Freitag, 23. September 2011

Aus dem Alltag einer Buechereule – Tatort Stadtbücherei

Vor einigen Jahren hat meine gern aufgesuchte Stadtbücherei Lerninseln angeschafft, die zwischen den Regalen aufgebaut sind. Diese benutze ich seit diesem Jahr sehr gerne, um an meinen Seminararbeiten für das Studium zu arbeiten. Ich trinke auf dem Weg zur Stadtbücherei einen großen Kaffee, ziehe meine schwarze Fleece-Jacke an und stopfe mir einen kleinen Energydrink, Ohrstöpsel, Kugelschreiber, Textmarker, Haftnotizblätter in verschiedenen Farben, mein Handy, mein Portemonnaie und den roten Kalender in die Taschen. Super ausgebeult landet noch mein Papierstapel in meinen Händen, meistens rund 200 Seiten Ausdrucke, und natürlich loses Papier für Ausdrucke. So ausgestattet habe ich an einem Tag innerhalb von sechs Stunden 25 Seiten runtergeschrieben. Sie fördern wirklich die eigene Produktivität, diese Lerninseln.

Nach dem Betreten der Bücherei stellt sich schnell die Frage: Wohin mit mir, meiner Motivation und all dem Zeug? Im Erdgeschoss hausen die blätternden Zeitungsleser, die Hörbuch- und CD-Klapper-Sucher und kleine Menschen, die ihrer Bilderbuchsucht nachgehen. Ab und an verirren sich auch Jugendliche in ihrer Ecke für Jugendbücher. Hier herrscht zuviel Trubel, zuviel Hektik, also ab in den ersten Stock.

Belletristik, historische Romane und Reiseliteratur in der einen Ecke, Geschichte, Regionalia, Biografien und Schulbücher in der Mitte, Fachbücher auf der anderen Seite. Ich verziehe mich immer zu den Lerninseln, die zwischen den Schulbüchern und den Fachbüchern stehen, aber auch hier ist die Wahl der richtigen Ecke essentiell für den Lernerfolg. Ganz schlecht ist der luxuriöse Einzelsitzplatz direkt am Fenster: Die Aussicht ist schön, allerdings stehen die Pädagogikbücher direkt am Tisch, die das Licht für Motten-Mütter mit tobenden Kindern ist und sie magisch anziehen. Das ist gar kein guter Platz zum Lernen, ebenso wenig der andere Einzelsitzplatz bei den BWL- und Jurabüchern. Diese Zielgruppe braucht Stunden, um sich ein Buch auszusuchen, blättert nervös jedes durch, läuft unruhig hin und her, als würden sie sich in ihrer legeren, schlipslosen Freizeitkleidung unwohl fühlen. Und so lande ich immer wieder an meinem Lieblingssitzplatz, der wahrscheinlich nur zu Beginn oder Endes des Schuljahres motiviert und verschreckt kurz aufgesucht wird: Die Mathebücher. Hinter meinem großen Lerntisch kann ich mich ganz gut verstecken, wenn wieder mal das Telefon der Büchereiangestellten klingelt, um heimlich unter dem Tisch einen Schluck trinken, denn das ist hier nicht erlaubt. Böses Ich, aber sind ja keine bedeutenden Bücher in der Nähe. In der Klassiker-Abteilung sähe das ganz anders aus.

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