Montag, 9. April 2012
Leipziger Buchmesse 2012 – Buchmesse-Party (III 1/2) und (IV)
Der Freitag während der Leipziger Buchmesse war ... Kennst Du diese verrückten Road-Movies, die man nur in Träumen erleben kann? Die immer irrer und wahnsinniger und verrückter werden und nie aufzuhören scheinen? So war der Freitag für mich. Wir kamen spät von der Messe und machten uns Ausgeh-Schick. Den Tag hatte ich lediglich wegen Schoko-Müsli, einem Marzipan-Crêpe, eineinhalb Bubble Teas und der herrlichen Suppe vom Stand der Frankfurter Buchmesse überlebt, also knurrte mir nun beträchtlich der Magen. Um kurz nach acht Uhr streunten wir durch die Straßen von Leipzig und schafften es, trotz zwei internetfähiger Smartphones, die Adresse eines uns empfohlenen Restaurants nicht zu finden. Als wir es schließlich doch schafften (mit Hilfe von ortskundigen Leipzigern, merci!), blieben wir mehr als zwei Stunden dort. Der Zunftkeller war unglaublich urig und wir tauschten die Vorspeisen untereinander aus und meine Spätzle schmeckten trotz Knoblauch wunderwunderbar. Pappsatt genehmigten wir uns noch einen Kindereisbecher mit drei Löffeln und einem Sahneberg.
Um halb elf stellten wir uns die Frage: Wohin nun? Nach zwei Telefonanrufen waren wir draußen, es dauerte zwei Minuten, bis wir ein Taxi für uns begeistern konnten und ab ging die Fahrt ... in einen Irish Pub, wo ich plötzlich mitten in der Raucherecke saß und eine Stunde lang versuchte, die Luft anzuhalten. Aber die Fotos waren klasse, an den Wänden. Auf einem zog sich – eventuelle der Wirt? – die Unterhosen von hinten runter. Als Schwarzweiß-Fotografie.
Nachdem ich eine Stunde lang die Luft angehalten, freundlich genickt und immer wieder in meine Cola hineingatmet hatte, ging die Fahrt weiter. Statt zu viert waren wir jetzt zu sechst und wir beschlossen, zuerst zur Hoca zu fahren, um dann zur Party der Jungen Verlage zu fahren. War es dafür nicht schon zu spät? Nein, Hoca – die Party des Verlags Hoffmann & Campe – sollte erst um 22 Uhr beginnen, die Party der Jungen Verlage startete um 21 Uhr. Unsere Zeiteinteilung schien also nur logisch zu sein. Wir teilten uns auf zwei Taxen auf, ich saß im ersten.
Leipzig bei Nacht ist unheimlich blau. An jeder Straßenecke ist irgendeine Werbetafel, eine Lampe oder eine Ausleuchtung, die knallblau leuchtet und strahlt, sodass die Augen schmerzen. Effektive Werbung sieht anders aus, Blau wirkt da einfach nicht. Der Taxifahrer war schnell und langsam krochen wir schließlich an dem Ort des Geschehens vorbei: Die Hoca-Party. Interessanterweise war das komplette Lokal leer. Draußen entdeckten wir mehrere Frauen. Einer von uns sprintete aus dem wartenden Taxi und ermittelte von den Diogenes-Damen, dass die Party nie wirklich angefangen hat. Ungläublich, verwirrt und ein bisschen belustigt gaben wir dem Taxifahrer neue Anweisungen und kehrten um. Noch auf dem Weg riefen wir den Rest im zweiten Taxi an, um ihren Zielort ebenfalls zu ändern. Sie trafen noch vor uns ein.
Etwas ungläubig trafen wir auf der Party der Jungen Verlage ein. Im Irish Pub hatten wir noch darüber spekuliert, ob wir zur Hoca-Party überhaupt eingelassen werden würden, da die Eintrittskarten im Vorfeld sehr stringend verteilt worden waren. Und nun diese Pleite. In der Alten Hauptpost war hingegen für die Uhrzeit (es war inzwischen halb eins) die Hölle los.
Während meine Kollegen sich Getränke holten, nutzte ich die Gelegenheit, um in der punktuell lichtdurchfluteten Dunkelheit Fotos zu machen. Blende auf 1.8 und ab ging die Party für mich. Ich liebe solche Gelegenheiten, wenn man durch den Sucher die Menge beobachtet, sich interessante Details auspickt und versucht, den Rhythmus der flackernden, bunten Lichter auf das gewünschte Motiv zu verfolgen. Mehr denn je wurde mir klar, dass ich mir eine noch geringere Brennweite wünsche, ich Weitwinkel-Kind.
Ich gesellte mich zu den anderen, verlor sie immer mal wieder. Viele verschwanden auf dem Klo und kamen für Stunden nicht zurück. (Wegen der Schlange davor.) Ich traf wieder nette Menschen (wieder), besonders freute ich mich über FT, der hier natürlich nicht fehlen durfte und andere Indie-Menschen, von denen ich viele zumindest vom Sehen her kannte. Die Welt ist klein, vor allem die der Indie-Verlage. Ich glaub, um zwei Uhr waren wir wieder in der Wohnung. Um halb sieben musste ich wieder aufstehen. Das ist das ewige Leid der Messetage.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen