Mittwoch, 13. Oktober 2010

Buchmesse 2010 – Hippe Verleger außer Rand und Band


Egal, wo man auf der Messe war, überall lag ein Flüstern in der Luft. »Kommst du?« – »Freitagabend!« – »Party der unabhängigen Verlage!« – »Gebongt!«
Eigentlich brauchte man nur einen der bunten Flyer hervorzuholen und verschwörerisch zu blinzeln, um ein anerkennendes Nicken zu ernten: Ja, ich bin bei der angesagtesten, hippsten Party der Messe dabei. Alles schon im Kalender vorgemerkt: Book Fair – A-Go-Go. Die Party der jungen Verlage.


Dabei waren AvivA, belleville, bilgerverlag, Blumenbar, Echtzeit, Edition Korrespondenzen, Folio, Junge Magazine, kookbooks, Liebeskind, Lilienfeld, °luftschacht, luxbooks, mairisch, Milena, Onkel & Onkel, orange-press, Salis, Secession, Ventil, Verbrecher, Voland & Quist, Walde + Graf und Yedermann.


War sie nun hip und cool? Fehlanzeige. Da ich früher Feierabend hatte als erwartet, bin ich noch einmal schnell nach Hause gefahren. Der Zug hatte eine viertel Stunde Verspätung. Auf dem Rückweg fielen zwei Züge aus, einer endete unerwartet am Frankfurter Hauptbahnhof, und auf dem Weg zur Konstabler Wache fiel dann Zug Nummer drei aus. Aus einem zwanzig Minuten-Weg sind knapp zwei Stunden geworden. Vielen Dank, liebe Deutsche Bahn.


Entsprechend mies gelaunt kam ich eineinhalb Stunden zu spät zur Party. Die ehemalige Diamantenbörse in Frankfurt war ein angemessener Ort für so ein Event: verrückte Roboterskulpturen im Raum, eine inaktive Rolltreppe führte zur Preisverleihung der Hotlist und an den Wänden hingen zweideutige Comics.


Wenig überraschend gewann Ulrike Almut Sandig mit ihren Geschichten in »Flamingos« (Schöffling) den Preis der unabhängigen Verlagen, der in diesem Jahr zum zweiten Mal verliehen worden ist. Zwei komische Frauen in komischen grünen Kleidern und komischen Brillen überbrachten Sandig die freudige Nachricht. Wofür sie das Geld brauchen könne? »Ich fahre morgen nach Finnland und habe mir schon Sorgen gemacht, dass ich mir dort nichts kaufen werden kann«, schmunzelte die junge Autorin, die schon den Leonce-und-Lena-Preis für ihre Lyrik gewonnen hat.



Viel zu viele Menschen drängten sich nach einer endlos langen Preisverleihung in das Erdgeschoss. Zwar machten Rosalie und Wanda tolle Musik (»Lieder, die man sich an die Wand hängen könnte«), doch das Klima in dem schlecht belüfteten Gebäude erreichte schnell hohe Punkte in der Unerträglichkeitsskala.





Eigentlich schade für eine so hippe, junge Party, wenn das Gebäude versagt und die Getränkepreise Messeniveau erreichen. Vielleicht sehen wir uns im nächsten Jahr wieder, mit besserer Belüftung und interessanterem Programm?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen