Heute widmen wir uns einem schönem Thema, das mich seit kurzer Zeit gedanklich nicht mehr los lässt. Das erste Bild verrät es vielleicht schon: Eine literarische Hochzeit. Eigentlich eher untypisch für mich. Bislang widerte mich der Gedanke an eine normale Hochzeit an. Es sind meistens pompöse Feiern mit viel zu vielen Gästen, von denen die Hälfte beleidigt ist, weil sie erst im Nachrückverfahren einen Platz auf der exponentiell ansteigenden Gästeliste bekamen und lassen das Brautpaar dies natürlich auch deutlich spüren. Das Brautpaar wiederum hat so hohe Erwartungen an ihre Traumhochzeit, dass sie den Tag nicht genießen können und das ganze zu einer steifen Veranstaltungen verkommt, bei der stur jegliche Hochzeitstraditionen abgenickt und durchgejagt wird. Grauenvoll. Die Krönung bei solchen Veranstaltungen sind kirchliche Hochzeiten, bei denen man deutlich merkt, warum das Brautpaar erst kurz vor der Trauung in die Kirche eingetreten ist. Selbige treten dann nach der ersten Kirchensteuer-Zahlung natürlich sofort wieder aus.
Aus all diesen grauenhaften Vorstellung manifestierte sich für mich der Gedanke, wenn schon Heirat, dann nicht für das Ansehen, den Status, das Prestige, die Verwandten, die Familie, die Freunde, die Kirche, sondern nur und wegen der Liebe. Und was wäre da romantischer als eine kleine Hochzeit, nur mit den Trauzeugen, einem spitzen Fotografen und mit dem Mann, den man liebt? Irgendwo im Ausland, wahlweise irgendwo in Nordeuropa an einem besonderen Ort? Nachts? Im Schein der Nordlichter?
Doch dann stolperte ich auf Pinterest über ein Board, das den unschuldigen Namen Literary Wedding trug. Und plötzlich konnte ich mich mit dem Gedanken an eine schnöde, etwas größere Hochzeit versöhnen. Blöde, romantische Frauenhormone, ihr blöden Gene da. Egal wie sarkastisch und zynisch ich doch gerne bin, egal wie viele Zombie-Blut-Massaker-Filme ich verschlinge und egal wie sehr mir ein modernes Frauenbild wichtig ist: Bei den Bildern bekam ich dann doch kitschige Herzchenaugen. Ich weiß nicht, wie bekannt Themenhochzeiten in Deutschland sind, aber ich wäre vorher nie auf die Idee gekommen, meine ständigen Wegbegleiter in Form einer literarischen Hochzeit in den schönsten Tag des Lebens einzubeziehen. Angefangen beim Heiratsantrag (Ring im Harry Potter-Buch, im Kapitel »The unbreakable Vow« – trotz der Zerstörung des Buches: Oooooh!) und dem Verlobungsring. Zugegeben: Der gezeigte Ring könnte im Alltag ein wenig unpraktisch sein. Aber als Verlobungsring, den ich nicht ständig tragen würde, bietet sich so eine Spielerei schon an. Überhaupt gibt es sehr vielen bibliophilen Schmuck, von denen ich euch schon einige Exemplare vorgestellt habe. Natürlich ist das günstiger Modeschmuck, aber viele der hochpreisigen, bibliophil angehauchten Ringe finde ich zu experimentell und wenig ästhetisch. Vielleicht gibt es dann doch einige typografische Spielereien, die ich noch nicht entdeckt habe (hoffentlich!). Doch reden wir zunächst über den Ort des Geschehens.
In einer Bücherei oder Bibliothek zu heiraten oder zu feiern, klingt vielleicht zunächst ziemlich romantisch. Ich bekomme die Bilder auch gar nicht mehr aus meinem Kopf heraus und sie halten sich hartnäckig an der Realität fest, die jedoch so gar nicht stimmt. Mal ehrlich, ich habe hier in Deutschland noch nie eine so schöne Bibliothek oder Bücherei gesehen, die auch nur annähernd an meine romantischen Klischeebilder amerikanischer Buchparadiese herankommen würde. Mit Ausnahme der Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar. Dort, im weißen Saal, könnte man im weißen Brautkleid bestimmt tolle Fotos machen – in Schlappen, damit man den Fußboden schont. Auf dem Pinboard habe ich vielleicht gerade deshalb viele Bilder von Freiluft-Hochzeitsorten gesehen, die unter Pavillons in der Natur gefeiert, mit viel bibliophiler Tischdekoration aufgepeppt und einem Bücherbogen für das Brautpaar vollendet wurde. Diese Variante hat mich mehr überzeugt, da eine Bibliothek mit dunklem Holz zwar urgemütlich, für eine Hochzeitsgesellschaft allerdings vielleicht zu beklemmend wirkt.
Das Brautkleid, das wichtigste an einer Hochzeit überhaupt! Wie viele Bilder ich doch von Kleidern aus Büchern und Papier gesehen habe! Kunstvoll gefaltet, geklebt und gebunden, doch allesamt sahen sie nicht so schön aus wie erhofft. Papier ist halt doch ein wenig steif. Mein bibliophiles Hochzeitskleid würde ich eher klassisch halten, ohne Rüschen, aber mit leichter Schleppe und viel Tüll. Ein echtes Feenkleid eben, und dieses würde ich mit typografischen Accessoires aufpeppen. Vielleicht am Saum einen Stoff einnähen lassen, der wie Buchseiten aussieht? Oder einen Gürtel, der ähnlich aussieht wie der typografische Schal, den ich auf Pinterest entdeckt habe und den es auch in Weiß gibt?
Des Weiteren gibt es ganz viele Möglichkeiten, unauffällig das bibliophile Thema aufzugreifen: Wie wäre es mit Buchstaben-Nägeln? Oder weiße Pumps mit demselben Muster, die nur beim Tanzen aufblitzen? Manschettenknöpfe beim Mann? Oder eine durchsichtigen Schleier mit diesem Muster? Am meisten begeistert hat mich die Idee eines Blumenstraußes aus Papier und Perlen, denn es gibt nichts, was ich mehr hasse als Blumensträuße. Warum?
Ich gebe es zu, ich habe einen kleinen Pflanzentick. Deshalb finde ich es ziemlich pervers, dass sich Menschen über sterbende, tote Blumen freuen. Die müssten sich doch auch über einen Strauß tote Ratten freuen? Da bekomme ich lieber die Pflanze im Topf, aber doch keine toten Blumensträuße! Und deshalb sind Papierblumensträuße eine wunderbare Alternative für mich. Der Strauß in Herbstfarben gefällt mir besonders gut, mal schauen, ob ich so etwas mal probeweise nachfalten werde, denn ich bastle auch gerne. Einladungskarten wären bei einer literarischen Hochzeit eine weitere Möglichkeit, sich dahingehend auszutoben. Ich habe als Bildbeispiel eine sehr schlichte Einladungskarte gewählt. Ich habe eine Schrift, die Jane Austens Handschrift nachempfunden sein soll, die ähnlich aussieht. Ich habe allerdings auch schon Einladungskarten in Form von Lesezeichen gesehen oder Eulenfedern als Zugabe. Zur edlen Einladung auf Büttenpapier könnten noch aus Buchseiten ausgeschnittene Herzchen dazugelegt werden – dieses bibliophile Konfetti würde sich auch statt dem Reiswerfen eigenen.
In meiner Zeit in München habe ich – trotz fehlendem Backofen – meine Begeisterung für das Backen entdeckt. Deshalb wäre der perfekte, bibliophile Hochzeitskuchen ebenfalls ein großes Thema. Meine Bedingung in der Hinsicht? Es muss möglichst echt aussehen. Und lecker schmecken. Die meisten Torten fand ich dahingehend eher zu langweilig, und einige, die direkt wie Bücher aussahen, waren zu wenig Hochzeitskuchen, um mich zu begeistern.
Ganz süß hingegen fand ich die kleinen Cupcakes, die auf dem Bild mit den Büchern zwar eher der Tischdeko dienen, aber ich habe auch einige literarische Küchlein mit kleinen Marzipan-Büchern und anderen literarischen Motiven darauf entdecken können.
Tischdekoration - da wären wir auch schon beim nächsten Thema. Da sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt: Hat man einen Tisch, gibt es Tischdecken oder Läufer mit Buchstaben drauf. Müssen kleine Gruppentische gedeckt werden, bieten sich zudem Farb- oder literarische Motive an: Der Jane-Austen-Tisch, die Papiertüten mit Fragezeichen beim Pynchon-Gruppentisch, purpurne Rotwein-Dekoration beim Goethe-Tisch. Und natürlich Bücher, nach Farben sortiert. Originell fand ich auch kleine Schreibmaschinen an den Tischenden. Vermisst habe ich Kerzen mit Textauszügen darauf. Oder Windlichter aus Buchseiten.
Neben dem perfekten Mann, dem perfekten Kleid, dem perfekten Ort-Kuchen-Strauß-Dekoration gehört bei mir der Fotograf zu einer Hochzeit dazu. Da Wortschatz und ich beide leidenschaftlich fotografieren, haben wir hohe Ansprüche. Ich habe mir meinen Traumfotografen schon auserkoren und er hat von mir schon indirekt Andeutungen bekommen (»Falls es irgendwann dazu kommen sollte, sei vorbereitet, sonst rede ich nie wieder ein Wort mit dir!«). Ebenfalls spannend finde ich den Gedanken, die Hochzeit in Zeitrafferaufnahmen festzuhalten – diesen Effekt finde ich wesentlich spannender und ästhetischer als schnödes Filmmaterial.
Doch zu einer Hochzeit wird es bei mir wahrscheinlich niemals kommen. Das versicherte mir mein Wortschatz mit ernstem Gesicht, aus einem einfachen Grund: Er könne es nicht ertragen, vor dem Standesamt zu stehen und auf mich zu warten. Und ich komme nicht, weil ich mich schon wieder verlesen habe. Seufz!
Guten Morgen,
AntwortenLöschensehr interessanter Post. Du sprichst mir aus der Seele. Ich bin auch eher Anti-Tamtam-Hochzeiten. Wenn überhaupt dann im kleinen Kreise, aber so ne Literary Wedding is natürlich auch mal was besonderes. Muss man nur noch nen Mann finden, der da mitzieht ;)
Liebe Grüße,
Swanni
Hallo :)
AntwortenLöschenIch habe deinen Blog gerade über blog-zug entdeckt und bin sofort Leser geworden :D
Liebe Grüße
Maura
(emotional-life-of-books.blogspot.de)
Ahh wie genial! Du hast soeben meine Traumhochzeit beschrieben :) Blöd nur, dass mein Traummann sich mehr für Musik als für Bücher interessiert. Wäre aber auch bestimm ein spannendes Projekt beides miteinander zu vereinen - die Noten mit den Buchstaben - die Tanzmusik mit dem Rascheln der Buchseiten - die dekorativen Instrumente mit den alten Büchern ...
AntwortenLöschenWie du nur all diese tollen Ideen findest?!
Und der Blumenstrauß aus Blättern ist ja wohl mal der Oberhammer. Ich hasse nämlich auch Bluemnsträuße und beheimate hier bei uns grundsätzlich nur Pflanzen im Topf.
Liebe Grüße,
Jimmy
Ihr Lieben, vielen Dank für eure tolle Rückmeldung - ich freue mich (:
AntwortenLöschen@Jimmy: Oh, Musik und Bücher - das passt doch auch gut zusammen? Der Brautstrauß wäre dann statt aus Buch- einfach aus Notenpapier und ein Streichquartett im bibliophilen Standesamt macht sich bestimmt auch gut. Ich sehe schon kleine Cupcakes mit Notenschlüssel und Achteln ;)
@Alle: Es existiert doch, das perfekte Brautkleid aus Papier. Ich habe mich geirrt: http://bit.ly/MkVK9c
Hach!
Hallo Büchereule,
AntwortenLöschenich werde am 10.08 heiraten und habe auch alles rund ums Buch thematisiert;-). Auf der Suche nach Hochzeitsnägel bin ich auf deine Seite gestoßen. Natürlich sind mir die Nägel sofort aufgefallen. Mich würde interessieren, wie das funktioniert. Würde mich über eine Antwort riesig freuen...!
LG,
Christina