Montag, 5. September 2011

Aus dem Alltag einer Buechereule – Fototour in den Frankfurter Zoo



Wir hatten noch Eintrittskarten aus dem Jahr 2004 und 2001, und die lösten wir am Wochenende nun endlich ein: Es ging in den Frankfurter Zoo. Ich ging mit gemischten Gefühlen hin. Einerseits ist es natürlich toll, all diese exotischen Tiere beobachten zu können, die einem sonst eher nicht über den Weg laufen. Andererseits musste ich oft an die Bären denken, die bei meinem letzten Besuch ein wirklich grauenhaftes Gehege gehabt haben. Gute Nachrichten zumindest an dieser Front: Die Bären bekommen ein komplett neues Territorium, die Tigerbabys rekelten sich in den letzten Strahlen der Sonnenbrand-Sonne und im Grzimek-Haus flatterten die Fledermäuse und hingen die Faultiere müde herum. Während unseres dreistündigen Streifzugs lernten Wortschatz und ich eine neue Plage kennen: Fotografen.


Natürlich hatten wir auch unsere Kameras im Gepäck, aber nach den ersten Gehegen verging mir die Lust, meine überhaupt auszupacken. Die Einsteiger-DSLR sind die digitalen Kompaktkameras von heute und ich hab mehr von ihnen gesehen als jemals zuvor in meinem Leben. Und mit ihnen wurde jeder Schritt akribisch festgehalten. Es ist manchmal sogar interessanter, die Amateur-Fotografen als die Tiere zu beobachten. Wie sie sich in Blickrichtung der Sonne stellen, aufgeregt mit den Fingern schnipsen und pfeifen, damit das Okapi oder das Zebra für Augenblicke kurz in die Linse schaut. Wie sie die Fische oder Pinguine durch die schmutzige Scheiben fotografieren – natürlich mit Blitz aus nächster Nähe. Und wie sich Profi-Fotografen krampfhaft bemühen, sich vom Pöbel mit drei Kameras um den Hals hängend abzugrenzen, mit einem Stativ im Gepäck.


Als ein Bekannter von mir aus Mexiko wiederkam, fragte ich ihn, wie viele Fotos er von seiner Reise denn gemacht hätte. Nur sehr wenige, war die Antwort. Wenn man die ganze Zeit beruflich die Kamera in der Hand hält, möchte man manche privaten Augenblick einfach in Ruhe genießen, ohne den krampfhaften Zwang, diesen festzuhalten. Damals verstand ich ihn noch nicht, mittlerweile schon. Und gerade beim Fotografieren im Zoo fiel mir sein Satz wieder ein und stand im besonders starken Kontrast zu den umtriebigen Fotografen um mich herum.

Ich packte meine Kamera schließlich doch noch aus, setzte sie aber sparsam ein. Gerade bei Zoofotografie kommt man schnell in den Teufelskreis, einfach draufzuhalten und das zweimilliardste Foto eines Nashorns, einer Giraffe oder eines Elefanten zu machen. Musste das sein? Sich ohne Arbeit ein billiges Motiv zu erschleichen? Vielleicht ist gerade das die Herausforderung, anders zu sein, wirkliche und intime Augenblicke einzufangen, sich Mühe zu geben und zu versuchen, die Tiere in einer natürlich wirkenden Umgebung in ihrem (beschränkt) natürlichen Alltag zu fotografieren, ohne sie zu stören. Deshalb standen wir fast eine Stunde in einer Voliere und richteten aus sicherer Entfernung unsere Teleobjektive auf die Vögel. Irgendwann flogen sie ohne Angst munter umher und über unsere Köpfe hinweg, verzogen sich, wenn die Besuchergruppen zu groß wurden und kamen wieder, als es ruhiger wurde. Die entstandenen Fotos belohnten unsere Geduld.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen