Sonntag, 17. Oktober 2010

Buchmesse 2010 – Vierter Tag, vier Füße gesucht


Wie soll ich den Buchmessen-Samstag nur in Worte fassen? Es ist der Tag, an dem die Besucher spitze Elfenöhrchen und bunte Haare bekommen, die Verlagsmitarbeiter hingegen Engelsflügel oder eine Piratenmütze. Es ist der Tag der Menschen, der normalen Besucher, die in Massen in die Hallen strömen, sich riesige Taschen schnappen, die sich schnell mit Verlagsprospekten, Lesezeichen und Kostproben füllen, sodass das Volumen der Personen verdoppelt wird und die Gänge noch enger werden. Ab und an reißt der stetige Strom ab und Lücken öffnen sich, die allerdings genauso schnell wieder verschwinden als hätte man ein Buch mit lautem Knall zugeschlagen.


Dahin ist dann die Illusion, eine andere Halle oder auch nur ein neues Stockwerk in wenigen Minuten erreichen zu können. Es gibt kein Durchkommen und überall staut es sich: Vor den Toiletten, an den überteuerten Fress-Buden mit Pommes, Muffins oder Flammkuchen, an Verlagsständen mit Lesungen oder auch generell, wenn ein Autor in den engen Gängen entdeckt wird oder im Lesezelt liest.


Die Rolltreppen werden zu Todesfallen, da die unerfahrenen Besucher die erste und einzige Regel nicht beherrschen: Am Ende der Treppe einen weiten Bogen einzuschlagen. Doch was passiert? Vor der neuen Treppe staut es sich, die enge Kurve erlaubt kein Vorwärtskommen und die Menschen am Ende der Rolltreppen laufen, fallen, quetschen sich in, auf, gegen die Hacken der anderen.


Und welche eiserne Regel beherrscht die Messe am Samstag? Der Mensch, der vor einem läuft, bleibt immer im unpassendsten Augenblick stehen, um sich umzusehen, zu telefonieren, seine Sachen in der Tüte zu ordnen, jemanden zu begrüßen, nachzudenken, auf den Messeplan zu schauen, nach dem Kind zu suchen, zu fotografieren, Trinken/Essen aus dem Rucksack zu holen, eine Leseprobe, ein Buch, einen Müsliriegel, einen Apfel, ein Lesezeichen, eine Gummibärchentüte, einen Kugelschreiber mitzunehmen oder – was am wahrscheinlichsten ist – weil vor ihm ein anderer aus genau einem der anderen Gründe stehen geblieben ist. So einfach ist das.


Es ist aber auch ein Tag, an dem die Verlage mit allerhand kuriosen Veranstaltungen um die Besucher buhlen: Paul, der Tintenfisch, der die Zukunft vorhersagte, ein Comic-Zeichner von den Simpsons, das dickste Buch der Welt mit 50.560 Seiten und 40.000 jungen Autoren. Solche kleinen Entdeckungen machen selbst mir, einem großen Messe-Fan, sehr viel Freude, und so ist der Samstag trotz der Massen mein Lieblingstag.






















Und zum Schluss mal wieder ein Mensch, der mich gemeinerweise auf der Rolltreppe gefilmt hat. Sowas aber auch!

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