Nachdem man statt fünfeinhalb sogar siebeneinhalb Stunden mit der Bahn von München nach Leipzig unterwegs gewesen ist und sich in Auerbachs Keller sattgegessen hat, macht jeder vernünftige Mensch was? Genau, sich auf die nächste Buchmesse-Party verkrümeln.
Meine Kollegin N. und ich begutachteten unsere wunderschöne Wohnung, verstauten schnell die Koffer und Reisetaschen, hübschten uns kurz auf und verschwanden zur ersten Party in der Nähe, zu der wir Einladungen hatten. Zumindest fast alle. Alles zu Fuß, denn unsere Wohnung lag direkt in der Nähe der Innenstadt. Und alle Partys fanden in der Innenstadt statt, so auch die vom Aufbau Verlag.
Der Veranstaltungsort war schick, rustikal und ein wenig eng. Große Räume, Spiegel, Glastüren, grüne Holzwände mit Bücherregalen voller alter Wälzer, Kronleuchtern, Blumenlampen und einem romantischen Wandbild. Erst der Wildschweinbraten, dann diese ländliche Romantik – ich fühlte mich, als hätte ich Bayern nicht verlassen. Es gab Suppe und Tische zum Sitzen. Da die Party allerdings hoffnungslos überfüllt war, entwickelte sich rasch eine Stehplatzromantik zwischen Aufbau-Werbeplakaten und einem überteuert aussehenden Leseexemplar mit Leseproben verschiedener Spitzentitel, als Hardcover gebunden. Dann der erste Schock: Statt Cola gab es nur Cola Light! Sünde! Verdammnis! Die Party war für mich gelaufen. Wir hielten einige nette Schwätzchen, ich traf einen lieben Kollegen von einem Kinderbuch-Verlag (hallo M.!) und machte einige Fotos, die mir immer noch gut gefallen.
Mein Fazit der ersten Messe-Party des Jahres? Süßer-schnuckliger-romantischer Ort, ungemütlich eng, keine Cola. Kurz vor Mitternacht düsten wir weiter zur nächsten Party, angeblich DER Szene-Feier des Abends. Praktischerweise fast direkt um die Ecke gelegen, vorbei an einer mit protzigen goldenen Engeln vergoldeten Fassade irgendeiner Bank, die ihre besten Zeiten schon hinter sich gebracht hatte.
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