Mittwoch, 11. Juli 2012

Bibliophile Momentaufnahmen – Kalenderwoche 28


Als mir zum ersten Mal jemand vom Ingeborg-Bachmann-Preis erzählt hat (bzw. von der ominösen Veranstaltung mit dem Hashtag #tddl), entsprang meinem Kopf eine merkwürdige Vorstellung dieses Literaturmarathons. Ein Kandidat liest einer Jury und einem Publikum seinen Text vor? Dieser wird daraufhin bewertet und bekommt zum Schluss sogar einen Preis? Und sowas wird auch noch im Fernsehen gezeigt? Interessant. Mein Gehirn erträumte sich ein verspieltes Klagenfurt, ein dörfliches Klagenfurt – mit einer großen, kleinstädtischen Bühne, mitten im Grün. Mit Alpenkulisse. Das Wetter natürlich immer fabulös, auf der Bühne nur ein Stuhl, ein Mikro (so eines auf einem Mikrofonständer, der dem Betrachter und Fotografen immer im Weg steht), ein kleines Tischchen mit einem Glas Wasser darauf. Natürlich still. Unter der Bühne viele Stühle mit aufgeregten Gästen, die leise über die grünen Wiesen tapsen und erwartungsvoll dem Text lauschen. Die Jury? Irgendwo dazwischen, nicht wichtig, Randfiguren.
Und dann schaltete ich letztes Jahr zum ersten Mal auf 3sat ein und all meine Vorstellungen zerschlugen sich in einem dusteren, achtziger Jahre-Studio mit unterforderten Kameraleuten (daher dauernd: Kamerafahrten mit Spezialeffekten: die Spiegel in der Bühnendekorationen werden jedes Mal voll ausgenutzt) und einer Jury, die präsenter ist als die Kandidaten und doch weniger zu sagen hat. Nur den Dieter Bohlen unter ihnen konnte ich dieses Jahr nicht eindeutig ermitteln. Nächstes Jahr rufe ich zum Bullshit-Bingo auf, macht jemand mit?

2 Kommentare:

  1. Irgendwie gruselts mich bei solchen Wettbewerben immer ganz schlimm

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  2. Klingt ganz so, als müsste man das unbedingt gesehen haben. ;)

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