daisy West führt ein Doppelleben. Jedes Mal, wenn sie stirbt, wird sie mit dem strenggeheimen Medikament Revive wiederbelebt, muss danach aber gemeinsam mit ihren Agenten Mason und Cassie untertauchen und ein neues Leben beginnen. Dadurch hat Daisy schon fünf Leben gelebt.
Dies verdeutlichen die vier Post-It-Zettel auf dem Buchcover: Auf dem ersten Blatt steht »Das 1. Leben der Daisy West«, das 2., 3., 4. und schließlich das Cover als 5. Leben. Auf der Rückseite steht jedes Mal ein Zitat und symbolisch sind Bus, Weintrauben, Boot und Bienen für die verschiedenen Todesursachen abgebildet. Tolle Idee für ein nachdenkliches Buch über Leben und Sterben.

Freitag, 30. November 2012

Buchmesse 2012 – Virenschleuderpreis


Längst hat sich der Virenschleuderpreis in der Buchbranche etabliert. Bei der Preisverleihung belohnten die Initiatoren Leander Wattig und Carsten Raimann die beste Marketingmaßnahme und die beste Marketingstrategie. Wir kamen leider nur knapp nicht auf die Shortlist, dennoch ist das Projekt ein wichtiger Überblick über aktuelle Projekte der Buchbranche.
 

In diesem Jahr haben sich insgesamt 53 Teilnehmer um den Virenschleuderpreis beworben. Per Publikumsabstimmung kamen 20 von ihnen auf die Shortlist, unter denen die Sieger ausgewählt wurden, deren Projekt besonders effizient war. Sprich: Günstig, einfach und erfolgreich. Die beste Maßnahme sicherte sich binooki mit dem literarischen Foto-Contest und die beste Strategie fuhr der Carl Hanser Verlag mit der YouTube-Serie »Michael Krüger spricht«.



Binooki haben sich 2011 in Berlin gegründet, um türkische Gegenwartsliteratur auf Deutsch zu verlegen und so Kulturen zu verbinden. Hinter dem Projekt stehen Inci Bürhaniye und Selma Wels, die künftig zehn Titel im Jahr veröffentlichen wollen. Zum Internationalen Literaturfestival in Berlin organisierten die Verlegerinnen die Aktion #berlinliestbinooki – ein literarischer Foto-Contest. Im Aktionszeitraum wurden an ausgewählten Plätzen Booklets mit Leseproben einer aktuellen Neuerscheinung aufgestellt. Postkarten und Flyer in U-Bahnen und Cafés führten die interessierten Finder mittels QR-Code zur Aktionsseite. Mit Hilfe dieser Aktionen forderten die Verlegerinnen die Menschen auf, sich beim Lesen fotografisch festzuhalten. Da in Berlin die Smartphone-Dichte sehr hoch ist, mussten die Teilnehmer das Foto lediglich bei Instragram mit dem passenden Hashtag hochladen. Die zehn Bilder mit den meisten Likes kamen in die Endauswahl, die drei besten Bilder darunter wurden von einer Jury ausgewählt und prämiert. Der erste Preis kam durch eine Sponsoring-Kooperation mit BMW/MINI zustande: Es gab ein Wochenende mit einem MINI Roadster zu gewinnen. Für den zweiten Platz gab es einen E-Reader, für den dritten Platz ein Buchpaket nebst Kaffee mit den Verlegerinnen. Durch die Aktion konnten die binooki-Verlegerinnen 400 Fotos sammeln und sich und ihren jungen Verlag bekannt machen.



Der Carl Hanser Verlag hat einen engagierten Verleger: Michael Krüger wollte den Verlag in seinen Social-Media-Aktivitäten unterstützen. In der Werbeabteilung entwickelte der Verlag das YouTube-Format »Michael Krüger spricht«. Einmal im Monat können die Zuschauer so hinter die Kulissen des Verlags blicken und Neuigkeiten über Autoren, Bücher und allgemein den Literaturbetrieb erfahren. Allerdings werden auch alltägliche Fragen beantwortet: Wie geht der Verlag mit unverlangt eingesandten Manuskripten um? Die Aufnahmen gelingen bislang immer im ersten Anlauf, es wird nicht geschnitten oder nachbearbeitet, um die Authentizität zu wahren. So erreichte der Verlag mit seinen Inhouse-Produktionen zwischen 400 und 3100 Klicks.



Mittwoch, 28. November 2012

Bibliophile Momentaufnahmen – Kalenderwoche 48


Buchgeschäfte im Ausland finde ich wunderbar. Da ich als armer Student mir derzeit nur Städtereisen innerhalb Deutschlands leiste, kann ich mich an keine Buchläden im Ausland erinnern. Zwar habe ich mir mal auf Malta alle Harry Potter-Romane auf Englisch gekauft und mitgenommen, aber ich kann mich nicht mehr an das Geschäft erinnern.

Deshalb nutzte ich während meines Ausflugs nach Prag die Gelegenheit, fremde Buchluft zu schnuppern. Gespannt schlich ich mich in eine Universitätsbuchhandlung und schaute mich um. Obwohl ich kein Wort verstand oder mir auf irgendeine Weise herleiten konnte, fand ich mich schnell zurecht. Die Bücher waren nach Fachbereichen sortiert, genauso wie bei uns. Und zwischen den gut befüllten Regalen an den Wänden war ein riesiger Tisch mit aktuellen Titeln aufgebaut. Ich entdeckte Bolaños Roman 2666 und war überglücklich, dass ich zumindest ein Buch sofort einordnen konnte.



Montag, 26. November 2012

Buchmesse 2012 – Hotlist-Party


Die Party der Jungen Verlage: Die Szene-Party der Buchmesse mauserte sich dieses Mal im Literaturhaus Frankfurt zu einem gediegenen Zusammentreffen bis in die frühen Morgenstunden. Ich blieb nur zu einem kurzen Intermezzo bis kurz vor Mitternacht, denn am darauffolgenden Tag stand mir ein anstrengendes Programm bevor.

Hippe Verleger außer Rand und Band? Das war einmal. Auf der Party der Jungen Verlage, die traditionell an den Buchmessen-Freitagen nach der Hotlist-Verleihung stattfindet, kehrte Ruhe ein, was ihren Charme nicht minderte. Die Preisverleihung fand in einem hübschen, dunkelgrünen Raum im Erdgeschoss statt. Die Bühne dort war ratzfatz abgebaut und der DJ schnell bereit. Die Indies tummelten sich im Erdgeschoss und Treppenhaus.



Im Vorfeld hielt das hartnäckige Flüstern während der Buchmesse an, war allgegenwärtig. Verabredungen wurden geschmiedet, Neulinge dazu überredet, zur Bookfair a-go-go zu gehen und alte Freunde erinnert, obwohl das Ticken der inneren Indie-Uhr reibungslos funktioniert. Schade nur, dass Messe und Literaturhaus ein wenig weit voneinander entfernt liegen. In Leipzig waren die Partys generell irgendwie alle näher beisammen.




Angefangen haben die Hotlist-Partys rückblickend betrachtet an merkwürdigen Orten: Die ehemalige Diamantbörse in Frankfurt hatte niedrige Decken, verrückte Roboterskulpturen und eine inaktive Rolltreppe. An den Wänden waren zweideutige Comics verewigt. Die Alte Hauptpost in Leipzig, groß, ein wenig kühl und steril, federweich ausgeleuchtet. Der Frankfurter Sinkkasten war so klein, eng und schmuddelig, dass die Warteschlange bis zur Zeil ging.




Und dieses Jahr nun das Literaturhaus Frankfurt. Pompös ausgeleuchtet, mächtige Säulen, träge House-Musik. Ja, die Party der Jungen Verlage war genauso hipp wie eh und je, nur strahlte sie dieses Jahr einen wunderbaren Glanz aus. Schnell trafen sich die richtigen Grüppchen, selten stand jemand allein. Das Experiment der Organisatoren war geglückt und ich bin gespannt, ob es bei dem Veranstaltungsort bleiben wird.