Freitag, 23. November 2012

Buchmesse 2012 – »Hotlist is coming home.«



Die Indies im Literaturhaus? Ich war skeptisch, als ich gemeinsam mit einer Freundin zur Preisverleihung hetzte. Mal wieder. Seitdem ich dort fotografieren soll, bin ich chronisch knapp in der Zeit dran. Letztes Jahr fielen die Züge aus, dieses Mal verplauderte ich mich auf einer Preisverleihung davor. Aber es klappte, ich kam pünktlich angehetzt und erwartungsfroh an. Oder besser gesagt verhalten-optimistisch, wobei mehr verhalten als optimistisch. 



Die Book Fair A-Go-Go-Party – mit der Verleihung des Hotlist-Preises – hat in den vergangenen Jahren schon an vielen ranzigen Orten ihr Eigenleben entfaltet. Und jetzt das: Passten die wilden, jungen Verleger ins klassisch-konservative Literaturhaus Frankfurt? Ja, und Literaturhaus-Chef Hauke Hückstedt meinte dazu passend in seiner Begrüßung: »Hotlist is coming home.«





Seit 2009 wird der Hotlist-Preis als Gegengewicht zum Deutschen Buchpreis an die besten Titel aus Independent-Verlage verliehen. Die Preisverleihung glänzte mit tollen Titeln und dem Moderator Thomas Böhm, der das Publikum frech und witzig durch die Preisverleihung führte. Von ehemaligen Kaufhäusern und Punk-Schuppen zum Literaturhaus – der Hotlist-Preis hat sich etabliert. In diesem Jahr gab es 145 Einsendungen, aus denen eine Longlist aus 30 Titeln zustande kam. Ab hier wurde es spannend: Drei Titel bestimmte das Publikum per Voting, sieben Bücher eine Jury. Daraus entwickelte sich die Shortlist mit einem bunten Überblick der Indie-Programmlandschaft. Dabei waren der Berenberg Verlag, Braumüller, luxbooks, diaphanes, Droschl, Echtzeit, Jung & Jung, Peter Hammer, Unionsverlag und der Verlag Das Wunderhorn.



Das Rennen machten am Ende zwei Verlage: Der Hauptpreis, der mit 5000 Euro dotiert ist, ging an den Grazer Literaturverlag Droschl. Tor Ulvens Erzählband »Dunkelheit am Ende des Tunnels« war das letzte Buch des Norwegers, der mit 41 Jahren Selbstmord beging. Bernhard Strobel übersetzte das Buch auf Deutsch.


Den Melusine-Huss-Preis, der zum zweiten Mal von Buchhändlern verliehen wurde und einen Druckgutschein der Freiburger Graphischen Betriebe über 4000 Euro beinhaltet, bekam der Peter Hammer Verlag für ein wagemutiges Werk: Das Bilderbuch »«Der Pirat und der Apotheker« ist eine Ballade von Robert Louis Stevenson, das von Henning Wagenbreth wunderbar, ungeschönt und echt illustriert wurde. Ein Kinderbuch bei einem anerkannten Kinderbuchverlag mit gewalttätigen Szenen? Da musste die Verlegerin selbst erst einmal, zweimal darüber schlafen, doch ihr Mut wurde belohnt.




Die Teilnehmer, Verleger, Gäste und Moderatoren des Abends schwelgten abseits des Geschehens in großem Glück: Noch in derselben Woche hatte der Indie-Verlag Jung & Jung zum zweiten Mal den Deutschen Buchpreis gewonnen und der Unionsverlag und Horlemann sind mit Mo Yan Nobelpreisträger-Verlage geworden. Schon lange müssen sich die Indies nicht mehr beweisen, denn in der Buchbranche haben ihre Erfolge bewiesen, dass sie angekommen sind und wahrgenommen werden.


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