Mittwoch, 4. Mai 2011

Aus dem Alltag einer Buechereule – Stinkende Bücher

Ich war heute mit einer sehr guten Freundin in Frankfurt unterwegs. Mit ihr erlebe ich regelmäßig wunderbare, gemütliche Stunden, die ich gerne mit dem leider zu oft vernachlässigten Adjektiv »dekadent« beschreibe. Heute wegen Oliven und Karamell-Crêpe, das letzte Mal wegen Sachertorte und süßen Cocktails.

Als sich unser Abend dem Ende zuneigte, flanierten wir in den äußerst geräumigen Hugendubel am Ende der Zeil in Frankfurt. Für mich war es ein innerer Abschied, wegen »Back to Offline«, vom Internet und vom großflächigen Gewusel mit den überfüllten Tischen, auf denen sich die Bücher genauso wie die Kunden ihrer Ellenbogen bedienen, um wahrgenommen zu werden. Wir entdeckten »Marina« von Carlos Ruiz Zafón an so ziemlich jedem zweiten Tisch, ein Aufsteller versperrte den Durchgang am Eingang.

Eigentlich waren wir in den Hugendubel gestürmt, weil wir von Isländern gesprochen haben und ich aus zuverlässiger Quelle vor kurzem erst gehört habe, dass die Buchhandlung dem Argentinienschwerpunkt eine ganze Wand geopfert hatte (an der Treppe). Nun also die Isländer. Ich war mir sicher, dass wir einen Sjón finden würden und so war es dann auch. Das wunderbare Buch mit schöner Aufmachung und einem handlichen Format hatte sich einen Platz am unteren Ende der Pyramide erkämpft. Mein Blick fiel auf den Verlagsnamen.

Und da fiel mir etwas ein, und das ist auch der Grund, warum ich »Marina« zuvor erwähnt habe: Gerade lese ich diesen Roman, der im S.Fischer-Verlag publiziert worden ist und nur das schöne Buchcover kann mich mittlerweile über den eher mittelmäßigen Inhalt hinwegtrösten. Natürlich musste es schlimmer kommen: Das Buch stinkt. Es hat nicht diesen wunderbaren Duft, den der Modezar heiß und fettig einfangen will, sondern klinisch, kalt und steril. Und der neue Sjón »Das Gleißen der Nacht« hatte exakt dieselbe chemische Geruchsnote.

»Sieh mal, dieses Buch riecht genauso wie der Zafón«, meinte ich und hielt meiner Freundin erst den Zafón (lag zufällig daneben), dann den Sjón unter die Nase. So schnüffelten wir, nickten bestätigend und ich schloss: »S.Fischer stinkt.« Plötzlich wurde ich mir bewusst, dass der Laden relativ leergefegt von den Abendstunden war. Dass keine Musik im Hugendubel lief. Und dass wir nur wenige Schritte entfernt von einem Informationsschalter mit drei grinsenden Buchhändlern entfernt standen. Einer von ihnen nahm auch prompt meinen Satz auf und sagte etwas vom Geschmack von Margaritas. Was das wohl zu bedeuten hatte? Eilig verkrümelten wir uns in die Abteilung mit den Klassikern und den fremdsprachigen Werken.

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