Donnerstag, 26. April 2012

Leipziger Buchmesse 2012 – protoTYPE (II)

Ich muss zugeben, dass ich ein wenig unglücklich war. Es war ein typisches Gefühl von Situation-in-Ordnung-aber... Woher kamen nun die Zweifel an meinem Projekt? Es gab mehrere Gründe.

Der naheliegendste war die Zusammensetzung der Gruppe. Wesentlich tiefer ging das Gefühl, irgendetwas falsch gemacht zu haben. Am Samstag hat es ein Lunchspeed gegeben. Bei leckeren Häppchen und Orangensaft erzählte uns der Referent, wie Ideen entstehen, aus denen Prototypen werden, die verkauft werden können. Wovon hängen gute Ideen ab, wie verläuft die Umsetzung, was sind Hemmnisse auf dem Weg zum fertigen Produkt? Langsam dämmerte mir, dass ich während der Ideenfindungsphase auf dem Basar ein paar Stunden vorher gerne anders vorgegangen hätte. Ich hätte gerne nicht wahllos Ideen gesammelt, sondern gerne Probleme analysiert. Denn aus Problemen entstehen Bedürfnisse, die durch einen Prototypen gelöst bzw. gestillt werden könnten. So habe ich mich durch den Markt der Ideen treiben lassen, bin um interessante Ideen herumgeschwommen und zu den interessantesten hinabgetaucht. Gerne hätte ich nun gerne ein Projekt gehabt, dass nicht nur ein wichtiges Problem löst, sondern auch von den Mitgliedern her gepasst hätte.

All diese Gefühle haben am Sonntag um kurz nach zehn Uhr in meinem Kopf geschwirrt, als bei der Begrüßung zum zweiten und letzten protoTYPE-Projekttag plötzlich eine junge Frau ähnliche Zweifel aussprach. Sie hätte gerne eine andere Methode ausprobiert, um eine Idee zu entwickeln. Keine, die hierarchisch ist (einer ist der Ideengeber, die andere schließen sich ihm an), sondern demokratisch entwickelt wurde. So stellte ich mich mit einigen anderen zweifelnden Teilnehmern der Herausforderung, den komplett Samstag in einer Kleingruppe zu wiederholen, eine neue Idee zu entwickeln und gleichzeitig mit der genauen Ausarbeitung fortzufahren, die die anderen protoTYPE-Teilnehmer den Sonntag über planten.

Schließlich haben wir uns, nach reichlich Thunfisch-Pizza, auf ein Grundproblem geeinigt: Der Leser und seine Bedürfnisse müssen wieder verstärkt in den Mittelpunkt gerückt werden. Dazu gehört es, optimal beraten zu werden, wenn es um Buchwünsche geht. Offline klappt das wunderbar, aber gerade im Web 2.0 sind die Suchfunktionen Online noch sehr verkümmert. Die Idee, eine semantische Buchsuche mit Schlagwörtern zu entwickeln, die jedes Buch beschreiben, die es möglich machen, Bücher mit Hilfe seiner geforderten Emotionen auszuwählen, war geboren. Es soll eine neue Art der Vernetzung werden, die menschlich und kein toter Algorithmus ist. Am Ende des Tages stellten wir uns dem Elevator Pitch ... und wurden akzeptiert. Bis Oktober werden wir nun an der Umsetzung bis hin zu einem Prototyp arbeiten. Auf der Frankfurter Buchmesse 2012 wird unser Emotional Book Search-Projekt abschließend präsentiert.

Montag, 23. April 2012

Welttag des Buches 2012


Auch wenn Du es vielleicht nicht mehr hören, sehen und lesen kannst: Ich wünsche Dir trotzdem einen schönen Welttag des Buches, lieber Leser. Ich hoffe, Du hast heute ein bisschen Zeit zum Blättern gefunden, so wie ich. Wenn auch ein wenig unruhig. Und vielleicht hast Du sogar zu den 33.333 Leser gehört, die heute Bücher verschenken durften?

Mittwoch, 18. April 2012

Leipziger Buchmesse 2012 – protoTYPE (I)

Im vorangegangenen Blogpost habe ich angedeutet, warum ich überhaupt beruflich auf der Messe war. Nein, die Interviews mit den Autoren habe ich in meiner freien Zeit gemacht, ebenfalls die Gespräche und das Knüpfen von Kontakten wegen eines Herzensprojekts (mehr dazu später). Der Grund hieß schlichtweg: protoTYPE.


Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels bzw. das Forum Zukunft hat eine Initiative begründet, um die Zukunft der Buchbranche mit innovativen Ideen zu bereichern. Ich gehörte nach einer denkwürdigen Videobewerbung zu den glücklichen Stipendiaten, merci dafür. Ich reiste am Donnerstag an, um den Einleitungsvortrag am Freitagabend zu hören. Die richtige Arbeitsphase für das Projekt füllte meinen kompletten Samstag und Sonntag aus. Ob das Leipziger Messegelände an den Wochenenden wohl voller war als an den Tagen zuvor? Ich habe keine Ahnung, saß ich doch von frühmorgens bis spätabends in einem schicken Konferenzzimmer des Congress Centers.

Was ereignete sich am ersten Tag des Workshops? Es gab ein »Get to know«, ein Briefing zum »Elevator-Pitch«, anschließend ein »Lunchspeed«, ein Voting zum Ideen-Ranking. Das tippe ich gerade mit einem schmunzelnden Augen, der Börsenverein liebt englische Ausdrücke, aber Scherz beiseite, es folgt nun ein detaillierter Bericht.

Dorothee Werner vom Forum Zukunft sprach in der Begrüßung voller Tatendrank von einer Aufbruchsstimmung, Ronald Schild, der Geschäftsführer der MVB, sah in dem dem Projekt eine innovative Vorhut der Buchbranche. »Keine Raubritter, sondern Menschen mit neuen Ideen.« Wie kamen diese Ideen zwischen Frühstück und Lunchspeed zustande? Gemeinfreie Ideen, die die Akteure der Buchbranche als Basis für neue Innovationen nutzen können? Impulse, die Probleme der Gegenwart lösen, um die Zukunft erträglich zu machen? Während des Ideenbasars bildeten sich zwei Gruppen unter den Teilnehmern: Die Ideengeber (»Ideenhosts«) schnappten sich Stifte und skizzierten ihre Ideen auf vorbereitete Flipcharts, die Ideenprüfer schlenderten durch das Konferenzzimmer und ließen sich von den Ideen überzeugen. Oder auch nicht, dann ging die Wanderschaft und das Prüfen weiter. Manche Ideen gewannen Anhänger, andere hingegen ähnelten anderen Vorschlägen, sodass sie zusammengefügt werden konnten. Zum Schluss brauchte jeder Prototyp einer Idee genug Anhänger, um zum Elevator-Pitch vorgelassen zu werden, wo sie dem großen Publikum innerhalb eines begrenzten Zeitfensters vorgestellt wurde. Am Ende des Tages musste jeder Punkte für die besten Ideen vergeben, sodass wieder gnadenlos ausgesiebt wurde. So konnten sich die Endgruppen formieren.


Was für Ideen haben sich dem Elevator-Pitch gestellt?
1. Eine B2B-Plattform, in der Rechteinformationen gebündelt werden, um außerdem eine Lizenz-Schnittstelle verschiedener Branchenteilnehmern zu bilden.
2. Ein unparteiisches Abrechnungsverfahren für digitale Güter zwischen dem Verlag und der Plattform (z.B. beim Flatrate-Modell).
3. Eine Content-Plattform für Endkunden, in der alle Erscheinungsformen eines Artikels aufgelistet werden, sodass ein Formatwechsel nach dem Erwerb des Contents ermöglicht wird.
4. Ein Modell, was es Endkunden ermöglicht, ein eigenes Buch zusammenzustellen (z.B. Kochrezepte, eigener Reiseführer) und Verlagen, die ihre Inhalte in die Datenbank laden, so ein neues Vertriebsmodell ermöglicht.
5. Eine Plattform, die Informationen für E-Reader bereitstellt und ein Qualitätssiegel an E-Books vergibt.
6. Ein B2B-User-Support, an denen sich z.B. Buchhändler wenden können, wenn ihr Kunde eine Frage bezüglich seines E-Readers, seines E-Books etc. hat. Der Support soll auch Webinare bereitstellen.
7. Eine Open Source Software zur Erstellung von grafisch anspruchsvollen E-Books.
8. Ein Online-Shop, der besser ist als ein großer Marktführer. Alle Branchenteilnehmer sollen eingebunden werden, also sowohl Verlage als auch Buchhandlungen.
9. Eine Studie, die die Zukunft des digitalen, stationären Buchhandels und seine Möglichkeiten ermittelt.
10. Ein Katalog mit Werkzeugen, Möglichkeiten, Methoden, wie eine Buchhandlung auch in Zeiten von Internet attraktiv sein kann (vor allem: Was für Möglichkeiten hat ein stationäres Geschäft online?).

Ich hab während des Ideenbasars sehr stark zwischen zwei Ideen geschwankt und zum Schluss lieber auf den Kopf als auf das Herz gehört: Einerseits das Abrechnungsverfahren für digitale Güter, andererseits die Möglichkeit, erst den Content zu erwerben und sich erst danach für das Medium entscheiden zu müssen. Das Thema Flatrate ist spätestens seit den Musikanbietern simfy und spotify und seit skoobe für den appleaffinen Teil der Buchbranche in aller Munde, aber ich konnte mir nicht vorstellen, wie ein mediumunabhängiger Einkauf in Zeiten der Buchpreisbindung möglich sein könnte. Wahrscheinlich kommt diese Idee für die Buchbranche ein paar Jahre zu früh, sodass die Umsetzung des Prototypen lediglich nach einer Link-Sammlung mit vielen Metadaten klang. Ich entschied mich für das Abrechnungsverfahren und setzte tatsächlich auf das richtige Pferd: Diese Idee erhielt in der Endrunde die meisten Stimmen. Trotzdem war ich unglücklich, denn spätestens beim Namen des Projekts (»Digital Content-Accounting-Clearing-Center«) wird vielleicht deutlich, dass Mitglieder des Börsenvereins als Teilnehmer in der Gruppe saßen und ich mich vor einer hyperbürokratischen und hyperumständlichen Aufgabe fürchtete, die lediglich von der Idee und einem engagierten Gruppenleiter überzeugte.


Mein Clearing-Center landete auf dem ersten Platz, auf dem zweiten tummelten sich das Gütesiegel für E-Books, inklusive Informationsplattform und der Werkzeugkasten für die Sortimenter. Ebenfalls gut kam der User-Support für E-Books im B2B-Bereich an. Eine kleine Gruppe engagierte sich stark für die Open-Source-App zum Zusammenstellen von eigenen E-Books im Baukasten-System. Auf den fünften Platz kam der Shop, der besser sein wollte als alles bislang dagewesene und mit diesem letzte Prototypen standen die besten fünf bzw. sechs Ideen fest. Am Sonntag sollten sie ausformuliert, geplant, zugeordnet und für die ersten Meilensteine vorbereitet werden. Dazu später mehr ... denn vieles kam ganz anders, als erwartet.

Freitag, 13. April 2012

Leipziger Buchmesse 2012 – Innovationen

Die Zeit ist reif für Innovationen. Und wie gedeihen sie am besten? Erst einmal durch Förderung, dann durch Zusammenarbeit. Und genau diese Möglichkeit will der Börsenverein bzw. das Forum Zukunft schaffen. Die Stunde für die Aktion ProtoTYPE begann. Ich freute mich unheimlich auf die Aktion und war gespannt, was der sonst eher spröde und unflexible Börsenverein alles zustande bringen konnte. Auf einer Auftaktveranstaltung lernte ich als Teilnehmerin und Stipediatin der Aktion die ersten Teilnehmer kennen.


Auf der Podiumsdiskussion lobte man ProtoTYPE. Es sei eine Botschaft, so Leander Wattig, Berater und Blogger. Die Tendenz gehe hin zu Kooperationen; man würde stärker zusammen- und weniger hierarchisch arbeiten, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Zu demselben Schluss kam Cao Hung Nguyen vom EPIDU-Verlag. Es werde alles dynamischer. Betroffen ist derzeit davon vor allem der Buchhandel. Die Sortimenterin Kathrin Stürmer hoffte, mit Hilfe von ProtoTYPE neue Impulse setzen zu können. Auch bei den Verlagen seien Innovationen ein Thema, wusste Thomas Tacken vom Rowohlt Verlag zu berichten. Die größte Hürde seien oft die internen. »Es müssen Strategien gefunden werden, diese Strukturen aufzubrechen«, so Tacken. Sehr souverän trat die Veranstalterin Dorothee Werner auf. Sie sei für alle Ideen offen und freue sich darauf, den Wandel mitzugestalten.

Die Diskussion schlängelte sich um viele wage Themen: Es ging um Ideen und Kreativität und Pläne, welche Strategien sie fördern und welche sie verhindern. Es ging um den Wandel der Berufsbilder in den Verlagen, um Amazon und den Online-Buchhandel, um den Trekstore-Reader für den Buchhandel, die großen Ketten. Und immer wieder um den stationären, kleinen Buchhandel. Besonders traurig fand ich da den Moment, als es hieß, dass die Beratungskompetenz ins Web abwandert und somit der letzte große Vorteil der Buchhändler verloren geht. Der soziale Kontakt, ein Grundbedürfnis der Menschen, der da noch als Argument dagegen gehalten wird, muss gegen verkrustete Sortimenterstrukturen und die unglaublich gute Logistik von Amazon ankämpfen. Inmitten des Sterbens der Innenstädte. Traurig.

Was wünschten sich die Teilnehmer der Podiumsdiskussion, die zugleich entweder Experten oder Teilnehmer bei ProtoTYPE sind, von den zwei Tagen Workshop, die danach folgten? Konstruktive Gespräche, spannende Geschäftsmodelle, neue Kontakte, Austausch und der Wunsch, die Buchbranche glücklich zu machen.

Mittwoch, 11. April 2012

Leipziger Buchmesse 2012 – Königlich Wohnen


Unsere Wohnung im Leipzig war ein absoluter Glücksgriff. Und ich werde absolut nichts verraten, da ich nächstes Jahr wieder hier übernachten möchte. Mmmhh!


Montag, 9. April 2012

Leipziger Buchmesse 2012 – Buchmesse-Party (III 1/2) und (IV)


Der Freitag während der Leipziger Buchmesse war ... Kennst Du diese verrückten Road-Movies, die man nur in Träumen erleben kann? Die immer irrer und wahnsinniger und verrückter werden und nie aufzuhören scheinen? So war der Freitag für mich. Wir kamen spät von der Messe und machten uns Ausgeh-Schick. Den Tag hatte ich lediglich wegen Schoko-Müsli, einem Marzipan-Crêpe, eineinhalb Bubble Teas und der herrlichen Suppe vom Stand der Frankfurter Buchmesse überlebt, also knurrte mir nun beträchtlich der Magen. Um kurz nach acht Uhr streunten wir durch die Straßen von Leipzig und schafften es, trotz zwei internetfähiger Smartphones, die Adresse eines uns empfohlenen Restaurants nicht zu finden. Als wir es schließlich doch schafften (mit Hilfe von ortskundigen Leipzigern, merci!), blieben wir mehr als zwei Stunden dort. Der Zunftkeller war unglaublich urig und wir tauschten die Vorspeisen untereinander aus und meine Spätzle schmeckten trotz Knoblauch wunderwunderbar. Pappsatt genehmigten wir uns noch einen Kindereisbecher mit drei Löffeln und einem Sahneberg.


Um halb elf stellten wir uns die Frage: Wohin nun? Nach zwei Telefonanrufen waren wir draußen, es dauerte zwei Minuten, bis wir ein Taxi für uns begeistern konnten und ab ging die Fahrt ... in einen Irish Pub, wo ich plötzlich mitten in der Raucherecke saß und eine Stunde lang versuchte, die Luft anzuhalten. Aber die Fotos waren klasse, an den Wänden. Auf einem zog sich – eventuelle der Wirt? – die Unterhosen von hinten runter. Als Schwarzweiß-Fotografie.


Nachdem ich eine Stunde lang die Luft angehalten, freundlich genickt und immer wieder in meine Cola hineingatmet hatte, ging die Fahrt weiter. Statt zu viert waren wir jetzt zu sechst und wir beschlossen, zuerst zur Hoca zu fahren, um dann zur Party der Jungen Verlage zu fahren. War es dafür nicht schon zu spät? Nein, Hoca – die Party des Verlags Hoffmann & Campe – sollte erst um 22 Uhr beginnen, die Party der Jungen Verlage startete um 21 Uhr. Unsere Zeiteinteilung schien also nur logisch zu sein. Wir teilten uns auf zwei Taxen auf, ich saß im ersten.


Leipzig bei Nacht ist unheimlich blau. An jeder Straßenecke ist irgendeine Werbetafel, eine Lampe oder eine Ausleuchtung, die knallblau leuchtet und strahlt, sodass die Augen schmerzen. Effektive Werbung sieht anders aus, Blau wirkt da einfach nicht. Der Taxifahrer war schnell und langsam krochen wir schließlich an dem Ort des Geschehens vorbei: Die Hoca-Party. Interessanterweise war das komplette Lokal leer. Draußen entdeckten wir mehrere Frauen. Einer von uns sprintete aus dem wartenden Taxi und ermittelte von den Diogenes-Damen, dass die Party nie wirklich angefangen hat. Ungläublich, verwirrt und ein bisschen belustigt gaben wir dem Taxifahrer neue Anweisungen und kehrten um. Noch auf dem Weg riefen wir den Rest im zweiten Taxi an, um ihren Zielort ebenfalls zu ändern. Sie trafen noch vor uns ein.


Etwas ungläubig trafen wir auf der Party der Jungen Verlage ein. Im Irish Pub hatten wir noch darüber spekuliert, ob wir zur Hoca-Party überhaupt eingelassen werden würden, da die Eintrittskarten im Vorfeld sehr stringend verteilt worden waren. Und nun diese Pleite. In der Alten Hauptpost war hingegen für die Uhrzeit (es war inzwischen halb eins) die Hölle los.


Während meine Kollegen sich Getränke holten, nutzte ich die Gelegenheit, um in der punktuell lichtdurchfluteten Dunkelheit Fotos zu machen. Blende auf 1.8 und ab ging die Party für mich. Ich liebe solche Gelegenheiten, wenn man durch den Sucher die Menge beobachtet, sich interessante Details auspickt und versucht, den Rhythmus der flackernden, bunten Lichter auf das gewünschte Motiv zu verfolgen. Mehr denn je wurde mir klar, dass ich mir eine noch geringere Brennweite wünsche, ich Weitwinkel-Kind.


Ich gesellte mich zu den anderen, verlor sie immer mal wieder. Viele verschwanden auf dem Klo und kamen für Stunden nicht zurück. (Wegen der Schlange davor.) Ich traf wieder nette Menschen (wieder), besonders freute ich mich über FT, der hier natürlich nicht fehlen durfte und andere Indie-Menschen, von denen ich viele zumindest vom Sehen her kannte. Die Welt ist klein, vor allem die der Indie-Verlage. Ich glaub, um zwei Uhr waren wir wieder in der Wohnung. Um halb sieben musste ich wieder aufstehen. Das ist das ewige Leid der Messetage.


Freitag, 6. April 2012

Leipziger Buchmesse 2012 – Architektur


Meine ersten Eindrücke der Leipziger Buchmesse sind im Stress und der Hektik untergangen. Es war voll, es war warm und es war hell. Ist es ein Zufall, dass die zwei Wochen Buchmesse in Frankfurt und in Leipzig immer schönes Wetter haben? Bis zum Ende strahlte die Sonne, sodass die Vorzüge des Leipziger Buchmessegeländes zur Geltung kamen.


Das Buchmesse-Gelände liegt kompakter zusammen als die Hallen in Frankfurt. Eine unüberschaubar große Glashalle verbindet im Zentrum liegend alle anderen Hallen mit Hilfe von gläsernen Röhren. Man hat das Gefühl, ständig draußen zu sein, ein Gefühl, das sich in Frankfurt nur beim Überqueren der Agora oder in Halle 3 in der Nähe der Fensterfront einstellt. Frankfurt ist mir im Gegensatz zu Leipzig als dunkler Ort im Gedächtnis geblieben, weil ich jahrelang neun Stunden im hinteren Bereich der Halle 3.0 gearbeitet habe. Ich kam früh morgens, wenn die Sonne aufging und ging abends, wenn sich der Himmel in ein atemraubendes Rot verfärbte.


Leipzig besteht in meiner Erinnerung aus Licht, Glas, Pflanzen und Wasser. Der Haupteingang hat eine große Brunnenanlage, die fast ebenerdig von einem Weg durchkreuzt wird, sodass ich durch das Wasser laufen konnte. In der Haupthalle stehen Bäume. Irgendwie ist es sehr schade, wie verschwommen meine Erinnerungen sind. Den Freitag habe ich zur einen Hälfte gearbeitet, den Rest des Tages nutzte ich zum Pläneschmieden mit RK. Den kompletten Samstag und Sonntag habe ich im Congress Center verbracht. Nächstes Jahr, liebe Leipziger Buchmesse. Nächstes Jahr werde ich jeden deiner Winkel untersuchen und entdecken.


Mittwoch, 4. April 2012

Leipziger Buchmesse 2012 – Autoreninterviews


Der Freitag in Leipzig fing viel zu früh an. Obwohl ... meine Tage in Frankfurt begannen immer zwischen 8.30 und 8.50 Uhr, und so fand ich es umso erstaunlicher, dass in Leipzig der Einlass um 10 Uhr war. Ich fand mich plötzlich in einem stressigen Morgen wieder, obwohl ich rechtzeitig aufgestanden war und sogar genügend Zeit zum Frühstücken hatte. Doch dann rannte ich plötzlich zu Straßenbahn, rannte zum Pressezentrum, rannte zu den Pforten mit den Scannern, rannte durch die ersten Glasröhren, durch die gläserne Haupthalle in der Mitte, rannte an Besuchern, Verlegern, Autoren, Pressemenschen, Mangafiguren vorbei, rannte zu einer Abzweigung – Mist, falsche Abzweigung! – rannte zur nächsten Halle und stand plötzlich japsend mit der Videokamera vor dem ersten Termin. Fünf Minuten zu spät. Das Stativ in München.

Ich half bei zwei Interviews mit. Einmal bei der sehr netten, überraschend angenehm normal gebliebenen und herrlich frisch aussehenden Ursula Poznanski und einmal beim Altmeister und Herr der tausend Abschweifungen, Wladimir Kaminer. Letzteren wollte ich schon immer einmal mit eigenen Augen erleben, da ich nicht nur seine Kurzgeschichten gern gelesen sondern auch die Hörbücher grinsend gehört habe. Und er enttäuschte mich nicht, überlegte nach jeder gestellten Frage mindestens 20 Sekunden und ausdrucksloser Miene und holte dann mit einer Antwort aus, die einer Mythenmetzschen Abschweifung alle Ehre machte, bis einmal – vielleicht – sogar eine Antwort auf die Frage kam. Faszinierend!


Montag, 2. April 2012

Leipziger Buchmesse 2012 – Buchmesse-Party (II)

Donnerstag, kurz vor oder nach Mitternacht: Unser Weg führte uns zu den Resten der meistherbeigesehnten Party des Abend. Die Beteiligten? PaperC, das Forum Zukunft und die Börsenvereinsgruppe in Bricks Cocktailbar, einer schicken, bunten Kneipe mit Leipziger Edelcharme. Irgendwie kamen wir rein, wir mussten uns nur weit genug durch irgendwelche Namen wühlen. Den eViolisten haben wir verpasst und nahmen dann eine Mischung aus DJ mit Mainstream-Musik und asynchroner Leinwandprojektion hin.


Auf der Feier fanden wir um die Uhrzeit den nettesten Haufen der Messe vor, nicht mehr ganz nüchtern, aber wirklich witzig. Es war schon fast leer gewesen und eine Erleichterung nach dem Gedränge bei Aufbau. Es gab nette Gespräche mit RK, auch wenn sie sich nicht mehr daran erinnern kann, ich lernte eine Prof aus E. kennen und spielte mit ihm mehrere Bachlor- und Masterszenarien durch (hat mich sehr gefreut, A.) und führte mit einem PaperCler krude Gespräche über Kameras, an die er sich bestimmt auch nicht mehr erinnern kann. Manchmal ist es wirklich ziemlich lustig, keinen Alkohol zu trinken. Um kurz nach zwei Uhr waren wir alle im Bett und der aufopfernde, müdigkeitsstrotzende Messewahnsinn hatte mich wieder. Life-Bloggen? Dieses Mal leider nicht, denn mein WLAN wollte in den ersten Tagen nicht so, wie ich es wollte. Darum erst jetzt.


Fazit der zweiten Messeparty: Gemütlicher als die Party der Jungen Verlage, Programm verpasst, nette Leute. Nächstes Jahr komme ich früher vorbei.