Mit diesem Post starte ich eine kleine Serie, die sich mit der Geschichte und Gegenwart des Kinder- und Jugendbuchs beschäftigt. Da ich selbst immer noch sehr gerne in Bilderbüchern schmökere, Kinderbücher lese und auch die Literatur für Jugendliche nicht verschmähe, liegt mir das Thema sehr am Herzen, und ich hoffe, dass du, lieber Leser, im Laufe dieser Serie ebenfalls dieses Genre für dich entdecken wirst.
Laut einer Studie von Booktrust werden Kinder- und Jugendbücher zu 95 Prozent von Erwachsenen gekauft. Daraus ergibt sich die interessante Fragestellung, für wen nun die Verlage eigentlich das Buch konzipieren sollen: Soll das Cover, der Inhalt, die Gestaltung die Erwachsenen als Käufergruppe ansprechen? Oder doch eher die Lesergruppe, für die die Bücher geschrieben worden sind? Wie sieht der Spagat aus, um beide zu erreichen? Piraten und rosa Ponys mit einem Bildungshintergrund und zweisprachig?
Die Überlegungen gehen weiter, wenn die Umsatzanteile nach Warengruppen betrachtet werden. Im Jahr 2008 lag er bei 14,6 Prozent und 2009 stieg er auf 15,7 Prozent im Bereich des Kinder- und Jugendbuchs an. Eine Steigerung? Wirklich? Die Statistik muss zu Recht kritisch betrachtet werden, weitet sich doch die Definition des Kinder- und Jugendbuches stark aus. Wo soll eine Grenze gesetzt werden? Ist eine 14-Jährige noch ein Kind oder eine Jugendliche? Ist ein 18-Jähriger noch Jugendlicher oder ein Erwachsener? Genauso individuell wie das gefühlte Alter ist auch der Lesegeschmack. Ich selbst habe mit zwölf Jahren meinen ersten Stephen King gelesen, kenne aber auch Jungs, die in der Oberstufe mit Goethe konfrontiert worden sind, obwohl sie bis dahin nur Karl May gelesen hatten. Winnetou und Old Shatterhand werfen wiederum die Frage in den Raum, wie Bücher bewertet werden sollen, die für Erwachsene geschrieben worden sind, aber von Kindern verschlungen werden. Umgekehrt geht das natürlich auch – das Phänomen heißt »All-Age-Literatur« ist spätestens seit Harry Potter und der Biss-Serie von Stephenie Meyer in aller Munde, obwohl die Anfänge weiter zurückreichen. Zu »Momo« und »Die unendliche Geschichte« von Michael Ende oder auch »Sofies Welt« von Jostein Gaarder. Alles Kinder- und/oder Jugendbücher, die gerne von Erwachsenen verschlungen werden.
Für den Buchmarkt ist das Segment durchaus attraktiv. Der Branchen-Monitor BUCH des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels hat festgehalten, dass die Umsatzveränderungen von August 2009 bis August 2010 im Bereich Kinder- und Jugendbuch um 6,9 Prozent zugenommen haben. Die Altersstruktur der Käufer deckt sich mit den Zahlen von Booktrust: 25 Prozent sind männlich, 75 Prozent weiblich und von ihnen sind nur 7,7 Prozent jünger als 20 Jahre. Ergo entspricht die Käufergruppe auch hier nicht der Lesergruppe. 27,9 Prozent sind zwischen 21 und 40 Jahren, 47,5 Prozent zwischen 41 und 60 Jahren und 16,9 Prozent sind älter als 61 Jahre.
All diese Fragen zur Definition und zur aktuellen Entwicklung führen zu der Vorahnung, dass das Thema einen langen Rattenschwanz mit sich ziehen könnte. Ich stimme dem zu, lieber Leser, und hoffe, dir einen Teil davon zeigen zu können. Angefangen von der Erziehung des »kleinen Erwachsenen«, dem Wandel des Kindheits-Verständnisses während der Aufklärung bis hin zum modernen, digitalen Bilderbuch. Vom Struwwelpeter, der Backfischliteratur, der Biene Maja, Erich Kästner, Pippi Langstrumpf und Mangas werden meine nächsten Posts handeln.
Zum Abschied ein kurzer Film, wie Alice im Wunderland heute aussehen kann.
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