Montag, 30. Juli 2012

Rezension – Cat Patrick: »Die 5 Leben der Daisy West«

Selten hat mich ein Buchtrailer im Nachhinein so sehr befremdet wie der zu dem Jugendbuch von Cat Patrick. Der Film zu »Die 5 Leben der Daisy West« verspricht einen lustigen Roman mit einem ernsten Thema: Leben und Tod. Zum Glück war ich vorbereitet, denn Daisy West ist alles andere als eine spaßige, leichte Sommerlektüre. Sie ist wesentlich mehr und ein spannendes Debüt der Autorin!

Inhalt
Die Hauptfigur Daisy West nimmt an einem geheimen Projekt teil, das ein Medikament an ihr testet. Jedes Mal, wenn Daisy stirbt, wird sie mit Revive wieder zurück ins Leben geholt. Allerdings muss sie jedes Mal ein komplett neues Leben anfangen, ihre Identität und ihren Wohnort wechseln. Mittlerweile ist sie 15 Jahre alt, als sie nach einem tödlichen Bienenstich in Omaha landet, gemeinsam mit Mason und Cassie, ihren Adoptiveltern und Agenten des Revive-Programms. Dieses Mal will Daisy es anders machen, möchte keine Einzelgängerin mehr sein und freundet sich mit Audrey an, verliebt sich in ihren Bruder Matt und genießt das neue Leben als Daisy West in vollen Zügen … bis sie von Schatten eingeholt wird.

Meinung (Ohne Spoiler)
Die Autorin Cat Patrick wirft interessante Fragen auf. Sie springt nicht auf den Zug der Unsterblichkeit auf, sondern kreiert ein Szenario, in dem Daisy aus dem Tod zurückgeholt werden kann – solange ihr Körper unversehrt bleibt (ertrinken, ersticken und allergischer Schock funktioniert, Krankheiten, Genickbruch und Verbrennungen nicht). Wie lebt ein Mädchen ihr Leben, wenn sie jedes Mal zurückgeholt werden könnte? Sie hat mehrere Leben und muss nach jedem Tod neu anfangen, ist wurzellos und hat keine richtige Familie. Weitere Fragen stellen sich im Lauf der Geschichte: Wie reagiert man auf den endgültigen Tod? Was ist echte Trauer, was echtes Leben? Wie ist das Revive-Programm zu bewerten? Ist es moralisch vertretbar?
Der Roman hat mir gefallen, weil Daisy eine klare Entwicklung durchmacht (auch wenn sie vorhersehbar und nicht immer ganz nachvollziehbar ist). Insgesamt hätte der Roman aber wesentlich mehr Potential gehabt, stellenweise gingen mir die Entwicklungen viel zu schnell – vor allem die Freundschaft zu Audrey, die viel zu leicht ging und zu schnell unglaubwürdig-amerikanisch sehr intensiv war. Hier hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht.
Ganz furchtbar fand ich teilweise die Dialoge, und da vor allem der übermäßige Einsatz von »Danke« – »Bitte«-Konstruktionen, die immer nach demselben Schema abliefen.

»Willkommen an unserer Schule« – »Danke«, antworte ich. (Seite 34)
»Coole Schuhe.« – »Danke«, erwidere ich. (Seite 36)
»Ich mag deine Frisur.« – »Danke«, antwortet sie. (Seite 36)
»Tolles Auto«, sage ich. »Danke«, antwortet sie. (Seite 40)
»Cooles Sweatshirt.« – »Danke«, erwiderte er und lächelte kurz. (Seite 72)

Das ist nur eine kleine Auswahl. Bei der Gelegenheit ist mir gerade auch der Zeitfehler aufgefallen. Leider ist das Buch insgesamt eher mittelmäßig lektoriert und hat viele Tippfehler und Dreher drin.

Meinung (mit Spoiler)
Sehr überraschend kam für mich die Entwicklung mit Audrey. Krebs im Endstadium – da hat sich Daisy genau die richtige erste, beste Freundin ausgesucht. In der Geschichte selbst spiegeln sich beide Charaktere ganz gut: Fünf Leben, ein halbes. Zurückgekehrt von den Toten, dem Tode geweiht. Aus diesem Gegensatz hätte man mehr herausholen können. So hat sie ihre erste beste Freundin innerhalb eines Monats kennen gelernt und verloren. Kann so schnell so eine enge Verbindung aufgebaut werden?
Auch Matts Entwicklung fand ich nicht immer rund gestaltet. Klar, Daisy war sehr schnell verliebt, aber Matts Empfindungen blieben unerwähnt. Viele Spaziergänge und Treffen blieben ohne ernsthafte Gespräche (auch wenn er drei Stunden fährt, um sie von einer Party abzuholen?!). Erst nach dem Tod von Audrey zeigt sich die Stärke des Romans: Die Verarbeitung von Trauer – und wie unterschiedlich die Charaktere mit ihr umgehen.

Fazit
Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen: Thematisch ist es äußerst reizvoll und spannend gestaltet. Leben und Sterben, und die Verarbeitung von Trauer – das sind die großen Themen des Romans und seine Stärken. Schwach hingegen sind der Aufbau der Dialoge und die Ausarbeitung der Figuren. Bei »Die 5 Leben der Daisy West« hätte ich mir eindeutig mehr Längen gewünscht, mehr Tiefe, mehr Entwicklung. Dann wäre es ein richtig tolles Buch geworden.





Cat Patrick
»Die 5 Leben der Daisy West«
Boje, 301 Seiten, 14,99 Euro
ISBN: 978-3414820617
Erschienen am 20. Juli 2012

Freitag, 27. Juli 2012

Aus der Reihe – Gelungenes Marketing


In Zeiten wie diesen, mit Mails, Instant Messengern und SMS, bekommt man nicht oft Post. Zumindest selten einen handgeschriebenen Brief und schon gar nicht von einer Autorin. Das änderte sich letzte Woche, als ein kleiner Luftpolsterumschlag in meinem Briefkasten landete. Geschrieben von Zoë Beck, mit zwei Visiten- und einer USB-Karte. Darauf ist eine Hörprobe, von der Autorin selbst gelesen, zu ihrem neuen Roman »Das zerbrochene Fenster«. Worum geht es in dem Krimi?

Sean Butler verschwindet spurlos. Doch sieben Jahre später soll er einen brutalen Mord begangen haben. Welche Hinweise birgt das Tagebuch seiner Freundin Pippa Murray?

Es ist eine sehr schöne Marketingaktion für ihr neues Buch. Mit mir haben viele andere Blogger Post bekommen. Insgesamt gibt es 14 verschiedene Leseproben, die gebündelt auf Soundcloud hochgeladen und von allen angehört werden können. Bei meinem Tagebucheintrag war jemand schneller. Mehr Informationen zum Roman findet ihr auf der Website zum Buch. Den Link zu meiner Hörprobe findet ihr hier: Sonntag-28-Dezember-2003

Vielen lieben Dank, liebe  Zoë. Ich habe mich sehr über deinen Brief gefreut!

Mittwoch, 25. Juli 2012

Bibliophile Momentaufnahmen – Kalenderwoche 30


Schwarzer Schnitt scheint ja derzeit sehr modern zu sein, oder überhaupt: Farbiger Schnitt. Ich weiß gar nicht, wann mir das zum ersten Mal aufgefallen ist. Eigentlich sind Schnittverzierungen nichts ungewöhnliches und existieren schon lange. Ich habe viele alte Bücher, die einen Marmorierung aufweisen.
Interessanterweise dient die Schnittverzierung nicht nur der Ästhetik: Indem die Seitenränder eingefärbt werden, quellen sie nochmal auf und verhindern, dass Staub in den Buchblock kommt. Daher gibt es einige (auch aktuelle) Bücher, bei denen nur der Kopfschnitt eingefärbt ist.
Negativ ist mir bislang nur eine Moers-Ausgabe aufgefallen, die einen knallgelben Buchschnitt hat. Schwarz habe ich bislang bei Poznanskis Jugendbuch Saeculum (erschienen im Loewe Verlag) gesehen, und bei einer extra dafür angelegten Manga-Reihe (Black Edition). Richtig eingeschlagen hat dieser Trend wohl auf der Buchmesse 2010 beim neuesten Buch von Haruki Murakami: Der Verlag hat den Namen des Schriftstellers auf den Buchschnitt verewigt.
Ich persönlich finde des Trend richtig toll, aber eher weniger aus ästhetischen Gründen: Ich liebe es, wenn die Seiten dadurch zusammenkleben und ich sie während des Lesens auseinanderstupsen muss. Hach!

Freitag, 20. Juli 2012

Speed-Review – Lese-Rezension auf Zeit

Ich experimentiere ja sehr gerne, vor allem wenn es um neue Ideen geht. Eine davon möchte ich Euch heute vorstellen. Es geht um eine neue Art der Rezension, die schnell, anders und kurzweilig ist. twitter war dafür eine nette Inspirationsquelle, aber auch die gegenwärtige Diskussion um Social Reading.

Auf twitter ist es schon seit längerem bei vielen Lesern eine Gewohnheit geworden, während des Lesens Eindrücke des Buches zu zwitschern. Auch beim Social Reading geht es um den gemeinsamen Lesegenuss. Warum nicht daraus eine Art Rezension stricken? Während des Lesens, chronologisch und voller Spoiler?

Ich wage das Experiment mit einem Buch, das ich mir als Belohnung für fast drei Monate Studiumsstress gekauft habe: Robert Kirkmans Roman »The Walking Dead«. Ja, es hat etwas mit der TV-Serie und mit dem Comic zu tun. Und ja, Kirkman ist der Comicbuchautor. Da ich schon seit einigen Jahren eine große Zombiefilm-Liebe pflege und ich die Serie mag, wollte ich mir die Vorgeschichte vom Governor sehr gerne vorknöpfen. Wer das Buch noch nicht gelesen hat und nicht bespoilert werden möchte, sollte nach dem Cut nicht weiterlesen. Die Speed-Review werde ich so zeitnah wie möglich aktualisieren. Viel Spaß :)

Mittwoch, 18. Juli 2012

Bibliophile Momentaufnahmen – Kalenderwoche 29


Zu zwei Schichten hat es mein Erdbeer-Tiramisu geschafft. Wofür habe ich ihn gemacht? Für das Sommerfest des Wiesbadener Verlags, für den ich fast zwei Jahre neben dem Studium gejobbt habe. Bis Ende September 2011, als ich für ein halbes Jahr nach München für ein Praktikum verschwand. In den zwei Jahren sind viele Sachen passiert: Im Lektorat habe ich Übersetzungen korrigiert – Lyrik aus dem Amerikanischen und dem Spanischen (ich kann kein Spanisch). Ich habe Vorschautexte geschrieben und diese dann auch gesetzt, das Team bei Versandaktionen unterstützt, die Verlagshomepage überarbeitet und Daten eingepflegt, unverlangt eingesandte Manuskripte bewertet. Vor allem aber habe ich ganze Bücher zusammengesetzt. Insgesamt? Mindestens sechs, wahrscheinlich sogar wesentlich mehr. Es war eine schöne Zeit, vor allem noch durch den vierjährigen Verlegersohn, der gegen so ziemlich alles allergisch ist. Für ihn habe ich eine Extra-Dose nur mit Erdbeeren eingepackt. Ein Wiedersehen nach einem halben Jahr, ich freue mich schon!

Montag, 16. Juli 2012

Spontaner Lesemarathon – Endergebnis nach 48 Stunden


Es ist schön, ein Ziel zu haben, das ganz genau abgesteckt und definiert ist: 48 Stunden lesen. Meine Strategie? Begünstige die Eule und verschlafe die Lerche, um wiederum die Eule zu pflegen. Ganz einfach. Die Vorbereitungen zum ersten Lesemarathon kamen mir allerdings sehr bekannt vor, denn entgegen dem allgemeinen Trend, spannende Krimis, Fantasy-Bücher oder Liebesromane zu verschlingen, widmete ich mich meinen Fachbüchern für die Magisterarbeit. Daher stellte ich kurz vor 21 Uhr meine vierfarbigen kleinen Post-It-Zettel, meinen großen gelben Post-It-Block, Kugelschreiber, Textmarker und Ohrstöpsel bereit. So kann ich mich am besten konzentrieren.


Die ersten Stunden liefen gut. Ich hatte mir vorgenommen, das letzte Drittel vom »Social Media Handbuch. Theorien, Methoden, Modelle und Praxis« (Michelis/Schildhauer, Nomos) zu schaffen und hatte gegen 23 Uhr nur noch 100 Seiten vor mir. Das tolle an den Fachbüchern war, dass ich sehr gezielt lesen konnte. Wichtige Grundlagenkapitel und Themen, die zu meinem Magisterthema passten, nahm ich mit, andere hingegen nicht, beispielsweise viele Praxiskapitel, für die es noch zu früh ist (und die ich seit meinem Lotterleben in einer Marketing-Agentur eh schon kannte). Oder spannende Theorien, die zu abseitig waren. Von manchen Kapiteln kam ich dann dennoch nicht los, sodass ich erst um 1.13 Uhr den letzten Satz las. Damit habe ich mein letztes wissenschaftliches Buch beendet und konnte am nächsten Tag mit anwendungsbezogenen Fachbüchern aus dem Bereich Marketing, Informatik und Karriere weitermachen.

Nach den hochwissenschaftlichen und leider nicht immer funktionierenden Theorien, Modellen und Methoden dachte ich, die nächsten beiden Marketingbücher schnell querlesen zu können. Ich täuschte mich und war erstaunt (oder angenehm überrascht), dass die Bücher doch viele Ideen verknüpfen und bestätigen konnten. Endlich traf ich auch auf bekanntes Vokabular aus der Praxis, das im Theorieteil komplett gefehlt hat und konnte weitere Lücken füllen. Ich blieb bei »Social Media Marketing. Erfolgreiche Strategien für Sie und Ihr Unternehmen« (Heymann-Reder, Addison-Wesley) hängen und konnte gar nicht damit aufhören, mir nach jedem Beispiel Gedanken zu machen und die erfolgreichen Kampagnen (»Old Spice!«) mit dem Smartphone zu analysieren. Dabei war ich so vertieft, dass ich erst während der Dämmerung merkte, wie viel Zeit vergangen war. Als ich das Buch fertig hatte, schnappte ich mir das nächste Fachbuch und haute ab ins Indie-Kino.


Ob ich wohl disqualifiziert werde? Jeden Morgen trank ich einen doppelten Espresso und nach dem Mittagessen, wenn ich als Eulenmensch mein Tief hatte, schnappte ich mir einen kleinen Energy Drink, um wieder konzentriert arbeiten zu können. Normalerweise trinke ich die kleinen Elixiere nicht, aber wenn ich unter Druck stehe, viel lernen und zugleich viel arbeiten muss, komme ich nicht drum herum. Sonst schlafe ich  über meinen Fachbüchern ein, auch wenn ich ausgeruht und das Thema spannend ist.
Noch im Kinosaal verschaffte ich mir einen Überblick von »Erfolgreiches Social Media Marketing mit Facebook - Twitter - Xing & Co.« (Stuber, Data Becker). Nach dem Film wollte ich eigentlich weiterlesen, verquatschte mich aber mit Wortschatz am Telefon, was dennoch ganz nützlich war: Ich ordnete meine Gedanken, Ideen und Theorien und er fragte mir Löcher in den Bauch. Sonntags nutzte ich die Möglichkeit, drei weitere Bücher dieses Mal wirklich sehr komprimiert und gezielt querzulesen und abends zwei Artikel und eine Beurteilung für die Arbeit zu schreiben. Als die dringlichen Sachen erledigt waren, die wichtigsten Erkenntnisse verdaut, setzte ich mich nochmal auf mein Bett, sammelte verschiedene Papier um mich herum und sortierte Analysen, Schwerpunkte und Themen, ordnete sie und war zufrieden, dass mein roter Faden zwei Stunden später einen Sinn ergab. Soviel zur Absicht, noch vor Mitternacht zum Schlafen zu verschwinden. Blöde eulische Angewohnheiten.


So habe ich während der 48 Stunden drei Fachbücher gefressen und drei weitere sehr oberflächlich überflogen, zwei Artikel geschrieben, zuviel getwittert, zwischendurch meine Nägel in ein schönes Lila lackiert, eine Beurteilung geschrieben und einen roten Faden entwickelt. Ich hätte gerne öfter so entspannte Wochenenden und freue mich auf den nächsten Lesemarathon. Dann gerne mit normalen Büchern.

Freitag, 13. Juli 2012

Spontaner Lesemarathon am 13.-15. Juli


Endlich passt es bei mir und ich mache mit beim spontan ankündigten Lesemarathon von lovelybooks. Spontan habe ich es ja am liebsten. Aber entgegen der Tradition, während des augensportlichen Ereignisses Belletristik-Titel zu verschlingen, widme ich mich meinem Berg ungelesener Fachbücher. Wer macht noch mit?

Hier die Rahmenbedingungen:
Lesezeit
Freitag, 13. Juli ab 21 Uhr bis Sonntag, 15. Juli 21 Uhr = 48 Stunden Lesezeit
Bedingungen
gar keine, einfach spontan mit einsteigen, mitlesen, wieder aussteigen und sich hier darüber austauschen
Social Media
auf Twitter den Hashtag #lblm verwenden, auf FB einfach diesen Link posten
Blogs
alle Blogger können mitmachen & darüber berichten, ist aber selbstverständlich keine Teilnahmebedingung

Und hier ein paar Fragen, die dem Umstand und dem Überblick dienen (für die ganz Neugierigen)


a) Wie heißt Du, wie lautet Dein Blog und warum möchtest Du mitmachen?
Ich möchte mitmachen, weil ich nächste Woche mein Thema der Magisterarbeit im Oberseminar vorstellen werde. Ich bin zwar in der Lektüre schon sehr weit, aber ein Lesemarathon motiviert mich zusätzlich, vielleicht das ein oder andere Buch bis dahin doch noch in die Hand zu nehmen.

b) Wieviele und welche Bücher / Hörbücher / Ebooks möchtest Du schaffen?
Auf meinem Berg un- und angelesener Fachbücher stehen folgende Titel:
❁ Michelis/Schildhauer: Social Media Handbuch. Theorien, Methoden, Modelle und Praxis (Nomos)
❁ Heymann-Reder: Social Media Marketing. Erfolgreiche Strategien für Sie und Ihr Unternehmen (Addison-Wesley)
❁ Stuber: Erfolgreiches Social Media Marketing mit Facebook - Twitter - Xing & Co. (Data Becker)
❁ Ehling: Social Media für die Verlagspraxis (Bramann)
❁ Grabs/Bannour: Follow me! Erfolgreiches Social Media Marketing mit Facebook, Twitter und Co. (Galileo Computing)
❁ Weinberg/Pahrmann: Social Media Marketing - Strategien für Twitter, Facebook & Co (O'Reilly)
❁ Fraas/Meier/Pentzold: Online-Kommunikation. Grundlagen, Praxisfelder und Methoden (Oldenbourg Verlag)

Wenn ich Glück habe, trifft morgen noch ein Buchpaket mit weiteren Titeln ein, unter anderem vom Wiley-VCH Verlag, Gabler Verlag, Johanna Verlag und Linde. Ich habe das große Ziel, möglichst in jedes Mal reingeschaut zu haben. Da nicht alle Kapitel zu meinem Thema passen, kann ich den ein oder anderen Aufsatz überspringen. Und je nachdem, wie gut die Methode, das Beispiel oder die Strategie passt, werde ich mehr oder weniger markern, Notizen machen und Post-It-Zettel hineinkleben.

c) Wie sieht die Vorbereitung aus (Männer wegsperren etc.)?
Ich habe dieses Wochenende wegen dem Sommerloch keine Termine (ich jobbe als freie Journalistin für Zeitungen) und bis 21 Uhr werde ich die Artikel des heutigen Tages abarbeiten. Außerdem werde ich noch ein wenig mein Zimmer aufräumen, Bürokram erledigen und den ein oder anderen Punkt auf meiner to-do-Liste abarbeiten. Da mein Wortschatz gerade Prüfungen hat und ich wegen meiner Magisterarbeit sowieso beschäftigt bin, stört mich dieses Wochenende auch kein Mann.

d) Wieviele Bücher hast Du tatsächlich geschafft - evtl. gleich inkl. Rezension
Das werde ich dann am Montag resümieren. Ich bin gespannt!


Mittwoch, 11. Juli 2012

Bibliophile Momentaufnahmen – Kalenderwoche 28


Als mir zum ersten Mal jemand vom Ingeborg-Bachmann-Preis erzählt hat (bzw. von der ominösen Veranstaltung mit dem Hashtag #tddl), entsprang meinem Kopf eine merkwürdige Vorstellung dieses Literaturmarathons. Ein Kandidat liest einer Jury und einem Publikum seinen Text vor? Dieser wird daraufhin bewertet und bekommt zum Schluss sogar einen Preis? Und sowas wird auch noch im Fernsehen gezeigt? Interessant. Mein Gehirn erträumte sich ein verspieltes Klagenfurt, ein dörfliches Klagenfurt – mit einer großen, kleinstädtischen Bühne, mitten im Grün. Mit Alpenkulisse. Das Wetter natürlich immer fabulös, auf der Bühne nur ein Stuhl, ein Mikro (so eines auf einem Mikrofonständer, der dem Betrachter und Fotografen immer im Weg steht), ein kleines Tischchen mit einem Glas Wasser darauf. Natürlich still. Unter der Bühne viele Stühle mit aufgeregten Gästen, die leise über die grünen Wiesen tapsen und erwartungsvoll dem Text lauschen. Die Jury? Irgendwo dazwischen, nicht wichtig, Randfiguren.
Und dann schaltete ich letztes Jahr zum ersten Mal auf 3sat ein und all meine Vorstellungen zerschlugen sich in einem dusteren, achtziger Jahre-Studio mit unterforderten Kameraleuten (daher dauernd: Kamerafahrten mit Spezialeffekten: die Spiegel in der Bühnendekorationen werden jedes Mal voll ausgenutzt) und einer Jury, die präsenter ist als die Kandidaten und doch weniger zu sagen hat. Nur den Dieter Bohlen unter ihnen konnte ich dieses Jahr nicht eindeutig ermitteln. Nächstes Jahr rufe ich zum Bullshit-Bingo auf, macht jemand mit?

Mittwoch, 4. Juli 2012

Bibliophile Momentaufnahmen – Kalenderwoche 27


Das ist eines der ersten Bilder, die ich mit meinem allerersten, frischen Smartphone geschossen habe und ich mag es unheimlich gerne, weil es viel mehr ist, als es auf dem ersten Blick zu sein scheint. Was ist abgebildet? Eine Spiegelung auf dem neuen Canon Makro-Objektiv (EF 100mm 2.8 L IS USM) von Wortschatz. Damit haben wir zuvor mehrere Stunden lang Bilder von Laub, Insekten und Schimmelpilzen gemacht. Wo? Auf dem Neroberg in Wiesbaden. In der Spiegelung wird der Wald um uns herum sichtbar. Das weiße Geländer rechts oben ist ein Teil der Nerobergbahn, einer Wasserlast- und Zahnstangenstandseilbahn, vor der wir uns bei dieser Momentaufnahme gerade befanden. Der Blick in die Spiegelung ist wie ein Blick in eine andere Welt. Sie eröffnet uns neue Perspektiven ... gerade eben wie Bücher es immer und immer wieder tun.

Montag, 2. Juli 2012

Veranstaltung – AKEP-Jahrestagung und Berliner Buchtage 2012


Alle eilten sie letzte Woche nach Berlin. So wie im Frühjahr die große Wanderung nach Leipzig und im Herbst nach Frankfurt einsetzt, so zieht es inzwischen viele Buchbranchenmitglieder zur AKEP-Jahrestagung (Arbeitskreis Elektronisches Publizieren) und anschließend zu den Berliner Buchtagen. Wegen protoTYPE, dem Innovationsprojekt des Forum Zukunft vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels, klingelte am Mittwoch um kurz vor fünf Uhr morgens mein Wecker. Obwohl ich an vielen tollen Programmpunkten nicht teilnehmen konnte, gebe ich hier einige meiner Eindrücke ausführlich wieder.


Die komplette Tagung fand im Berliner Congress Center (bcc) in Mitte statt. Ich residierte zwei Nächte ein bisschen die Straße weiter runter im Motel One in der Leipziger Straße. Zuerst war ich begeistert: Das tolle Design, der Ausblick aus dem achten Stock in Richtung Fernsehturm und meinem geliebten Roten Rathaus. Doch irgendwie nervte mich der Aufenthalt im Motel One irgendwann nur! (Achtung! Ab hier Hotelschelte und Offtopic! Ich bekam meine Eingangstür kaum auf, die Badezimmertür fiel ständig zu, ich musste mein Wlan selbst bezahlen, weil ich das Frühstück nicht mitbuchte (obwohl auf meiner Rechnung OHNE Frühstück das Wlan inklusiv war), beim Einstecken der Karte ging nicht nur die komplette Beleuchtung an, sondern auch der Fernseher mit den grusligen Fischen und ich musste das Gerät jedes Mal mehrmals ausschalten, bevor es wirklich aus blieb. Das Schlimmste jedoch war die Handtuch-Aktion des Hotels: Ich hängte brav meine Handtücher an die Haken und warf sie nicht in die Dusche. Das signalisierte, dass ich sie wiederverwenden wollte und das Hotel rühmte sich für sein Umweltengagement. Die Handtücher wechselten sie trotzdem und hinterließen mir drei Neue mit fetten, schwarzen Haaren darauf. Schön, wenn Marketing-Ideen auf die Realität knallen.)


Den Vormittag verbrachte ich leider im Zug und ärgerte mich darüber, einen tollen Vortrag und eine Diskussion verpasst zu haben: Sascha Lobo nahm sich die Zukunft des Buchstabenverkaufs vor und möchte mit einem eigenen Verlag alles besser machen. Außerdem diskutierten Autoren, Verleger, Blogger, Leser und Piraten zur Internet-Piraterie. Für die offene Diskussion ohne moralischen Zeigefinger gab es im Nachhinein viel Lob. Ich schneite nach meinem Check-In während des gemeinsamen Mittagessens im bbc ein. Den restlichen Nachmittag widmete ich meinem protoTYPE-Projekt, das mein Team dem Fachpublikum vorstellte. Es war spannend zu sehen, dass eine Idee Anklang findet und viele Firmen und zukünftige Nutznießer großes Interesse zeigten. Während unserer Vorstellung liefen parallel Room-Sessions zu verschiedenen Themen ab: Selfpublishing als Konkurrenz für Verlage, Transmedia-Storytelling, DRM und Urheberrechtsverfolgung, nationaler und internationaler E-Book-Vertrieb, das E-Book-Upgrade von HTML 5 bis EPUB 3.0, die Vorstellung der E-Book-Studie 2012, die Filesharing-Welt für Verlage und das Wasserzeichen als weiches DRM-Modell. Ich hätte in fast jeden Vortrag gerne reingehört und hoffe, bald Zeit zu finden, die vielen hochgeladenen Folien der Vorträge nachzuarbeiten. Vielleicht lassen sich manche der Redner vielleicht nächstes Jahr auf das Buchcamp in Frankfurt ein?


Am späten Nachmittag fanden die Kommissionssitzungen der AKEP-Tagung statt. Ich verzichtete und wagte mich mit RK hinaus zum Alex – Abenteuer Schuhe einkaufen. RK hatte nur Ballerinas dabei und es regnete in Berlin fast ohne Unterbrechungen. Den AKEP-Empfang im Theodor Tucher am Brandenburger Tor sparten wir uns beide: Selbst vergünstigt war der Eintritt uns als Studentinnen noch viel zu viel. Stattdessen verkrümelten wir uns zu einem Thailänder (Thai Inside) und teilten uns ein Vier-Gänge-Menü, das einfach unglaublich schmeckte. Ich esse gerne sehr, sehr langsam und genieße meine Mahlzeit in vollen Zügen: Insgesamt quasselten und dinierten wir mehr als drei Stunden dort, bevor für uns die Nacht einholte. 


Der Donnerstag war für mich ein Tag voller Entdeckungen. Ich erkundete zunächst die Strecke Motel One – Edeka – Spree – Rotes Rathaus – bcc für mich, ein guter Fußweg von einer viertel Stunde. Irgendwie verquatschte ich mich am Morgen mit RK, KR und dem wichtigen Verleger WAB und versäumte die Eröffnungsrede von Prof. Dr. Gottfried Honnefelder, dem Vorsteher des Börsenvereins, zu den Buchtagen 2012 (nicht schade), den Vortrag von Michael Krüger, dem Geschäftsführer des Carl Hanser Verlages (schade!) und sogar die Urheberrechtsdebatte mit Sibylle Lewitscharoff, Imre Török, Helge Malchow und Matthias Spielkamp (Argh! Es lagen falsche Flyer rum). Nach der Mittagspause gab es leider wieder zwei große Themenblöcke mit Vorträgen, die parallel angeboten wurden: Einmal vom Börsenverein und einmal vom Nachwuchsparlament organisiert. Ich entschied mich für die Round Table Discussions der Nachwüchsler und fand mich stiefmütterlich im Keller wieder: An neun Tischen wurde jeweils 25 Minuten zu einem Fachthema debattiert. Wie beim Speeddating wechselten die Teilnehmer die Tische nach Wahl, wenn die Zeit abgelaufen war. Zuerst schnappte ich mir einen Platz beim Thema »Was ist Social Media im Verlag heute und was wird es in Zukunft sein müssen?«. Der Redner TZ der Agentur vm-people war richtig toll und inspirierend, die Gruppe eher nicht (»Welche Strategie verfolgt Ihr Verlag auf facebook?« – »Ähm, keine?«). Vom zweiten Tisch erhoffte ich mir spannende Theorien (»Sind E-Books nur elektronische Nebenprodukte des Buchs oder begründen sie längst ein eigenes Medium?«), allerdings begann und endete die Diskussion mit der bahnbrechenden Erkenntnis, dass man das Buch anfassen kann. Und das E-Book nicht. Ich hoffe, das war die letzte Diskussion über die unglaubliche Materialität des Buches, die ich mir anhören musste. Sonst explodieren mir die Ohren. Wirklich.
Ich flüchtete von den Round Tables und beschloss, mich in einen der fünf vom Börsenverein organisierten Vorträge hineinzuschleichen. Ich entschied mich für »Buchmarketing: Möglichkeiten des Erfolgs«, einer Präsentation des Hauptgeschäftsführers des Börsenvereins, Alexander Skipis. Spannendes Thema, kompetente Person – das dachte ich, als ich den Raum betrat. Es hätte mir einen Hinweis geben müssen, dass viele Zuhörer frühzeitig den Saal verließen. Nach zwei Minuten merkte ich, dass ich nicht mit aktuellen Theorien, spannenden Statistiken und innovativen Vorzeigebeispielen (z.B. aus den USA) verwöhnt werde. Ich fand mich in einer schlecht vorbereiteten Werbeveranstaltung wieder! Ich war entsetzt über den Tenor und auch über die Rückmeldungen der Zuhörer nach der Präsentation: Der Börsenverein wird drei Jahre lang eine Kampagne für das Buch machen. Für jeweils eine Millionen. Mehr konnte Skipis nicht sagen, da Informationen erst am nächsten Tag bekannt werden durften. Wie hat der Hauptgeschäftsführer mit diesem nichtssagenden Inhalt fast eineinhalb Stunden füllen können? Da half auch seine Entschuldigung zum Schluss nicht. Im Geiste überschlug ich in den letzten Minuten seines Vortrags die Kosten, die die Teilnehmer für die Buchtage ausgegeben haben und versuchte den Anteil auszurechnen, den diese Präsentation wohl bekommen haben mag.


Nach der Kaffeepause (übrigens: das Essen im bcc war großartig!) gab es Fachgruppenversammlungen. Ich schloss mich spontan einem der Exkursionen an, die das Nachwuchsparlament organisiert hat. Es ging zu wichtigen Verlagen und Buchhandlungen, für mich ging es zu ocelot. Ein Interview mit dieser tollen neuen Buchhandlung folgt hier im Blog noch. Am späten Nachmittag pilgerte ich ins Hotel und machte mich bereit für das Mitgliederfest im Umspannwerk in Kreuzberg. Da das Wetter hielt, pilgerte ich die drei Kilometer zu Fuß hin (Smartphone mit Fußgänger-Navigation sei dank!), fand mich im grünen Berlin wieder, dann beim Kottbusser Tor, dann bei einem Punk-Konzert, das gegenüber des Umspannwerks aus dem Asphalt gewachsen war. Das Mitgliederfest war gigantisch, ebenso diedas LocationEssenLeuteMusikPublicViewing. Um drei Uhr nachts war ich im Hotel, der Abend war für mich als Cola-Trinkerin sehr amüsant geworden.


Der Freitag, der letzte Tag für mich, begann viel zu früh um neun Uhr morgens mit einem Workshop mit TZ, ebenfalls organisiert vom Nachwuchsparlament. Alleine für diesen Vormittag hat sich die Fahrt nach Berlin gelohnt, der Workshop zum Thema Buchmarketing verfrachtete mich in ungeahnte Dimensionen, die für mich kreativinspirierendbahnbrechend waren und so einige Dämme in meinem Kopf geöffnet hat. Nach einigen Fallbeispielen folgten das Entwickeln eines eigenen Buchmarketing-Konzepts zu einem aktuellen Auftrag. Ich wusste, dass die Agentur uns zum Schluss eine komplett andere Lösungsmöglichkeit präsentieren würde und so war es auch. Aus dem Raum gespült, fand ich mich plötzlich in der Sitzung des Nachwuchsparlaments wieder. Als immer mehr Stimmen laut worden, die faire Arbeitsbedingungen, die Anerkennung der Leistung des Nachwuchses und eine stärkere Vernetzung mit den Arbeitgebern forderten, schnappte sogar ich mir das Mikrofon und stellte unser dazu passendes Projekt vor: BuchKarriere – Dein Platz in der Buchbranche. Nach dem Mittagessen und vielen Gesprächen, setzte ich mich noch in die Hauptversammlung des Börsenvereins, die zu dem Zeitpunkt schon vier Stunden lief. Die Hauptversammlung entpuppte sich für mich als schnöde Jahreshauptversammlung, die ich als Journalistin im Lokalzeitungsbereich jedes Jahr Dutzende Male durchlaufen muss. Meine eiserne Regel dazu: Je größer der Verein, desto länger und nerviger sind solche Sitzungen. Und die Wahrscheinlichkeit für übergenaue, naseweise Korinthenkacker steigt exponentiell. Ich hörte mir die Rede des Nachwuchssprechers TS an, der die Forderungen des Nachwuchses sehr eloquent und brav vortrug. Danach räumte ich den schönen Saal mit den runden Lichtern auf der Kuppel. Bevor der Zug nach Hause rollte, um mit mir gemeinsam das Deutschland-Spiel gegen die Griechen zu verpassen, schleckte ich am Alex lieber ein Eis, schlenderte zu Fuß mit EB zum Hauptbahnhof und kaufte mir dort der Tradition wegen eine Packung Krabben. Das war es für dieses Jahr. Nächstes Jahr hoffentlich mit mehr AKEP und weniger Buchtage für mich.