Meine ersten eigenen Lesezeichen waren eigentlich ziemlich langweilig. Ich habe sie mir in der fünften Klasse auf unserem ersten Weihnachtsbasar der Schule gekauft. Sie waren weiß, aus Pappe ausgeschnitten und hatten verschiedene Tiermotive, die erhaben waren. Als wären sie der Abdruck eines Stempels mit einer Gelflüssigkeit als Tinte. Da kann ich mich an einen Bären erinnern. Weitaus spannender war für mich ein Lesezeichen in dergleichen Form mit einem aufgeklebten Textmuster. Das besondere für mich war, dass das Mädchen alle Namen aus meiner Klasse abgetippt, ausgedruckt und draufgeklebt hat. Noch nie hatte ich einen Gegenstand, der ganz kommerziell meinen Namen trug. (Zur Erklärung: Er ist nicht alltäglich.)
Danach hatte ich klassische Lesezeichen. Ausgeschnittene Bilder von Lieblingsautoren aus der Zeitung, aufgeklebt auf Kartonpapier. Rausgerissene Zeitungsseiten, Fotografien, gekaufte Lesezeichen mit schönen Bildmotiven. Doch in Zeiten von Internet, DaWanda, Etsy, Pinterest und Unmengen an Blogs mit DIY-Schwerpunkten reizt es einem dann doch, mitzumachen, zu basteln und schöne, ästhetische Lesezeichen zu gestalten. Ganz einfach weil wir als Leser und buchaffine Menschen das Sinnliche lieben: In Büchern schnüffeln, zusammengeklebte Seiten aufstupsen und den E-Reader mit aufwendigen Mappen und Hüllen eine individuelle Note zu verleihen.
Die klassischen Lesezeichen sind für mich einfache, flache Zettel in jeglicher Form, die zwischen die Seiten gelegt werden. Ganz wunderbar fand ich die Idee, dafür einen Pantone-Farbfächer umzugestalten und mit einem Band in passender Farbe zu versehen. Passende Motivstanzer sind inzwischen günstig und mit vielen verschiedenen Symbolen verfügbar. Ganz häufig finden sich auch Lesezeichen mit Sprüchen und Schriftspielereien, natürlich mit bibliophilen Inhalten.
Die Königsklasse erreichen Lesezeichen, wenn mit dem Material gespielt wird. An dem Modell im Vintage-Look kann ich mich gar nicht sattsehen, doch für solche Exemplare fehlen mir nicht nur der richtige Stoff, sondern wahrscheinlich auch die Nähkünste. Zurück zum Ursprung kommt man mit Lesezeichen aus Holz. Holz begegnet mir als Trendstoff beim Basteln immer häufiger und passt meiner Meinung nach gut zum bibliophilen Thema und zur Sehnsucht nach einer naturnahen, einfachen Haptik.
Im nächsten Schritt gibt es natürlich klassische Lesezeichen, die mit dem Genre spielen, das der Leser bevorzugt. Spannungsmesser, Mittäter, Mordsgaudi als Lesestoff in Messerform finde ich sehr originell. Ich selbst hatte in meiner Vampirlesezeit vor zehn Jahren (Bram Stoker und Anne Rice) etwas eher makaberes gebastelt: Ein blutiges Taschentuch, natürlich einlaminiert. Passte aber gut zum Horror- beziehungsweise Vampirmotiv.
Dass ich eine kleine Schwäche für Eulen habe, muss ich wohl nicht erwähnen. Tiermotive werden ebenfalls gerne als klassische Lesezeichen benutzt. Ganz schrecklich finde ich den Bücherwurm (ich finde Würmer eklig, egal wie verkitscht sie dargestellt werden) oder die Leseratte (woher kommen diese Vergleiche eigentlich?), wesentlich besser die weise Eule, den schlauen Fuchs, die listige Krähe oder den geheimnisvollen Wolf. Ich muss mal wieder nach Motivpapier Ausschau halten, vielleicht finde ich ein paar schöne Muster zum Basteln.
Das war es erst einmal mit den klassischen Lesezeichen. Kommen wir nun zu den Exemplaren, die es sich an den Ecken gemütlich machen. Okay, das erste Modell passt nicht so ganz, denn das Lesezeichen eines Vogels könnte man auch entlang des Seitenrandes weiterschieben. Dieses Lesezeichen, übrigens aus dünnem Metall, ist aber eine gute Überleitung zwischen den klassischen und den Eck-Lesezeichen.
Sehr typisch ist allerdings das folgende Eck-Lesezeichen, das sogar einen Papierbommel hat. Obwohl die meisten dieser Lesezeichen sehr einfach aussehen, werden sie selten geklebt, sondern kunstvoll gefaltet. Ich selbst lerne gerade, wie man ein Eck-Lesezeichen mit einer Herzform faltet. Je nachdem, wie aufwendig man vorangeht, desto kniffliger wird die Angelegenheit. Oben in dem Bild sind übrigens die einzelnen Blütenblätter gefaltet.
Darf es auch ein wenig moderner sein? Dann ist das Moustache-Lesezeichen ein absolutes Muss! Und aus Erfahrung kann ich sagen, dass es sehr knifflig ist, so einen Schnauzer zu zeichnen (ich hatte meine Nägel mal mit kleinen Moustaches verziert). Das abgebildete Lesezeichen ist aber nicht gefaltet, sondern geklebt worden. Welch schnöde Schummelei!
Mein letztes Beispiel aus der Reihe der Eck- (oder Seitenränder) Lesezeichen geistern gerade in dieser und ähnlicher Form durch sämtliche Modeblogs. Und zwar als Ringe, die ganz schlicht aus Metall und in Herzform zurechtgebogen werden. Dasselbe klappt natürlich auch für Lesezeichen.
Die nächste Lesezeichen-Gattung zähle ich zu den flexiblen Markern, zumeist Gummibänder. Diese können mittlerweile sehr lustige und praktische Formen annehmen, wie der blaue Zeigefinger, der nicht nur die Seite, sondern auch den zuletzt gelesenen Satz markiert.
Das absolut skurrilste Lesezeichen überhaupt stammt aus Japan und war flüssig, ist glibbrig und wird als Liquid Bookmark angepriesen. Ich finde das Lesezeichen genial, sofern es nicht abfärbt oder die Struktur des Papiers durch die Feuchtigkeit verändert. Den Schleim gibt es in drei Farben: Weiß, Rot und Grau. Und wird vom Designer selbst gegossen. Aha!
Kommen wir zum Schluss nun zu Lesezeichen, die sich durch ihre Gegenständlichkeit auszeichnen. Dazu gehören meiner Meinung nach die nachfolgenden vier Bookmarks, die alle eine dünne Fläche haben, die zwischen die Buchseiten gelegt wird, aber auch wuchtige, auffällige Formen, die die gelesene Seite visuell von Außen markieren. Ein dünnes Band aus Vlies, eine auffällige Perle? Schwubbs ist das Lesezeichen mit der Weintraube perfekt. Eigentlich hat das Lesezeichen an beiden Enden diese Perle, was ich wiederum sehr unpraktisch bei Transportbüchern finde. Bücher, die nur zu Hause gelesen werden und deshalb auf dem Nachtisch liegen, können so ein Lesezeichen haben. Stehend, in einer Tasche, verknickt die Perle vielleicht den Unterschnitt oder den Einband.
Das Problem hat der Zipper nicht. Dieses Lesezeichen ist ein lustiges Gadget und macht optisch echt was her. Die Bilder auf Trendhunter machen echt was her, doch ich wollte hier im Blog vor allem darstellen, wie der Zipper im Ganzen aussieht. Im Einsatz ist nur der Reißverschluss zwischen den Buchseiten zu sehen.
Das Bücher fantasievoll sind, vor Leben und Abenteuern nur so strotzen und in fremde Welten entführen, spiegeln die nächsten Lesezeichen sehr schön wieder. An normale Lesezeichen sind Füße beziehungsweise Hände angebracht wurden, die aus dem Buch herausragen. Das erste Lesezeichen verweist auf den Zauberer von Oz, das zweite hingegen auf Zombies. Die Zombiehände waren übrigens auch die ersten ungewöhnlichen Lesezeichen, die ich im Netz bewusst wahrgenommen habe. Und ja, ich würde sie mir bestellen.
Zum Schluss wie immer noch einmal die Quellenangaben zu den einzelnen Lesezeichen:
Pantone-Farbfächer-Lesezeichen, Lesezeichen mit Sprüchen, Vintage-Lesezeichen, Lesezeichen aus Holz, Krimilesezeichen, Eulen-Lesezeichen, Metallvogel-Lesezeichen, Eck-Lesezeichen mit Blume, Moustache-Lesezeichen, Herz-Lesezeichen, blauer Zeigefinger, Liquid Bookmark, Weintrauben-Lesezeichen, Zipper-Lesezeichen, Zauberer von Oz, Zombies
Sehr schöne Schätze hast du da mal wieder ausgegraben .. da bekommt das bibliophile Herz ja glatt Lust, selbst etwas kreativ zu werden. Wo hast du denn enie Anleitung für so ein erwähntes Herz als Eck-Lesezeichen her?
AntwortenLöschenLG Jimmy
Huhu Jimmy,
Löschenich habe eine sehrsehrsehr gute Video-Anleitung im Netz gefunden. Wollte das Falten vielleicht auch mal als Schritt-für-Schritt-Fotografien hier auf dem Blog darstellen. Mal sehen :) Hier der Link: http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=IqlBicMAOEc
Liebe Grüße,
nt
Tolle Idee - würde mich freuen, wenn das umgesetzt werden würde.
LöschenDanke für den Link ♥
Tolle Lesezeichen :)
AntwortenLöschenIch sollte mir auch mal neue zulegen, wo ich die hier sehe...
Liebe Grüße,
Jasmin
http://jasmins-buecherblog.blogspot.de/
Die Lesezeichen sind toll. Für die blutigen kenne ich einen Horrorfan, der garantiert voll drauf steht. :-)
AntwortenLöschenGrüße von der Tintenelfe