Dienstag, 12. Oktober 2010
Buchmesse 2010 – Neue Non-Books auf der Messe
Auf der Frankfurter Buchmesse habe ich die Non-Books für mich entdeckt. Sie sind in der Halle 4.0 ganz weit hinten in der Ecke versteckt, aber natürlich eine einzige Augenweide. Ich zückte gleich meine Kamera, schaltete auf den Foto-Blick um und fand mich im wunderbarsten Fotoschlaraffenland mit Glitzer, Bibliophilem und noch mehr Glitzer wieder.
Nach drei Schnappschüssen knallte ich auf dem Boden der Realität zurück. »Entschuldigen Sie, haben Sie eine Erlaubnis zum Fotografieren?« Seit wann brauche ich eine Erlaubnis? Überall? »Eigentlich darf man auf der ganzen Messe nicht fotografieren.« Hust! Ach wirklich?
Missmutig stapfte ich von diesem unsympathischen Mensch davon. Spätestens mit einer Gruppe von sieben Menschen im Bild dürfte er mir doch eigentlich den Buckel runterrutschen. Ich hörte mir einen Vortrag an (Post folgt) und kühlte mich ab. Danach ging ich erneut auf Fotojagd und machte mir dieses Mal die Arbeit, jeden einzelnen Stand, der etwas interessantes zu bieten hatte, mit Erlaubnis des Betreibers zu fotografieren. Immerhin bekam ich so einige Neuigkeiten mit, auch zum Thema Produktpiraterie.
Eine der größten Non-Book-Firmen hatte ein großes Schild am Stand, eine durchgestrichene Kamera davor. Einer der aufmerksamen Mitarbeiter hatte sogleich ein Auge auf mich geworfen und ich zwinkerte zurück. »Ihre Produkte machen mich immer traurig. Nie finde ich meinen Namen darunter«, fing ich das Gespräch an. Da die Ideen der Firma aber unheimlich originell sind, gab ich im selben Atemzug versöhnlich bekannt, dass ich von ihrem Sortiment bereits einiges gekauft habe. Er erzählte mir, warum Fotos von ihren Produkten nicht erlaubt sind. »Mit unseren Produkten haben wir ein erfolgreiches Konzept entwickelt und für unsere Firma ein unverkennbares Profil geschaffen. Deshalb werden wir leider gerne kopiert.« Er berichtete von Chinesen, die die Produkte fotografieren und in ihrer Heimat für viel weniger Geld 1:1 nachbauen. »Es wird geklaut, was vielen gut gefällt.« Für die Firma ist der Nachweis der Plagiate schwierig. Da sie keine Charakterfiguren oder Labels im Programm haben, reicht es, wenn die Produktpiraten geringfügige Änderungen einarbeiten, um sich aus der Produkthaftung herauszuwinden. Trotz allem langt laut dem Mitarbeiter die reine Kopie noch lange nicht, um erfolgreich zu sein. Eine gute Qualität und ein wiedererkennbares Gesamtkonzept (Corporate Identity mit einheitlichem Design) sind entscheidend, sodass der Käufer Vertrauen zu diesem Impulsartikel aufbauen kann.
Spannend. Viele andere Anbieter von Non-Books haben ähnliche Erfahrungen gemacht. Viele ärgerten sich, dass sie mit ihrem Artikel zuerst ein Risiko eingehen müssen, wenn sie es auf dem Markt bringen. Erst, wenn sich ein Erfolg einstellt, beginnt das Kopieren der Konkurrenz.
Ein netter Mann presste mir kostenlos einen Button mit dem Wort »Muse«. Hätte ich etwas aufmerksamer auf die Werbewand geblickt, hätte ich für Wortschatz noch den »Roman Held« mitgenommen. So blieb es bei der Muse und der Mann klagte, dass seine Presse schon nach dem zweiten Tag drohte, ihren Geist aufzugeben. Ich hoffe, sie hat bis zum Sonntag durchgehalten!
Auf der Suche nach besonderen Non-Books habe ich dir, mein lieber Leser, einige Geheimtipps herausgesucht, die mir ein Lächeln auf die Lippen gezaubert haben.
Der Denkzettel ist ein verformbarer Notizblock, schwarz-weiß und mit 1.500 Seiten gut gefüllt.
Der Bookchair-Vertrieb hatte zwei wunderbare Lesezeichen im Angebot: das linke Lesezeichen hat verschiedene Tiermotive, die mit ihrem Schwanz die Seite markieren und das rechte hat einen Magnetverschluss in Herzform.
Eine Lizenz für Simon's Cat-Merchandising-Produkte hat vor kurzem eine Frau aus Deutschland erstanden. Sie präsentierte Tassen, Shirts und Gelddosen auf ihrem Stand. Am Mitte November wird ihr Shop fertig sein. Nähere Infos für eingefleischte Fans gibt es dann auf folgender Seite: Klick!
Den tollsten Job der Messe hatte bestimmt die Frau am Stand von Folkmanis Puppets: Sie hatte ein unglaublich süßes Eichhörnchen auf dem Arm, das sich putzte und frech durch die Gänge blickte.
Allein die Visitenkarte, die mir Arno Jung überreicht hat, war ein Erlebnis: zusammengeklappt sah sie aus wie ein Aktenordner. An seinem Stand präsentierte er Aufkleber für eben solche und hier entdeckte ich mal wieder ein Muster, das auf der Messe allgegenwärtig war: Hirsche und Geweihe!
Memory mit nur zwei gleichen Pärchen? Laaangweilig! Pixelproducts bewies das an ihrem Stand. Drei Karten sind derzeit in. Mit denselben Motiven? Fehlanzeige! Eine rote, gelbe und grüne Ampel, eine echter, gezeichneter und gebastelter Rabe, eine 33, eine 66 und eine 99. Logik und Knobeleien stehen heute im Mittelpunkt. Mit vielen tollen Motiven ist das eine echte Entdeckung.
Unglaublich viel zu entdecken gab es am Stand der Firma REMEMBER. Ich unterhielt mich sehr nett mit einem Mitarbeiter, der mir zum Glück das Fotografieren erlaubte. Ihre Produkte sind eine echte Augenweide, allem voran die Spiele: exotische wie das Paolo, bekannte wie die Bricks und bunte wie das art'quadrat.
Einer der süßesten Ideen verbarg sich hinter den kleinen Weltverbesserern. Du warst mit dem Service in einem Restaurant zufrieden, magst deine Nachbarin oder den Postboten? Sag es ihnen mit den kleinen Kärtchen. Vorne bunt und hinten mit einer Ankreuzmöglichkeit, warum du, lieber Leser, zufrieden, glücklich und gerührt bist. Kleine Kärtchen, um eine große Wirkung zu erzielen. Tolle Idee, leider aber erst Ende Oktober im Shop.
Einen ebenfalls tollen Job hatte Peter Wanders von der ELLIOT GmbH: Statt wie ich eine schwere Kameratasche zu schleppen, durfte er den ganzen Tag mit einem Hubschrauber durch die Messehalle fliegen – natürlich war es nur ein Modellflieger.
Meine letzte Entdeckung machte ich beim Werkhaus, die ein eigenes Baumhaus über ihrem Messestand hatten. Bei Kundengespräche war die Idee wahrscheinlich der Renner – allein wegen dem Ausblick und der Lautstärke. Im nächsten Jahr bin ich auf alle Fälle wieder in der Halle 4.0 bei den Non-Books, um weitere Sachen zu entdecken. Mal schauen, was ich dir dann präsentieren werde.
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