Als ich mich damals mit diesem Thema beschäftigte, nachfragte und recherchierte, fiel mir natürlich auch die Gegenseite auf. Was bewegt Leser dazu, ein Buch nur ein einziges Mal zu lesen? Bücher niemals erneut zu lesen?
Meine Merkmale für die Gründe konnte ich in drei Klassen unterteilen. In der ersten Gruppe geht es um die Eigenschaften und die Erfahrungswelt des Lesers. Es gibt Menschen, die ein Buch langsam und sehr genau lesen. Vielleicht haben sie noch dazu ein sehr gutes Gedächtnis, was dazu führt, dass sie ein Buch nicht ein weiteres Mal lesen müssen – es wäre sonst langweilig und würde ihren Wissensdurst oder ihre Neugier nicht befriedigen. Möglich, aber wesentlich unwahrscheinlicher ist der Grund, dass der Leser bislang nur Bücher in der Hand gehabt hat, die ihm überhaupt nicht gefallen haben, sodass er keines freiwillig noch einmal lesen würde.
Die zweite Gruppe beschäftigt sich mit der Zeitkomponente. Nicht jeder Mensch nimmt sich die Zeit dafür, ein Buch erneut zu lesen. Bei vielen stellt sich das Gefühl ein, ständig etwas Neues suchen und erbeuten zu müssen. Eine Lektüre jagt die nächste und an einen Rückgriff zu einem bereits gelesenen Buch ist mit einem Rückschritt vergleichbar. Angesichts der vielen Neuerscheinungen stellt sich bei einigen Menschen auch das Gefühl an, bislang nicht genug Bücher gelesen zu haben. Ich selbst denke oft an all die Bücher, die ich noch unbedingt lesen muss – und denke daher sehr genau nach, ob ich ein bereits gelesenes Buch wirklich nochmals lesen darf.
Mit sehr praktischen, nüchternen Gründen beschäftigen sich Menschen der dritten Gruppe. Es gibt Leserkreise, die ihre Bücher wandern lassen. Erreicht ein Buch seinen Empfänger, wird es gelesen und dann an den nächsten Wartenden in der Schlange weitergereicht; oft über den Postweg, oft über viele Kilometern Entfernung. Diese Leser haben schlichtweg nicht die Möglichkeit, das Buch erneut in die Finger zu bekommen, weil es physisch nicht mehr da ist und erst erneut gekauft werden müsste. Ähnliches gilt für Menschen, die Bücher aus der Bibliothek ausleihen. Einmal gelesen, zurückgebracht und es ist weg – und müsste erst erneut ausgeliehen werden. Doch ist es erst einmal weg, ist es oft aus dem Blick und aus dem Sinn. Vergessen, bis man vielleicht erneut durch Zufall über das Buch stolpert.
Was sind nun deine Beweggründe dafür, dein Buch nur ein einziges Mal in deinem Leben in die Hand zu nehmen und es niemalsnichtnie erneut zu lesen? Ich bekenne mich als Mehrmals-Leser, obwohl unter dieser Fragestellung wohl die Zeitfrage ganz gut in meine Argumentation passen würde.
sowohl mehrmals- als auch einmal-leser, manchmal auch nur viertel- oder halb-leser.
AntwortenLöschenweniger-als-einmal-leser in der regel dann, wenn sich das buch als knallschote entpuppt und es beim lesen weh tut. dann kann ein buch auch schon mal im altpapier landen.
mehrfach-leser in der regel bei serien (in meinem fall krimiserien), die geschichten witzig erzählen und in denen die handelnden personen sich auch weiterentwickeln — wenn allerdings mann–frau konstellationen beziehungsmässig immer im selben muster verharren, kann das auch schon massiv punktabzug geben :-)
alles andere wird dann nur einmal-gelesen. :-)
- @drwho
Mir gefällt Dein differenzierter Blick auf unterschiedliche Lesetypen. Ich lese ein Buch relativ langsam und meist sehr genau. Das ist ein Grund, warum ich selten ein Buch ein zweites Mal lese. Allerdings blättere ich immer wieder in meinen gelesenen Büchern, besonders wenn ich mir Notizen dazu gemacht habe. Manche Bücher sind so wunderbar geschrieben, dass ich da gelegentlich wieder reinschauen muss, weil es Spaß macht oder Erinnerungen hervorruft. Das heißt, ich beschäftige mich auch mal etwas länger mit einem Buch.
AntwortenLöschenDie fehlende Zeit ist dann auch Schuld, dass ich doch eher ein neues Buch lese, als ein bereits gelesenes nochmal komplett von Anfang bis Ende zu lesen. Das muss dann schon was Besonderes sein.
Viele Grüße
PS: Schönes Blog!