Freitag, 22. Juni 2012

Literary Tattoos – Bibliophile Tattoos


Ein weiteres Phänomen, was mich seit Pinterest ständig begleitet, sind neben ausgefallenen Küchlein, DIY-Gartendekorationen und Buchregalen vor allem eines: Literarische Tattoos. Bislang habe ich diesem Körperschmuck wenig Beachtung gezollt, doch seit Pinterest respektiere ich sie vor allem als eigenständige Kunstform (im Idealfall). Besonders spannend wird es, wenn Bücher zum Thema werden. Von diesen Literary Tattoos möchte ich Euch einige Varianten vorstellen und fange am besten mit der verbreitetsten an: Zitate aus Büchern. Im ersten Foto wurde Shakespeares »A Midsummer Night's Dream« verewigt. Für viele Zitate sucht sich der Tätowierte ausgefallene, passende Schriften aus, oftmals sind es verschlungene Handschriften, die leider nicht immer gut lesbar sind, besonders wenn sie sich an Körperstellen befinden, die das Tattoo oft verzerren. Eine weitere Möglichkeit sind Unterschriften von berühmten Autoren samt Silhouette, so gesehen bei einem Jane Austen-Tattoo.


Eine Steigerung zu Buchzitaten sind ganze (Schlüssel-) Szenen aus Büchern. Auf dem Arm wurde Ray Bradburys »Fahrenheit 451« verewigt, die Szene mit den brennenden Büchern. Das ist Gänsehaut pur! Weitere Szenen, die ich aufgestöbert habe, kamen von Alice im Wunderland – inklusive einem Zitat – und fliegenden Karten. Außerdem eine Szene aus Richard Adams »Watership down« – ich liebe das Buch und das Tattoo versetzte mich sofort zu den Kaninchen und frischem Klee zurück. Wesentlich witziger ist die Figur »Wo ist Walter?«, die hinter dem Ohr ihrer Besitzerin hervorlugt oder das Gesicht der Grinsekatze auf dem Rücken. Neben ganzen Szenen wird ab und an nur ein Gegenstand aus einem Buch verwendet, zum Beispiel der goldene Schnatz aus den Harry-Potter-Romanen oder einfach die Zahl 42.
Als weitere Variante taucht immer mal wieder der Kopf eines Schriftstellers am Arm, Rücken, Bein auf. Oder nur der Name und die Lebensdaten.


Es ist nahe liegend, dass auch Bücher das Motive bibliophiler Tattoos sein können. Meistens werden richtig alte Schmöker verarbeitet, die auch Walter Moers in seinen Büchern gerne verwendet: Aus Leder, mit Bünden und Einbandverzierungen. Bücher werden generell in allen möglichen Posen abgebildet: Aufgeschlagen, fallend, gestapelt, in Regalen aufgereiht. Der Fokus liegt wirklich am Medium selbst, denn nur selten ist ein Buchtitel oder ein Autor vermerkt. Meistens finde ich die Motive schön, doch auch hier gilt: Je größer das Tattoo, desto unförmiger wirkt es ab und an.


Spannend finde ich Satzzeichen als Tattoos. Sehr oft habe ich Gänsefüßchen entdeckt, meiner Meinung nach eine schöne Metapher für Dialoge bzw. für einen leeren Raum zwischen den Anführungszeichen, der mit Inhalt gefüllt werden kann. Wesentlich verwirrender fand ich ein Mädchen, das sich ein Semikolon auf den zweiten kleinen Zeh tätowieren ließ. Steht es generell für die Verbindung? Für einen Bruch (neuer Hauptsatz)? Komisch, dass ich unter den gefundenen Bildern keine drei Fragezeichen fand.


Besonders spannend und sehr selten sind typografische Spielereien. An denen könnte ich mich jahrelang sattsehen. Die Schrift, die Anordnung, das Experimentelle, die Aussage, die Ästhetik dahinter: Grandios! Und leider viel zu selten. Ich muss mal meine Typografie-Bücher wälzen, oder vielleicht lieber nicht. Sonst komme ich noch auf Ideen...!


Wie sieht es aus, wenn ein Buchmotiv zum bibliophilen Tattoo wird? Dann erhält man ein Reh mit dem Schriftzug »always.« – und die schönste Geschichte, die ich auf meiner Suche entdeckt habe. Nach zwölf Jahren, sieben Büchern und acht Filmen wollte der Ideengeber die Liebe zu den Harry Potter-Büchern auf seinem Körper verewigen. Es suchte sich ein Zitat aus: 
»After all this time, Serverus?« – »Always.«
Diese Szene, in der Serverus seine lebenslange Liebe zu Lilly Potter eingesteht und seinen Patronus fliegen lässt (eine Hirschkuh), verdeutlicht nicht nur die tiefe Liebe zweier Menschen, sondern auch die Liebe zu den Büchern. Oooh! Es ist wirklich spannend, was für Geschichten hinter so unscheinbaren Tattoos verborgen sein können.


Eines meiner Lieblingstattoos zeige ich Euch zum Schluss. Ein kleiner, versteckter Bücherstapel. Sozusagen die Bücher, die man immer mit sich trägt. Die die Digitalisierung überleben werden. In der Hinsicht finde ich weiße oder hautfarbene Tätowierungen ziemlich spannend, sodass die Bilder wie Narben aussehen. Als würden sie aus der Haut entstehen und hinauswachsen wollen. Als wären sie ein Teil vom Körper und vom eigenen Ich. Mal sehen, vielleicht wälze ich doch noch ein paar Typo-Bücher.

Und zum Schluss noch wie immer die Quellen, sofern Pinterest sie hergibt:
Buchmotiv, Buchszene, Typografische Spielerei, Zitat, Bücher, Satzzeichen.

1 Kommentar:

  1. Toller Artikel (sagt jemand mit einem Beatles - Zitat auf dem Arm ;-) ) !

    Bin gerade durch den Lovelybooks Marathon hierher gekommen & finde es interessant, dass Du den Marathon mit Sachbüchern machst. Sowas in der Art hatte ich mir auch schon mal überlegt, aber "einfache" Lektüre passt mir momentan in meiner Freizeit dann doch mehr. ;-)

    Ich wünsch Dir viel Spaß !
    Sylvia

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