Donnerstag, 6. Januar 2011

Siebte Folge: Friedrich Justin Bertuch

Weimar hat viele berühmte Bürger gehabt: Goethe, Schiller, Wieland, Cranach, Anna Amalia, Caspar David Friedrich, Gropius, Hebbel, Herder, Liszt, Nietzsche, Schopenhauer, Zeiss. Etwas unbekannter ist der folgende Einwohner: Friedrich Justin Bertuch (1747-1822).

Wofür war dieser Mann bekannt? Was hat er in seinem Leben geleistet? Er war schon früh auf sich selbst gestellt, da er seinen Vater mit fünf und seine Mutter mit 15 Jahren verlor. Er wuchs daraufhin bei seinem Onkel auf, studierte Theologie, dann Jura, aber sein Hauptinteresse galt eigentlich der Literatur. Bertuch war ein umtriebiger, weitsichtiger Wirtschaftler gewesen. Rückblickend kann man sagen, dass er Industrieller, Übersetzer, Publizist, Verleger und Herausgeber gewesen ist.

Er lernte Spanisch und übersetzte den Don Quichotte ins Deutsche. Viel Erfolg hatte er mit seiner Firma in Weimar, die künstliche Blumen herstellte. Die Fabrik lief so gut, dass er umgerechnet knapp zehn Prozent der Bevölkerung von Weimar zu sehr guten Bedingungen beschäftigte. Die Blumen waren aus Seide und eine Arbeiterin in der Fabrik war Christiane Vulpius, die spätere Ehefrau von Goethe.

Finanziell unabhängig, plante Bertuch seine nächsten Schritte. Dazu gehörte das »Journal des Luxus und der Moden«. Ein kluger Schachzug? Aber ja, denn er stellte hier nicht nur die neueste Mode aus Paris vor und ging den angesagtesten Trends nach, sondern verwies auch immer wieder auf Produkte, die seine Firma liefern konnte. Das Magazin machte eine Entwicklung durch, die ebenfalls die Umsichtigkeit Bertuchs bezeugen. Der Vorläufer, der sich nur mit Mode beschäftigte, war in Fraktur gesetzt. Danach kam das Luxus-Magazin, das er in der klar lesbaren Antiqua-Schrift veröffentlichte – ein klares Bekenntnis zu Europa. Hier zeigte er die neueste Werther-Tapete, Ornamenttechniken für Tapeten, Möbelstücke und Bühnenbilder von Schillers Dramen als Tapete – dazu kam immer wieder der Verweis auf die eigene Firma, die die Gegenstände liefern konnte. 1785 wurde er Herausgeber der Allgemeinen Literatur-Zeitung, ein täglich erscheinendes Feuilleton mit 16 Seiten.

Doch was hatte Bertuch nun mit der Kinder- und Jugendliteratur zu tun? Als Publizist veröffentlichte er zwischen 1790 und 1830 ein zwölfbändiges Unterrichtswerk: »Das Bilderbuch für Kinder«. In über 6.000 Kupfertafeln bildete er die Welt in verschiedenen Schwerpunkten gegliedert ab. Seine Themen waren vierfüßige Tiere, Vögel, Fische, Amphibien, Insekten, Würmer, Pflanzen, Menschen, Trachten, vermischte Gegenstände. Zudem war das Bilderbuch viersprachig. Die Abbildungen waren links, beispielsweise das Bild eines Meteors. Rechts war eine Erklärung auf Italienisch, Französisch, Englisch und Deutsch. Er bildete Fabelwesen ab, Trachten aus Indien, verschiedene Fischarten, die Taucherglocke und ihre Funktion, die Dampflock. Es war eine wichtige, anschauliche Reihe, die auf eine naturwissenschaftliche Beweisführung zurückgegriff.

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