Montag, 11. Oktober 2010

Buchmesse 2010 – Wahre Bücher!?


Es ist eine berechtigte Frage: Braucht man auf der Frankfurter Buchmesse eine Veranstaltung, die sich in den Vorzügen des Buches verliert? Warum nicht, dachte ich mir und nahm im Börsenblatt-Café Platz. Neben den Schokoladenkeksen waren auch die Gäste spannend: Börsenblatt-Redakteur Michael Roesler-Graichen quetschte Marina Krauth (Buchhandlung Felix Jud, Hamburg), Karin Schmidt-Friderichs (Verlag Hermann Schmidt) und Herbert Ullmann (Verlag h.f. ullmann) aus, warum die Leser selbst im digitalen Zeitalter nicht auf gedruckte Bücher verzichten könnten.

Schmidt-Friderichs betonte gleich am Anfang, dass es nicht immer ein Gegeneinander sein muss. »Der Kampf zwischen dem Druck und dem Digitalen wird zu sehr aufgebauscht.« Derzeit beobachtet die Verlegerin hochwertiger Bücher mit dem Schwerpunkt Typografie und Grafik, dass beide Bereiche sich gut ergänzen. Sie persönlich hat das Buch lieber in gedruckter Form in der Hand: Mit Fettflecken und handgeschriebenen Notizen, die sie Jahre später wieder aus dem Regal ziehen und neu entdecken kann.

Einen Blick aus der Perspektive einer Buchhändlerin steuerte Marina Krauth bei. Sie hat ihre Kunden einmal gefragt, ob sie in ihrem Laden E-Books erwarten würden. Als Reaktion erntete sie verzweifelte, verwirrte Blicke. »Doch langsam ist die Zeit reif für diesen neuen Markt, selbst wenn E-Books ein Buch niemals ersetzen werden können.«

Eine emotionalere Perspektive vertrat Herbert Ullmann. »Ein Buch ist ein bester Freund, der mit einem zusammen durch das Leben geht. Es unterstützt einen in schwierigen Zeiten.« Natürlich hat der Verleger sich mit E-Books auseinandergesetzt, aber ihm fehlt die Verlässlichkeit in der digitalen Version.


Nicht nur in der digitalen Version gibt es rasante Entwicklungen, auch das Buch in seiner gedruckter Version erlebt manche Erneuerung – nicht nur, wenn es beispielsweise um eine neue Schrift und eine noch lesefreundlichere Typografie geht. »Leider sparen viele Verlage zuerst in der Herstellung«, bedauerte Schmidt-Friderichs. Krauth stimmte ihr zu: »Auch aus Sicht der Kunden lohnt es sich, wieder zurück zu einer herstellerischen Qualität zu gehen.« Ullmann investiert gerne in die Herstellung, obwohl der zeitliche und finanzielle Aufwand sehr hoch seien. »Kunden schätzen allerdings besondere Bücher. Ein teurer Fotoband als E-Book wären ein persönliches Tschernobyl für sie.«


Das Fazit der Runde? Ein Miteinander des digitalen und des gedrucktes Buches sind toll, aber dazu gehört es auch, sich vom Referenzmedium Buch zu verabschieden. »Das ist vielleicht genau das Problem der Branche. Für E-Books muss man in anderen Kategorien denken, sonst ergreifen Branchenfremde erfolgreich die Chance, bei der Arbeit an einem neuen Medium mitzuwirken«, so Schmidt-Friderichs.

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