Mittwoch, 28. März 2012

Leipziger Buchmesse 2012 – Die Kunst des Reisens

Es war einmal ein wunderbarer Arbeitstag. Er begann frühmorgens mit Rest-Koffer-Packen, setzte sich fort in Reisetasche-zur-Arbeit-schleppen und einem wundervollen Honigmelonen-Frühstück, bevor es wieder zum Schleppen ging und im Münchner Hauptbahnhof vor einem ICE endete.

Da saß ich nun, hatte es geschafft, meinen Platz zu finden (war gar nicht weit weg), hatte sogar einen Tisch für mich allein, mein unbekannter Nachbar sollte erst in Nürnberg zusteigen und keine gestörten Menschen saßen in der Nähe. Der Akku meines E-Readers war randvoll, der Laptop zum Nachladen stand für den Notfall bereit und ich verspeiste mein erstes Brot, als sich auf dem Weg zur Leipziger Buchmesse das erste Drama ereignete.

Bahn und Drama – das gehört einfach zusammen. Schräg vor mir saß ein älteres Ehepaar, um die siebzig Jahre alt, und waren sogar noch früher als ich im Zug gewesen. Vor ihnen standen zwei junge Frauen, die mit ihren Fahrscheinen wedelten. Zweifelsohne saß das Ehepaar auf ihren Plätzen. Das Ehepaar hingegen holte ebenfalls die Tickets hervor und wendelten genauso heftig: Ganz klar, beide Parteien hatten die gleichen Sitznummern für sich reserviert. Nur ... das Ehepaar hätte eine Woche früher fahren müssen. Bleiche Gesichter, Quittungen werden hervorgekramt, aufgeregt weitergewedelt. Ganz klar, auf der Quittung der Alten ist das heutige Datum verbucht. Die Lösung der Geschichte ist interessant: Das Ehepaar hat die Fahrkarten beim Schalter gekauft und auf das richtige Datum gebucht, nur leider wurde ihnen das falsche Datum ausgedruckt. Aber kein Problem, denn als ehemalige Bahnmitarbeiter konnten die beiden Alten gut mit dem Schaffner umspringen und fuhren schließlich im selben Abteil weiter hinten mit. Schließlich haben sie für die Tickets bezahlt.

Interessant wurde die Fahrt dann, als ich meine Mitreisende kennenlernte. Sie stieg in Nürnberg zu und kam aus Aschaffenburg, um von hier die schnellste Verbindung nach Jena zu erwischen. Nein, das klappte an diesem Tag nicht, denn irgendwo auf dem Weg nach Erlangen ist irgendeine Autobahnbrücke beschädigt wurden. Es gab eine Umleitung über eine Nahverkehrsstrecke nach Würzburg, Erlangen wurde ausgelassen und der Umweg nach Bamberg dauerte zwei Stunden. Meine Nachbarin ist letztendlich im Kreis gefahren ... und ich kam mit zwei Stunden Verspätung in Leipzig an.

Das Mitarbeiteressen entschädigte jedoch alles (sogar die bescheidene Lektüre in der Bahn): Im alten Auerbachskeller gab es Wildschweinbraten, Knödel und Rotkraut mit Salat. Und irgendwann betrat ein Mephisto die Bühne und kurz danach ein männliches Gretchen und sprachen merkwürdige Dinge. Es war Donnerstag Abend, und ich war in Leipzig. Zum ersten Mal.

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