Mittwoch, 12. Dezember 2012

Bibliophile Momentaufnahmen – Kalenderwoche 50


Ein neuer Roman von Amélie Nothomb lag auf dem Tisch der französischen Neuerscheinungen. Ich lese die schräge Belgierin seit Jahren unheimlich gerne, mal mehr und mal weniger, je nachdem, wie ihre Geschichte sich so liest. Es ist nicht neu, dass die Autorin sich auf dem Buchcover präsentiert, aber so präsent wie hier ist es mir noch nie aufgefallen. Da ihre Geschichten teilweise starke autobiografische Züge aufweisen, ist es nicht verwunderlich, dass die Verlage mit der inzwischen zur Marke gewordenen Autorin werben.

Aber möchte ich das? Eher ungern. Egal ob in der Musik oder der Literatur, für mich stehen die Endprodukte im Mittelpunkt, demnach entweder das Lied oder der Roman. Ich bin ignorant, mich interessieren die Künstler eher selten, solange sie leben. Klingt das schräg? Ich gehe mal auf Erklärungssuche. Vielleicht, weil mich ihre Geschichten so sehr begeistern, dass ich Angst habe, dass die Biografie des Autors mich enttäuschen würde. Vielleicht aber auch, weil jeder lebende Schriftsteller eigentlich selbst eine nicht abgeschlossene Geschichte ist. Klar mache ich mir bei manchen einen kurzen Überblick des Schreibers, um mir ein Bild zu machen. Das bleibt allerdings unscheinbar im Hintergrund. Sobald ich allerdings eine Biografie eines Schriftstellers lese, der schon lange tot ist, erforsche ich ihn wie eine eigene Geschichte, gleiche das neue Bild mit dem bestehenden ab, korrigiere notfalls und betrachte seine Werke in einem neuen Licht.

Ich habe Angst, dass ich irgendwann die Präsenz von Nothomb satt haben könnte. Vielleicht passiert es nie. Vielleicht aber doch schneller, als ich es befürchte. Sollte nicht eher das Werk im Mittelpunkt stehen und von sich reden lassen? Ansonsten muss ich schnell an all die Paris Hiltons dieser Welt denken, über die jedes Boulevardblatt berichtet, die aber völlig inhaltslos sind.

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