Freitag, 29. Juni 2012

Rezension – Charlie Huston: »Stadt aus Blut«

Wer mich kennt weiß, dass ich eine große Schwäche für Horror habe, speziell für Zombiefilme. Als ich das Cover von »Stadt aus Blut« von Charlie Huston entdeckte, wurde ich sofort in diese gruslige Vorfreude versetzt: Ein blutige Hand, die sich über den Titel nach unten zieht und dabei deutliche Spuren hinterlässt. Wie viel Zombie steckt nun zwischen den Buchdeckeln?

Inhalt
Joe Pitt ist ein Vampyr, ein Unabhängiger und ein Privatdetektiv, der in New York lebt. Die Menschen wissen nichts von der Existenz der Untoten und nach dem Willen der Vampyr-Clans, die die Stadt unter sich aufgeteilt haben, soll das auch so bleiben. Joe Pitt sorgt dafür, dass das Geheimnis bewahrt bleibt, indem er oft Drecksarbeiten erledigt – beispielsweise Zombies unschädlich machen, bevor sie auffallen. Während eines Streifzugs gerät er in die Fängen einer Intrige der Clans und muss nicht nur einen Zombieüberträger finden, sondern auch noch ein verschwundenes Mädchen.

Meinung (Ohne Spoiler)
Charlie Huston verpackt einen Kriminalfall in seinem knallharten Szenario. Es ist ein Vampirroman, wie er derzeit eher untypisch ist: Keine überirdisch schönen Charaktere, keine tränenschürenden Liebesgeständnisse, keine romantischen Verwicklungen. Joe Pitt ist ein ganz normaler Kerl, der als unabhängiger Vampyr um das Überleben kämpft, einem infizierten Mädchen ohne zu zögern das Genick bricht und in eine enorm große Klappe hat. Die Dialoge sind zynisch, unzensiert, hart. Die Handlung zieht den Leser rasch in die Unterwelt von Manhattan ein und ziemlich bald fließt das Blut in Strömen. Der Roman »Stadt aus Blut« vereint einen ungeschönten Kriminalfall mit klugen Horrorszenarien. Leider ist die Auflösung etwas einfacher geworden als erwartet, dem Lesevergnügen tat dies allerdings keinen Abbruch.

Fazit
Quentin Tarantino hätte seinen Spaß mit diesem Roman: Viel Blut, Zombies und mächtige, sich bekriegende Vampirclans bilden ein interessantes Szenario, kombiniert mit einer schnellen, harten Sprache und einem schwarzen Humor, der Spaß macht, sodass kleine Ungereimtheiten in der Handlung großzügig überlesen werden können.




Charlie Huston
»Stadt aus Blut«
Heyne, 320 Seiten, 7,95 Euro
ISBN: 978-3453675278
Erschienen im Mai 2007

Mittwoch, 27. Juni 2012

Bibliophile Momentaufnahmen – Kalenderwoche 26


Endlich hat es geklappt: Der Besuch der Berliner Buchtage. Gemeinsam mit der AKEP-Tagung waren es insgesamt drei geballte Tage zum Thema Buch. Leider habe ich von vielen Vorträgen gar nichts mitbekommen. Zum einem hätte ich ruhig schon am Abend vorher anreisen können, denn dann hätte ich den Vortrag von Sascha Lobo am Mittwoch Vormittag mitbekommen – inklusive der Verlagsgründungs-Ankündigung. Zum anderen habe ich mit protoTYPE zu tun gehabt und mich mehrmals mit wichtigen Leuten verquatscht. Ich freu mich schon auf das nächste Jahr ... mit hoffentlich mehr Zeit für die Vorträge.

Montag, 25. Juni 2012

Diskussion im Frankfurter Literaturhaus – Die Zukunft unserer Sprache

Was habe ich mich amüsiert! Die Boulevard-Kritik war Unterhaltung pur! Es war die Rede von der »Welle aus Scheiße«, von Mist, von Plappermäulern und interessanten Beschäftigungen. Zum Beispiel den Tulpen beim Wachsen zusehen. Soviel zu meiner aufsehenerregenden, boulevardesken Einleitung, jetzt kommen erst einmal die Fakten.

Frankfurter Literaturhaus. Im Literaturkabinett mit den fliegenden Stiften. Dort gab es letzte Woche eine Diskussion zu einem spannenden Thema mit einem sperrigen Titel: »Literatur 2.0 oder Unsicherheitskompetenz – Zur Zukunft unserer Sprache in Büchern und Bits«. Ich bin nicht nur wegen dem Thema hingegangen, sondern auch wegen den Teilnehmern der Diskussion: Matthias Altenburg (Autor), Petra Gropp (Lektorin bei S. Fischer), Harald Hillgärtner (Medienwissenschaftler an der Goethe-Universität) und meine Lieblings-Leicanerin Andrea Diener (FAZ-Journalistin / Bloggerin).

Statt um Sprache drehte sich die Diskussion schnell in eine andere Richtung. Es ging vor allem um die gegenwärtige Literaturkritik, sei es im Feuilleton oder in der Blogosphäre. Nachdem der Verfall der Zeitungen festgestellt ( »Die besprechen sogar Krimis!«) und die Apokalypse in Homestories vorhergesagt wurde, ging es über zum allgemeinen (Online-) Kommunikationsüberdruss. Der Raum, in dem Bücher besprochen werden, sei öffentlicher und vielstimmiger geworden.
Klar, denn die Hürden, ein eigenes Blog anzulegen oder in einem der Verkaufsportale eine Rezension zu schreiben, sind äußerst gering. Was früher in Lesegesellschaften oder unter Freunden und Bekannten besprochen wurde, ist heute mit den richtigen Begriffen in der Suchmaschine nur einen Klick entfernt. Interessanterweise hat sich eine ganz eigene Struktur gebildet, wie eine Online-Rezension formal auszusehen hat. Altenburg, der Autor, beklagte allerdings, dass derzeit noch ein Raum für die Auseinandersetzung zwischen Autor, Leser und Verlag fehlen würde. Die Kommunikation sei auf verschiedenen Portalen und in der literaturaffinen Blogosphäre verstreut, und um die richtige Rezension zu finden, müsse man sich erst durch 99 Prozent Mist wühlen, um die ein Prozent guter Kritiker zu finden.

Doch was ist überhaupt lesbar? Wie sieht eine gute Rezension aus? Da musste die FAZ-Journalistin, die auch am Buchmessen-Klatschblatt mitschreibt, eine Antwort geben. Ist es der Stil, ist es der Inhalt? Es ist auf alle Fälle wesentlich mehr. Sie müsse lesbar sein, demnach anders als eine Seminararbeit, so Diener. Altenburg sprach sich im Feuilleton für den gerechten Verriss aus, der ihm lieber sei als jegliche Lobhuddelei. »Ein Buchkritiker sollte ganze Existenzen vernichten können. Das klingt schön!« Die Literaturkritik hat für ihn deshalb die Aufgabe eines Filters, die sie aber nicht erfüllt, denn die Auswahl stimme nicht mehr. Das Feuilleton sei aufgeweicht, habe aufgegeben und sich »für den ganzen Mist geöffnet«, und der Boulevard-Journalismus verdränge die ernsthafte Literaturkritik.

Ich persönlich fand diese Beobachtungen ziemlich interessant, nicht nur als Bloggerin. Mir kreisen mehrere Gedanken durch den Kopf, zu denen vor allem die Kommunikationsverdrossenheit gehört. Ist es wirklich so, dass den Menschen die Online-Kommunikation zuviel wird? Dass sie facebook überdrüssig werden? Oder ist das nur ein Gefühl der Generation, die nicht zu den Digital Natives gehört? Ich muss allerdings an einen Artikel denken, den ich bezüglich facebook gelesen habe: Das Netzwerk wird für viele User uninteressant, langweilig, die Nutzungszeit sinkt. Ist es generell nur eine facebook-Schelte und wird das Netzwerk bald durch ein anderes ersetzt? Oder geht es hier wirklich um Menschen, die der Online-Kommunikation überdrüssig sind?

Die Feuilletonkritik finde ich zu kurz gedacht. Wesentlich spannender ist die Frage, warum die Literaturkritik sich dort gerade wandelt. Joachim Unseld sprach bei meinem Besuch in der Frankfurter Verlagsanstalt einmal von einem Bruch, der tiefe Gräben zwischen dem Feuilleton auf der einen Seite und den Lesern und Abverkaufszahlen auf der anderen Seite schlägt. Garantierte eine Rezension in einer der großen überregionalen Tageszeitungen früher noch reisenden Absatz, reagiert heute kaum mehr ein Buchhändler darauf, weil einfach keine Reaktion erfolgt. Die Literaturkritik im Elfenbeinturm – genau das habe ich auch während meinen Praktika in Verlagen beobachtet. Mal schauen, wie sich alles in Zukunft entwickeln wird.

Spannend ist auch die versteckte Blogger-Kritik: Klar gibt es viele schwarze Schafe, die ein Buch einerseits ganz doll traurig, andererseits aber richtig super finden. Oder einfach nur oberflächliche Kritiken schreiben, um Rezensionsexemplare abzugreifen. Aber haben diese Blogs wirklich eine Relevanz, die fürchtenswert wäre? Wer bestimmt überhaupt, wie eine gute Literaturkritik aussieht und geht die Schelte nicht auch ein bisschen in die Richtung der gelesenen Schundliteratur?

Ich selbst experimentiere gerade mit Rezensionen herum. Hut ab vor all meinen Mitbloggern, die seitenlange Rezensionen schreiben, doch lange Texte liest heute im Netz keiner mehr. Außer, es handelt sich um eine Kritik, die wirklich wichtig für jemanden persönlich ist, Stichwort: Lieblingsbuch. Deshalb versuche ich meine Texte möglichst knapp zu halten und stark zu strukturieren. Ich mag Zwischenüberschriften in Zeitungen überhaupt nicht (denke jedes Mal, dass ich dadurch nur gespoilert werde), deshalb kategorisiere ich meine Kritiken und fette essentielle Passagen, sodass alle meine Texte überflogen werden können.

Ich lese alles, wirklich jedes Genre. Durch mein Studium der Komparatistik habe ich in der Hinsicht wirklich viel erlebt und mein aktueller Stapel ungelesener Bücher würde so manchen Schmunzeln lassen. Doch ich rezensiere nicht jedes Buch, denn dafür ist mir meine Zeit zu schade. Allerdings habe ich eine Vorliebe für grottenschlechte Bücher, vornehmlich aktuelle Bestseller, die ich nach allen Regeln der Kunst gerne auseinandernehme, literaturwissenschaftlich betrachtet, um ihnen den schönen Schein zu nehmen. Ich bin halt gerne gemein.

Letztendlich ist das Internet, wie auch die Diskussionsteilnehmer im Frankfurter Literaturhaus festgestellt haben, eine Chance für Nischenliteratur. Bis dahin bleibt dem buchaffinen Leser einfach nur die Aufgabe, die Häppchen der gigantischen Auswahl einzuordnen und zu beurteilen. Hoffentlich sind wir dazu alle mündig genug.

Freitag, 22. Juni 2012

Literary Tattoos – Bibliophile Tattoos


Ein weiteres Phänomen, was mich seit Pinterest ständig begleitet, sind neben ausgefallenen Küchlein, DIY-Gartendekorationen und Buchregalen vor allem eines: Literarische Tattoos. Bislang habe ich diesem Körperschmuck wenig Beachtung gezollt, doch seit Pinterest respektiere ich sie vor allem als eigenständige Kunstform (im Idealfall). Besonders spannend wird es, wenn Bücher zum Thema werden. Von diesen Literary Tattoos möchte ich Euch einige Varianten vorstellen und fange am besten mit der verbreitetsten an: Zitate aus Büchern. Im ersten Foto wurde Shakespeares »A Midsummer Night's Dream« verewigt. Für viele Zitate sucht sich der Tätowierte ausgefallene, passende Schriften aus, oftmals sind es verschlungene Handschriften, die leider nicht immer gut lesbar sind, besonders wenn sie sich an Körperstellen befinden, die das Tattoo oft verzerren. Eine weitere Möglichkeit sind Unterschriften von berühmten Autoren samt Silhouette, so gesehen bei einem Jane Austen-Tattoo.


Eine Steigerung zu Buchzitaten sind ganze (Schlüssel-) Szenen aus Büchern. Auf dem Arm wurde Ray Bradburys »Fahrenheit 451« verewigt, die Szene mit den brennenden Büchern. Das ist Gänsehaut pur! Weitere Szenen, die ich aufgestöbert habe, kamen von Alice im Wunderland – inklusive einem Zitat – und fliegenden Karten. Außerdem eine Szene aus Richard Adams »Watership down« – ich liebe das Buch und das Tattoo versetzte mich sofort zu den Kaninchen und frischem Klee zurück. Wesentlich witziger ist die Figur »Wo ist Walter?«, die hinter dem Ohr ihrer Besitzerin hervorlugt oder das Gesicht der Grinsekatze auf dem Rücken. Neben ganzen Szenen wird ab und an nur ein Gegenstand aus einem Buch verwendet, zum Beispiel der goldene Schnatz aus den Harry-Potter-Romanen oder einfach die Zahl 42.
Als weitere Variante taucht immer mal wieder der Kopf eines Schriftstellers am Arm, Rücken, Bein auf. Oder nur der Name und die Lebensdaten.


Es ist nahe liegend, dass auch Bücher das Motive bibliophiler Tattoos sein können. Meistens werden richtig alte Schmöker verarbeitet, die auch Walter Moers in seinen Büchern gerne verwendet: Aus Leder, mit Bünden und Einbandverzierungen. Bücher werden generell in allen möglichen Posen abgebildet: Aufgeschlagen, fallend, gestapelt, in Regalen aufgereiht. Der Fokus liegt wirklich am Medium selbst, denn nur selten ist ein Buchtitel oder ein Autor vermerkt. Meistens finde ich die Motive schön, doch auch hier gilt: Je größer das Tattoo, desto unförmiger wirkt es ab und an.


Spannend finde ich Satzzeichen als Tattoos. Sehr oft habe ich Gänsefüßchen entdeckt, meiner Meinung nach eine schöne Metapher für Dialoge bzw. für einen leeren Raum zwischen den Anführungszeichen, der mit Inhalt gefüllt werden kann. Wesentlich verwirrender fand ich ein Mädchen, das sich ein Semikolon auf den zweiten kleinen Zeh tätowieren ließ. Steht es generell für die Verbindung? Für einen Bruch (neuer Hauptsatz)? Komisch, dass ich unter den gefundenen Bildern keine drei Fragezeichen fand.


Besonders spannend und sehr selten sind typografische Spielereien. An denen könnte ich mich jahrelang sattsehen. Die Schrift, die Anordnung, das Experimentelle, die Aussage, die Ästhetik dahinter: Grandios! Und leider viel zu selten. Ich muss mal meine Typografie-Bücher wälzen, oder vielleicht lieber nicht. Sonst komme ich noch auf Ideen...!


Wie sieht es aus, wenn ein Buchmotiv zum bibliophilen Tattoo wird? Dann erhält man ein Reh mit dem Schriftzug »always.« – und die schönste Geschichte, die ich auf meiner Suche entdeckt habe. Nach zwölf Jahren, sieben Büchern und acht Filmen wollte der Ideengeber die Liebe zu den Harry Potter-Büchern auf seinem Körper verewigen. Es suchte sich ein Zitat aus: 
»After all this time, Serverus?« – »Always.«
Diese Szene, in der Serverus seine lebenslange Liebe zu Lilly Potter eingesteht und seinen Patronus fliegen lässt (eine Hirschkuh), verdeutlicht nicht nur die tiefe Liebe zweier Menschen, sondern auch die Liebe zu den Büchern. Oooh! Es ist wirklich spannend, was für Geschichten hinter so unscheinbaren Tattoos verborgen sein können.


Eines meiner Lieblingstattoos zeige ich Euch zum Schluss. Ein kleiner, versteckter Bücherstapel. Sozusagen die Bücher, die man immer mit sich trägt. Die die Digitalisierung überleben werden. In der Hinsicht finde ich weiße oder hautfarbene Tätowierungen ziemlich spannend, sodass die Bilder wie Narben aussehen. Als würden sie aus der Haut entstehen und hinauswachsen wollen. Als wären sie ein Teil vom Körper und vom eigenen Ich. Mal sehen, vielleicht wälze ich doch noch ein paar Typo-Bücher.

Und zum Schluss noch wie immer die Quellen, sofern Pinterest sie hergibt:
Buchmotiv, Buchszene, Typografische Spielerei, Zitat, Bücher, Satzzeichen.

Mittwoch, 20. Juni 2012

Bibliophile Momentaufnahmen – Kalenderwoche 25


Früher hatte ich immer ein Buch dabei, das ich in der Bahn immer gelesen habe. Das ist heute nicht anders, denn mal ehrlich: Wie kann man überhaupt auf die Idee kommen, das Haus ohne Buch zu verlassen? Doch ob es gelesen wird, ist wieder eine andere Sache. Als würde ein guter Freund in der Handtasche warten und auf seinen Leser aufpassen. Jedenfalls bekommt das Reise-Lesebuch seit einem halben Jahr Gesellschaft von meinem E-Reader, dem Asus Eee Note. Auf ihm speicher ich aktuelle Blogartikel, die ich im Zug lese. Aktuell beträgt mein digitaler SuB (oder SuA?) 123 Artikel ... dafür muss ich noch lange reisen. Zum Glück steht nun eine Reise zu den Berliner Buchtagen an!

Montag, 18. Juni 2012

Bibliomanie – Buchstaben auf den Nägeln


Ich trage schon länger die Idee mit mir herum, die sogenannten Zeitungsnägel auszuprobieren. Angefixt durch  die Bildbeispiele aus Pinterest habe ich es heute gewagt: Und es hat funktioniert. Und es ist einfach.

Ich habe zunächst einen Unterlack aufgetragen (mache ich immer, zum Schutz und Pflege der Nägel, z.B. den p2 8in1 Nail-Wonder), darüber einen beigefarbenen Nagellack (z.B. stormy von p2). Nachdem die Nägel gut getrocknet sind, schneidet man kleine Zeitungsschnipsel aus, tunkt sie in Alkohol (Ha! Mit Klosterfrau hat es auch geklappt!) und legt den nassen Schnipsel auf den Nagel. Nun muss nur noch der richtige Zeitpunkt gefunden werden: Nimmt man die Zeitung zu früh von den Nägeln (bis 10 Sekunden), dann sieht man die Schrift kaum. Bleibt sie zu lange auf den Nägeln (40 Sekunden und länger), bleiben beim Ablösen des Schnipsels Papierreste auf den Nägeln. Zum Schluss kommt noch ein Überlack (z.B. studio nails - better than gel nails top sealer von essence) darüber, damit die Buchstabennägel schön lange halten bleiben. Fertig! (-:

Freitag, 15. Juni 2012

Literary Wedding – Eine literarische Hochzeit


Heute widmen wir uns einem schönem Thema, das mich seit kurzer Zeit gedanklich nicht mehr los lässt. Das erste Bild verrät es vielleicht schon: Eine literarische Hochzeit. Eigentlich eher untypisch für mich. Bislang widerte mich der Gedanke an eine normale Hochzeit an. Es sind meistens pompöse Feiern mit viel zu vielen Gästen, von denen die Hälfte beleidigt ist, weil sie erst im Nachrückverfahren einen Platz auf der exponentiell ansteigenden Gästeliste bekamen und lassen das Brautpaar dies natürlich auch deutlich spüren. Das Brautpaar wiederum hat so hohe Erwartungen an ihre Traumhochzeit, dass sie den Tag nicht genießen können und das ganze zu einer steifen Veranstaltungen verkommt, bei der stur jegliche Hochzeitstraditionen abgenickt und durchgejagt wird. Grauenvoll. Die Krönung bei solchen Veranstaltungen sind kirchliche Hochzeiten, bei denen man deutlich merkt, warum das Brautpaar erst kurz vor der Trauung in die Kirche eingetreten ist. Selbige treten dann nach der ersten Kirchensteuer-Zahlung natürlich sofort wieder aus.


Aus all diesen grauenhaften Vorstellung manifestierte sich für mich der Gedanke, wenn schon Heirat, dann nicht für das Ansehen, den Status, das Prestige, die Verwandten, die Familie, die Freunde, die Kirche, sondern nur und wegen der Liebe. Und was wäre da romantischer als eine kleine Hochzeit, nur mit den Trauzeugen, einem spitzen Fotografen und mit dem Mann, den man liebt? Irgendwo im Ausland, wahlweise irgendwo in Nordeuropa an einem besonderen Ort? Nachts? Im Schein der Nordlichter? 


Doch dann stolperte ich auf Pinterest über ein Board, das den unschuldigen Namen Literary Wedding trug. Und plötzlich konnte ich mich mit dem Gedanken an eine schnöde, etwas größere Hochzeit versöhnen. Blöde, romantische Frauenhormone, ihr blöden Gene da. Egal wie sarkastisch und zynisch ich doch gerne bin, egal wie viele Zombie-Blut-Massaker-Filme ich verschlinge und egal wie sehr mir ein modernes Frauenbild wichtig ist: Bei den Bildern bekam ich dann doch kitschige Herzchenaugen. Ich weiß nicht, wie bekannt Themenhochzeiten in Deutschland sind, aber ich wäre vorher nie auf die Idee gekommen, meine ständigen Wegbegleiter in Form einer literarischen Hochzeit in den schönsten Tag des Lebens einzubeziehen. Angefangen beim Heiratsantrag (Ring im Harry Potter-Buch, im Kapitel »The unbreakable Vow« – trotz der Zerstörung des Buches: Oooooh!) und dem Verlobungsring. Zugegeben: Der gezeigte Ring könnte im Alltag ein wenig unpraktisch sein. Aber als Verlobungsring, den ich nicht ständig tragen würde, bietet sich so eine Spielerei schon an. Überhaupt gibt es sehr vielen bibliophilen Schmuck, von denen ich euch schon einige Exemplare vorgestellt habe. Natürlich ist das günstiger Modeschmuck, aber viele der hochpreisigen, bibliophil angehauchten Ringe finde ich zu experimentell und wenig ästhetisch. Vielleicht gibt es dann doch einige typografische Spielereien, die ich noch nicht entdeckt habe (hoffentlich!). Doch reden wir zunächst über den Ort des Geschehens.


In einer Bücherei oder Bibliothek zu heiraten oder zu feiern, klingt vielleicht zunächst ziemlich romantisch. Ich bekomme die Bilder auch gar nicht mehr aus meinem Kopf heraus und sie halten sich hartnäckig an der Realität fest, die jedoch so gar nicht stimmt. Mal ehrlich, ich habe hier in Deutschland noch nie eine so schöne Bibliothek oder Bücherei gesehen, die auch nur annähernd an meine romantischen Klischeebilder amerikanischer Buchparadiese herankommen würde. Mit Ausnahme der Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar. Dort, im weißen Saal, könnte man im weißen Brautkleid bestimmt tolle Fotos machen – in Schlappen, damit man den Fußboden schont. Auf dem Pinboard habe ich vielleicht gerade deshalb viele Bilder von Freiluft-Hochzeitsorten gesehen, die unter Pavillons in der Natur gefeiert, mit viel bibliophiler Tischdekoration aufgepeppt und einem Bücherbogen für das Brautpaar vollendet wurde. Diese Variante hat mich mehr überzeugt, da eine Bibliothek mit dunklem Holz zwar urgemütlich, für eine Hochzeitsgesellschaft allerdings vielleicht zu beklemmend wirkt.


Das Brautkleid, das wichtigste an einer Hochzeit überhaupt! Wie viele Bilder ich doch von Kleidern aus Büchern und Papier gesehen habe! Kunstvoll gefaltet, geklebt und gebunden, doch allesamt sahen sie nicht so schön aus wie erhofft. Papier ist halt doch ein wenig steif. Mein bibliophiles Hochzeitskleid würde ich eher klassisch halten, ohne Rüschen, aber mit leichter Schleppe und viel Tüll. Ein echtes Feenkleid eben, und dieses würde ich mit typografischen Accessoires aufpeppen. Vielleicht am Saum einen Stoff einnähen lassen, der wie Buchseiten aussieht? Oder einen Gürtel, der ähnlich aussieht wie der typografische Schal, den ich auf Pinterest entdeckt habe und den es auch in Weiß gibt?


Des Weiteren gibt es ganz viele Möglichkeiten, unauffällig das bibliophile Thema aufzugreifen: Wie wäre es mit Buchstaben-Nägeln? Oder weiße Pumps mit demselben Muster, die nur beim Tanzen aufblitzen? Manschettenknöpfe beim Mann? Oder eine durchsichtigen Schleier mit diesem Muster? Am meisten begeistert hat mich die Idee eines Blumenstraußes aus Papier und Perlen, denn es gibt nichts, was ich mehr hasse als Blumensträuße. Warum?


Ich gebe es zu, ich habe einen kleinen Pflanzentick. Deshalb finde ich es ziemlich pervers, dass sich Menschen über sterbende, tote Blumen freuen. Die müssten sich doch auch über einen Strauß tote Ratten freuen? Da bekomme ich lieber die Pflanze im Topf, aber doch keine toten Blumensträuße! Und deshalb sind Papierblumensträuße eine wunderbare Alternative für mich. Der Strauß in Herbstfarben gefällt mir besonders gut, mal schauen, ob ich so etwas mal probeweise nachfalten werde, denn ich bastle auch gerne. Einladungskarten wären bei einer literarischen Hochzeit eine weitere Möglichkeit, sich dahingehend auszutoben. Ich habe als Bildbeispiel eine sehr schlichte Einladungskarte gewählt. Ich habe eine Schrift, die Jane Austens Handschrift nachempfunden sein soll, die ähnlich aussieht. Ich habe allerdings auch schon Einladungskarten in Form von Lesezeichen gesehen oder Eulenfedern als Zugabe. Zur edlen Einladung auf Büttenpapier könnten noch aus Buchseiten ausgeschnittene Herzchen dazugelegt werden – dieses bibliophile Konfetti würde sich auch statt dem Reiswerfen eigenen.


In meiner Zeit in München habe ich – trotz fehlendem Backofen – meine Begeisterung für das Backen entdeckt. Deshalb wäre der perfekte, bibliophile Hochzeitskuchen ebenfalls ein großes Thema. Meine Bedingung in der Hinsicht? Es muss möglichst echt aussehen. Und lecker schmecken. Die meisten Torten fand ich dahingehend eher zu langweilig, und einige, die direkt wie Bücher aussahen, waren zu wenig Hochzeitskuchen, um mich zu begeistern.


Ganz süß hingegen fand ich die kleinen Cupcakes, die auf dem Bild mit den Büchern zwar eher der Tischdeko dienen, aber ich habe auch einige literarische Küchlein mit kleinen Marzipan-Büchern und anderen literarischen Motiven darauf entdecken können.


Tischdekoration - da wären wir auch schon beim nächsten Thema. Da sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt: Hat man einen Tisch, gibt es Tischdecken oder Läufer mit Buchstaben drauf. Müssen kleine Gruppentische gedeckt werden, bieten sich zudem Farb- oder literarische Motive an: Der Jane-Austen-Tisch, die Papiertüten mit Fragezeichen beim Pynchon-Gruppentisch, purpurne Rotwein-Dekoration beim Goethe-Tisch. Und natürlich Bücher, nach Farben sortiert. Originell fand ich auch kleine Schreibmaschinen an den Tischenden. Vermisst habe ich Kerzen mit Textauszügen darauf. Oder Windlichter aus Buchseiten.


Neben dem perfekten Mann, dem perfekten Kleid, dem perfekten Ort-Kuchen-Strauß-Dekoration gehört bei mir der Fotograf zu einer Hochzeit dazu. Da Wortschatz und ich beide leidenschaftlich fotografieren, haben wir hohe Ansprüche. Ich habe mir meinen Traumfotografen schon auserkoren und er hat von mir schon indirekt Andeutungen bekommen (»Falls es irgendwann dazu kommen sollte, sei vorbereitet, sonst rede ich nie wieder ein Wort mit dir!«). Ebenfalls spannend finde ich den Gedanken, die Hochzeit in Zeitrafferaufnahmen festzuhalten – diesen Effekt finde ich wesentlich spannender und ästhetischer als schnödes Filmmaterial.


Doch zu einer Hochzeit wird es bei mir wahrscheinlich niemals kommen. Das versicherte mir mein Wortschatz mit ernstem Gesicht, aus einem einfachen Grund: Er könne es  nicht ertragen, vor dem Standesamt zu stehen und auf mich zu warten. Und ich komme nicht, weil ich mich schon wieder verlesen habe. Seufz!



Und zum Schluss noch sämtlich Ursprungsquellen, sofern man das über Pinterest nachvollziehen kann:

Mittwoch, 13. Juni 2012

Bibliophile Momentaufnahmen – Kalenderwoche 24


Gefunden! Und zwar ein Cache – mein erster! Warum landet dieser Schnappschuss in der bibliophilen Momentaufnahme? Wegen Ursula Poznanski. Die Autorin hat einen Krimi geschrieben, den ich vor ein paar Wochen gelesen habe. In »Fünf« gehen die Ermittler auch auf die Suche nach Geocaches, aber nicht, weil es ihnen Spaß machen würde, sondern weil der Mörder in ihnen Leichenteile versteckt. Zum Glück war bei meinem Fund nur das Logbuch drin.

Montag, 11. Juni 2012

Testbericht E-Reader – Onyx Boox M92

Technische Details
Der Onyx Boox M92 ist ein E-Reader mit einem 9,7 Zoll großem Pearl eInk-Touchscreen (16 Graustufen), den es seit Dezember 2011 in Deutschland zu kaufen gibt. Er kostet je nach Shop derzeit rund 349 Euro. Der Prozessor hat eine Taktgeschwindigkeit von 800 MHz und im Inneren befindet sich ein 4 GB Speicher, der mit SD-Karten bis 32 GB erweitert werden kann. Der Arbeitsspeicher ist 256 MB groß und er kann mittels USB oder direkt per SD-Karte mit dem PC verbunden bzw. neue Dateien aufgespielt werden.
Er unterstützt folgende E-Book-Formate: EPUB, PDF, TXT, HTML, CHM, PDB, FB2, MOBI/PRC, DJVU, DOC(X), XLS (X) und PPT. Er unterstützt auch Grafik-Dateien in den Formaten JPEG, GIF, PNG, BMP und TIFF, außerdem noch Musik-Dateien in MP3 und WAV. Die Akkuleistung wird mit 8.000 Seitenwechseln beziffert. Derzeit wird er in den Farben schwarz und weiß verkauft. Wie schlägt sich dieser teure Reader im Test?

Onyx Boox M92: Ein Überblick mit modifiziertem Stift

Verarbeitung
Die Verarbeitung ist sehr gut und fühlt sich wertig an, obwohl der Reader komplett aus Kunststoff ist. Allerdings hat beispielsweise der PocketBook Reader Pro 912, der in derselben Preisklasse liegt, eine Rückseite aus Metall, sodass der Reader sich stabiler und wertiger anfühlt als der Onyx M92. Durch das Kunststoff-Gehäuse wird der große Reader allerdings auch schön leicht: Er wiegt 520 g. Nicht so gelungen bei der Verarbeitung sind die vielen Spalten im Bereich des Rahmens um das Display: In den Rillen bleibt viel Dreck hängen. Im Test hatten wir den schwarzen Onyx M92 – diese Farbe ist durch den glänzenden Rahmen sehr anfällig für Fingerabdrücke.
Die Tasten sind gummiert, haben einen klaren Druckpunkt und fühlen sich sehr wertig an. Die Anordnung der Tasten ist beim PocketBook Pro 912 gelungener und ergonomischer als beim Onyx M92: Beim Onyx sind die Tasten zum Blättern links und rechts an der Seite (Hochkant), beim PocketBook Pro 912 unten und rechts (Hochkant). Wenn man die Dokumente im Querformat lesen möchte, muss man beim Onyx jedes Mal umgreifen zum Blättern.

Onyx Boox M92: Ein Überblick über die Anschlüsse

Display
Das Display hat eine Größe von 9,7 Zoll (24,64cm) und hat ein eInk Pearl Touchscreen, der mit einem Stylus bedient wird. Die Auflösung beträgt 825x1200 Pixel. Es handelt sich um die gleichen Displays, die auch in den aktuellen Readern von Sony und Kindle verbaut werden, deshalb hat der Onyx einen besseren Kontrast und Weißwert als der PocketBook.
Seit dem letzten Firmwareupdate wurde ein Bug beseitigt: Nun funktioniert die Kalibrierung des Touchscreens, sodass der Reader mit dem Stylus sehr präzise bedient werden kann.

Onyx Boox M92: Das Hauptmenü (Kunstlicht)

Ausstattung
Im Lieferumfang enthalten sind der Stylus, ein USB-Kabel, ein Netzladegerät und eine stabile Hülle aus Leder.

Bedienung
Die Bedienung ist sehr intuitiv gestaltet, das Menü sehr klar und übersichtlich, da es allerdings auch weniger Einstellungsmöglichkeiten als bei dem PocketBook Pro 912 gibt.

Funktionen
Es gibt eine Text-to-speech-Funktion, einen Web-Browser und Musikhören klappt bei dem Reader auch. Sehr praktisch ist die Möglichkeit, den Reader mit Hilfe von SD-Karten erweitern zu können, denn so spart man sich das ständige Verbinden des Readers mit dem PC, weil er hierbei jedes Mal geladen wird und so Ladezyklen verbraucht werden.
Was fehlt ist in der praktischen Nutzung vor allem die Fähigkeit zu Multitasking. Beim Lesen wäre es zum Beispiel praktisch, ein Dokument zum Lesen und den Notizblock im Hintergrund geöffnet zu haben, um Gedanken gebündelt an einem Ort aufschreiben zu können. Oder beispielsweise beim Lesen eines Fachbuchs im Hintergrund Wikipedia geöffnet zu haben, um etwas nachzuschlagen. Das funktioniert leider nicht, genauso wie gleichzeitig lesen und Musik zu hören.
Der Lautsprecher ist vergleichbar mit denen, die man aus Handys kennt. Die maximale Lautstärke ist jedoch etwas niedrig und Tiefen bzw. Bässe sind nicht vorhanden.
Praktisch wäre es, wenn der Onyx M92 zusätzlich über einen RSS-Reader verfügen würde, um so bequem seine Nachrichten o.ä. auf dem Gerät lesen zu können, die man beispielsweise per WLAN komplett ohne die Einbeziehung des PCs abholen könnte.
Eine weitere Idee und wünschenswerte Funktion wäre ein anpassbares Menü beziehungsweise überhaupt die Möglichkeit, etwas anzupassen. Beispielsweise ist unten immer ein Lautsprechersymbol eingeblendet – dieses könnte durch einen Radierer ersetzt werden (sodass man bei den Notizen nicht dauernd das Menü aufrufen muss) oder die Lautstärkewipptasten anders belegen.

Onyx Boox M92: Notizfunktion im PDF (Kunstlicht)

Lesen
Lesen – die wichtigste Funktion des Onxy M92 – funktioniert sehr gut und durch den flotten Prozessor sehr schnell. Laut Herstellerangaben packt er auch Dateien bis 200MB. Die Blättergeschwindigkeit ist ebenfalls sehr schnell und nicht langsamer als beim Blättern in einem richtigen Buch. Die Seiten wechseln kann man mit Hilfe der Tasten, des kleine Joysticks oder (außer im Zeichenmodus) mit Hilfe des Stylus.
Es gibt eine Notizfunktion, in der die betreffende Textstelle markiert wird. Anschließend öffnet sich ein Feld und die gewünschte Notiz kann auf einer Bildschirmtastatur eingetippt werden. Diese Notizen können nachher als TXT-Datei exportiert werden, hierbei wird eine gleichnamige TXT-Datei erzeugt, die den markierten Text, die Seitenzahl sowie den Kommentar enthält. Im Zeichenmodus kann man mit dem Stylus direkt im Text schreiben – sogar in PDF. Die Notizen können dann in einer neuen PDF abgespeichert werden, die denselben Dateinamen mit dem Datum der letzten Änderung trägt.
Besonders hervorzuheben sind die vielen Möglichkeiten, um den Text heranzuzoomen. Bei EPUB geht es von 100 bis 500 Prozent Vergrößerung in 25 Prozent-Schritten, bei PDF gibt es ebenfalls sehr kleine Schritte von 10-400 Prozent. Außerdem hat der Onyx M92 zwei sehr praktische Zoom-Funktionen: Hinter Hide margin versteckt sich die Möglichkeit, einen Text ohne die leeren Seitenränder zu skalieren und bei Selection to Zoom zieht der Leser selbst ein Rechteck auf, das den gewünschten, angezeigten Bildbereich anzeigt, was bei eingescannten Büchern sehr hilfreich ist.
Ebenfalls praktisch ist die Möglichkeit, die Schrift bei gescannten Seiten fetter und dunkler zu machen. Diese Funktion ist bei schlechten, schwachen und dadurch schlecht lesbaren Kopien sehr nützlich. Neben dem Lesen gibt es auch die Möglichkeit, Notizen zu machen. Besonders gut funktioniert das beispielsweise mit Powerpointfolien, die man vor Seminaren und Vorlesungen auf den Reader laden und danach mit Notizen ergänzen kann.

Onyx Boox M92: Schmutzansammlung in den Rillen am Rahmen

Software
Auf dem Onyx M92 läuft ein Linux-Betriebssystem. Die Firma ist noch nicht so lange auf dem Markt wie beispielsweise PocketBook und hat deshalb auch weniger Funktionen. Mittlerweile hat Onyx den größten Teil der Software im Quellcode bereitgestellt, was dem Einsatz von Booxtor zu verdanken ist. Es ist zu hoffen, dass die wenigen verbliebenen Dateien noch folgen werden. Im mobilread-Forum gibt es bereits einige interessierte Entwickler, die einige Anpassung an der Software vornehmen könnten. So einer von ihnen schon eine deutlich verbesserte Skribble-App geschrieben, mit der man komfortabler Notizen machen und diese auch mit Xournal am PC weiter bearbeiten kann. Beim letzten Update wurde zum Beispiel ein Bug bei der Kalibrierung des Displays behoben, ein neuer Zoom-Modus eingefügt (zwei Punkte markieren den gewünschten Zoombereich) und das Abspeichern der eigenen Notizen wurden auf TXT umgestellt (vorher: eigenes Format).
Sehr angenehm ist außerdem, dass keine Software benötigt wird, um den Onyx mit dem PC zu verbinden. Der Reader kann als USB-Massenspeicher (USB-Mass Storage Device) verwendet und Daten direkt aufgespielt werden – mit Hilfe eines USB 2.0-Kabels oder der SD-Karte.

Onyx Boox M92: Der Rahmen ist anfällig für Fingerabdrücke

Firma
Onyx ist eine chinesische Firma. Für Deutschland gibt es einen Kontaktmann, der den Vertrieb der E-Reader organisiert und den Kontakt zwischen der Firma Onyx und der deutschen Community herstellt und Wünsche vermittelt. Die Community ist sehr aktiv und die Firma reagiert schnell auf Wünsche. So beschwerten sich beispielsweise viele User am Anfang, dass der Quellcode der Daten nicht offengelegt ist – mittlerweile ist fast alles offen verfügbar. Laut einigen Gerüchten im Forum arbeitet Onyx derzeit an einem HD-Display.

Onyx Boox M92 Vergleich: Tageslicht mit Wolken (links) und Kunstlicht (rechts)

Fazit
Der Onyx M92 ist ein Reader, der ein ideales, schnelles und qualitativ hochwertig verarbeitetes Lesegerät ist. Das Display ist toll und der Prozessor schnell. Das Betriebssystem ist stabil und das Menü klar strukturiert und intuitiv. Besonders spannend werden die nächsten Updates sein: Die Community stellt eine Wunschliste mit Verbesserungsvorschlägen auf und wir sind gespannt, was umgesetzt wird.
Der Onyx Boox M92 ist durch seine Größe vor allem zum Lesen von wissenschaftlichen Dokumenten (vorwiegend PDF-Dateien) im A4-Format geeignet. Dabei sind die Notizfunktion sowie das Wörterbuch zum Nachschlagen beim Lesen von beispielsweise englischen Texten sehr nützlich. Als Schulheftersatz zum Schreiben von längeren Texten ist er jedoch nicht geeignet. Der dünne Stylus (auf den Bildern ist ein modifizierter Stift zu sehen!) und die Displaytechnologie erschweren das Schreiben, weshalb auch das Schriftbild leidet und man gezwungen wird, relativ groß zu schreiben. Die Geschwindigkeit tut dann ihr übriges.

Freitag, 8. Juni 2012

Aus dem Alltag einer Buechereule – Fototour in den Münchner Tierpark Hellabrunn


Letztes Jahr war ich im Frankfurter Zoo und habe darüber philosophiert, was ein richtig gutes Zoo-Foto ist. Und überhaupt, wie sich viele der Fotografen im Zoo benehmen. Wortschatz und ich versuchen uns, von ihnen abzugrenzen. Klar, das dürfte schwer sein in einem Zoo, der Tiere in Käfigen hält und von Besuchermassen durchströmt wird. Doch man kann versuchen, anders zu sein und anders zu reagieren.


Man muss nicht pfeifen, in die Finger schnipsen und brüllen, damit die Tiere in die Kamera schauen (ich spreche hier von Eltern und nicht von Kindern, die ich dabei beobachtet habe). Man muss nicht blitzen, um ein Tier gut ablichten zu können, und generell ist es wünschenswert, die Tiere so wenig wie möglich in ihrer Umgebung zu stören. Das heißt auch mal, Zeit mitzunehmen. In einem der abseits gelegenen Freiflugvolieren in Frankfurt warteten wir einmal fast eine Stunde, bis es den Vögeln ruhig genug wurde und sie in unsere Nähe kamen.


Außerdem finde ich es spannend, nicht nur das bisschen verbliebene Sozialverhalten zu beobachten, sondern genau diese seltenen schönen Momente festzuhalten. Es sind Aufnahmen, die nicht das typische Knips-Zoo-Bild darstellen, sondern versuchen, die Tiere so natürlich wie möglich abzubilden. Als wären sie wirklich frei. Ohne Gitterstäbe, mit viel Zeit und ohne Fingerschnipsen. So kosteten mich die Bilder zumindest Arbeit und Mühe, ich konnte mir über Kompositionen und Licht- und Blendeneinstellungen Gedanken machen und so aus leicht zugänglichen Motiven viel herausholen. Nächstes Mal werde ich noch mehr mit meinem Lieblingsthema spielen: Stark unterbelichteten Motiven.


Mittwoch, 6. Juni 2012

Bibliophile Momentaufnahmen – Kalenderwoche 23


Die Jungen Verlagsmenschen Frankfurt sind wieder aktiv! Ich freue mich und bin gespannt, wen ich beim nächsten Treffen noch so alles kennenlernen werde. Die Mädels oben blättern übrigens die druckfrischen Verlagsvorschauen der Frankfurter Verlagsanstalt durch. Dort waren wir Gast und bestaunten den Stuck im Frankfurter Westend (jaja, die Bücher auch).

Verleger Joachim Unseld erzählte aus seinem Alltag, vom Wandel des Verlagsgeschäftes und von der Zukunft. Social Media? Er wisse ja nicht, ob seine Bemühungen in die Richtung jemals zu einem Buchverkauf geführt haben. Und das aus dem Mund des Verlegers, dessen Verlag sich sogar auf Pinterest tummelt. Sehr nett war es, sehr schön war es (ich als Suhrkamp-Verehrerin konnte meinen Blick nicht vom großen Unseld-Sohn wenden) und traurig war es. Alles zerfließt, zerfasert, zerbricht und nach einem halben Jahr Leben in einer Münchener Agentur hatte sie mich wieder, die Zerrissenheit und Angst der kleinen Verleger.

Montag, 4. Juni 2012

Rezension – Mike Lancaster: »0.4 – Eine perfekte neue Welt«

Ich liebe Bücher, die zeigen, wie sich eine Gesellschaft in naher Zukunft positiv entwickeln könnte. Vor allem aber liebe ich das Gegenteil: Dystopien zeigen eine Anti-Utopie auf. Sie stellen dar, wie sich alles zum Negativen hin entwickelt. Deshalb griff ich mir Mike Lancasters Debütroman »0.4 – Eine perfekte neue Welt«, um herauszufinden, wie der Autor seine Sicht der Zukunft dargestellt hat.

Inhalt
In einer weit entfernten Zukunft werden normale Hörspielkassetten gefunden, auf denen die Geschichte von Kyle Straker aufgezeichnet ist. Er berichtet aus einer uns vertrauten Welt und Zeit und schildert, wie sich die Welt innerhalb weniger Augenblicke komplett verändert hat. Nachdem er und drei Bekannte während einer Talentshow in einem englischen Dorf hypnotisiert werden, wachen sie in einer völlig veränderten Welt auf. Sie sind zu Außenseitern geworden und müssen sich mit vielen Fragen auseinandersetzen: Können sie in dieser neuen Welt leben? Was ist real?

Meinung (Ohne Spoiler)
»0.4 – Eine perfekte neue Welt« zeigt eine sehr einfache neue Welt auf: Sie wird nur am Rande beschrieben und angerissen. Die Handlung ist sehr einfach, wenig mysteriös und hat keine Nebenhandlungen. Zielgerichtet steuert der Leser auf die Lösung des Rätsels zu, das aber auch nicht ganz erklärt wird. Die Hintergründe bleiben unklar und verlieren sich in Mutmaßungen.
Alles in allem präsentiert Mike Lancaster eine sehr oberflächliche Geschichte. Die Figuren sind platte Stereotypen, die sich nur oberflächlich mit der neuen Situation auseinandersetzen. Gerade für Jugendliche, die sich diesem spannenden Thema stellen wollen, ist eine Identifikation wichtig, hier aber leider kaum möglich. Die Erwähnung von Facebook, Twitter oder Apple-Produkten reicht für eine Identifikation leider nicht aus.
Lediglich die Anmerkungen des Herausgebers zu der gehörten Geschichte sind witzig, erscheinen aber stellenweise auch unausgearbeitet zu sein: Wieso wird jene menschliche Eigenart wissenschaftlich penibel erklärt, andere hingegen jedoch nicht?

Meinung (mit Spoiler)
Gerade die Anmerkungen spiegeln wieder, wie die neue Gesellschaft denkt und funktionieren könnte. Allerdings sind die Anmerkungen dafür zu verstreut und wahllos gesetzt. Und wenn es um die Erschaffung der perfekten neuen Welt geht, in der keine Verbrechen mehr möglich sind – warum Identifizieren sich die Herausgeber zum Schluss so mit Kyles Geschichte? Woher kommt in dieser klinisch-neuen Welt plötzlich diese Solidarität her?

Fazit
Gute Idee, leider nur sehr oberflächlich umgesetzt. Die Unterschiede der verschiedenen Gesellschaften werden nicht gut vermittelt, die Charaktere sind oberflächlich und setzen sich nicht intensiv mit ihrer neuen Welt auseinander. Auch bleiben alle Hintergründe im Dunkeln – und eigentlich mag ich das Argument nicht, dass man die Lücken mit der eigenen Fantasie füllen soll. Das ist für mich lediglich die Rechtfertigung mittelmäßiger Schriftsteller für die Lösung ihrer eigenen Probleme, eine Erklärung zu finden.



Mike Lancaster
»0.4 – Eine perfekte neue Welt«
Oetinger, 272 Seiten, 14,95 Euro
ISBN: 978-3789141201
Erschienen im September 2011

Freitag, 1. Juni 2012

Testbericht E-Reader – Innenleben Onyx M92


Für alle, die sich schon einmal gefragt haben, wie das Innenleben eines E-Readers aussehen könnte, dürfen hier jetzt mal ganz nah an den Bildschirm gehen. Das ist ein brandneuer Onyx M92, eines der modernsten und spannendsten Lesegeräte, die derzeit auf dem deutschen Markt erhältlich sind.

In den nächsten Wochen werden auf meinem Blog mehrere Testberichte erfolgen, das Onyx M92 wird nur ein E-Reader sein, den ich vorstellen und unter anderem mit dem Pocketbook Pro 912 vergleichen möchte. Außerdem wird noch ein Sony als Einsteigergerät dabei sein und ein spannendes Konzept des Herstellers Asus. Es wird sowohl schriftliche Testberichte, als auch Videorezensionen zu den Geräten geben.

Dort werde ich unter anderem das Geheimnis lüften, wie und warum das Foto oben überhaupt zustande kam. Und ich freue mich jetzt schon auf die kompetente und tatkräftige Hilfe meines Wortschatzes.


Update:
Hier geht es zum ausführlichen Testbericht des E-Readers Boox M92 von Onxy.
Hier geht es zum ausführlichen Testbericht des E-Readers Eee Note EA800 von ASUS.