Es ist schön, ein Ziel zu haben, das ganz genau abgesteckt und definiert ist: 48 Stunden lesen. Meine Strategie? Begünstige die Eule und verschlafe die Lerche, um wiederum die Eule zu pflegen. Ganz einfach. Die Vorbereitungen zum ersten Lesemarathon kamen mir allerdings sehr bekannt vor, denn entgegen dem allgemeinen Trend, spannende Krimis, Fantasy-Bücher oder Liebesromane zu verschlingen, widmete ich mich meinen Fachbüchern für die Magisterarbeit. Daher stellte ich kurz vor 21 Uhr meine vierfarbigen kleinen Post-It-Zettel, meinen großen gelben Post-It-Block, Kugelschreiber, Textmarker und Ohrstöpsel bereit. So kann ich mich am besten konzentrieren.
Die ersten Stunden liefen gut. Ich hatte mir vorgenommen, das letzte Drittel vom »Social Media Handbuch. Theorien, Methoden, Modelle und Praxis« (Michelis/Schildhauer, Nomos) zu schaffen und hatte gegen 23 Uhr nur noch 100 Seiten vor mir. Das tolle an den Fachbüchern war, dass ich sehr gezielt lesen konnte. Wichtige Grundlagenkapitel und Themen, die zu meinem Magisterthema passten, nahm ich mit, andere hingegen nicht, beispielsweise viele Praxiskapitel, für die es noch zu früh ist (und die ich seit meinem Lotterleben in einer Marketing-Agentur eh schon kannte). Oder spannende Theorien, die zu abseitig waren. Von manchen Kapiteln kam ich dann dennoch nicht los, sodass ich erst um 1.13 Uhr den letzten Satz las. Damit habe ich mein letztes wissenschaftliches Buch beendet und konnte am nächsten Tag mit anwendungsbezogenen Fachbüchern aus dem Bereich Marketing, Informatik und Karriere weitermachen.
Nach den hochwissenschaftlichen und leider nicht immer funktionierenden Theorien, Modellen und Methoden dachte ich, die nächsten beiden Marketingbücher schnell querlesen zu können. Ich täuschte mich und war erstaunt (oder angenehm überrascht), dass die Bücher doch viele Ideen verknüpfen und bestätigen konnten. Endlich traf ich auch auf bekanntes Vokabular aus der Praxis, das im Theorieteil komplett gefehlt hat und konnte weitere Lücken füllen. Ich blieb bei »Social Media Marketing. Erfolgreiche Strategien für Sie und Ihr Unternehmen« (Heymann-Reder, Addison-Wesley) hängen und konnte gar nicht damit aufhören, mir nach jedem Beispiel Gedanken zu machen und die erfolgreichen Kampagnen (»Old Spice!«) mit dem Smartphone zu analysieren. Dabei war ich so vertieft, dass ich erst während der Dämmerung merkte, wie viel Zeit vergangen war. Als ich das Buch fertig hatte, schnappte ich mir das nächste Fachbuch und haute ab ins Indie-Kino.
Ob ich wohl disqualifiziert werde? Jeden Morgen trank ich einen doppelten Espresso und nach dem Mittagessen, wenn ich als Eulenmensch mein Tief hatte, schnappte ich mir einen kleinen Energy Drink, um wieder konzentriert arbeiten zu können. Normalerweise trinke ich die kleinen Elixiere nicht, aber wenn ich unter Druck stehe, viel lernen und zugleich viel arbeiten muss, komme ich nicht drum herum. Sonst schlafe ich über meinen Fachbüchern ein, auch wenn ich ausgeruht und das Thema spannend ist.
Noch im Kinosaal verschaffte ich mir einen Überblick von »Erfolgreiches Social Media Marketing mit Facebook - Twitter - Xing & Co.« (Stuber, Data Becker). Nach dem Film wollte ich eigentlich weiterlesen, verquatschte mich aber mit Wortschatz am Telefon, was dennoch ganz nützlich war: Ich ordnete meine Gedanken, Ideen und Theorien und er fragte mir Löcher in den Bauch. Sonntags nutzte ich die Möglichkeit, drei weitere Bücher dieses Mal wirklich sehr komprimiert und gezielt querzulesen und abends zwei Artikel und eine Beurteilung für die Arbeit zu schreiben. Als die dringlichen Sachen erledigt waren, die wichtigsten Erkenntnisse verdaut, setzte ich mich nochmal auf mein Bett, sammelte verschiedene Papier um mich herum und sortierte Analysen, Schwerpunkte und Themen, ordnete sie und war zufrieden, dass mein roter Faden zwei Stunden später einen Sinn ergab. Soviel zur Absicht, noch vor Mitternacht zum Schlafen zu verschwinden. Blöde eulische Angewohnheiten.
So habe ich während der 48 Stunden drei Fachbücher gefressen und drei weitere sehr oberflächlich überflogen, zwei Artikel geschrieben, zuviel getwittert, zwischendurch meine Nägel in ein schönes Lila lackiert, eine Beurteilung geschrieben und einen roten Faden entwickelt. Ich hätte gerne öfter so entspannte Wochenenden und freue mich auf den nächsten Lesemarathon. Dann gerne mit normalen Büchern.
Doppelter Espresso ist immer gut! :)
AntwortenLöschen... oder Wiener Melange. Oder Espresso macchiato. Hach <3
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