Ich hab es mal mitgenommen: »Lamento. Im Bann der Feenkönigin« von Maggie Stiefvater. Eigentlich aus drei Gründen: Erstens fand ich das Buchcover interessant (wenn auch nicht originell), das ein verträumtes, rothaariges Mädchen mit grünen Augen zeigt. Zweitens, weil der Name der Autorin immer mal wieder durch die Blogosphäre geistert, und drittens, weil ich noch nie ein Buch gelesen habe, in denen Feen eine Hauptrolle spielen. Es sind drei sehr oberflächliche Gründe, die zusammen aber stark genug waren, um den Inhalt zu ignorieren. Denn hätte ich nur auf den Klappentext geachtet, hätte ich »Lamento« wirklich liegen gelassen. Wie ist es nun, mein erstes Buch mit Feen?
Inhalt
Deirdre ist eine junge Musikerin, die mit ihrer Harfe die Zuhörer verzaubert. Während eines Konzerts lernt sie den geheimnisvollen Luke Dillon kennen, der ihr im Traum erschienen ist. Mit seinem Auftauchen steht Deirdres Leben plötzlich Kopf: Geheimnisvolle Wesen tauchen auf, sie wird von vierblättrigen Kleeblättern verfolgt und entdeckt, dass sie selbst magische Fähigkeiten hat. Und sie hat eine nicht zu leugnende Schwäche für Luke. Gemeinsam mit ihrem besten Freund James versucht Deirdre herauszufinden, was eigentlich um sie herum gerade passiert und gerät schnell in große Gefahr.
Meinung (Ohne Spoiler)
Bei Maggie Stiefvater wird der Leser sofort in die Handlung hineingeworfen. Ohne Umschweife lernen sich die beiden Hauptfiguren kennen und lieben, ohne Unterbrechung folgt ein Ereignis nach dem anderen, doch die Beantwortung aller aufgeworfenen Fragen zieht sich dahin.
Die Folge daraus? Es entwickelt sich eine unglaublich oberflächliche Handlung, die nur durch das fantastische Element und die Frage, wie Stiefvater ihre Feenwelt gestaltet, einigermaßen interessant bleibt. Die Charaktere haben eine dürftige Vergangenheit und scheinen erst mit den ersten Seiten das Leben wirklich anzufangen: Die angebliche Außenseiterin mit der Fähigkeit, unsichtbar zu erscheinen und so keine sozialen Kontakte zu haben, schließt plötzlich sofort Vertrauen zu einer neuen Figur, und ich habe mich die ganze Zeit gefragt, was das Mädchen eigentlich so ungewöhnlich macht. Die Dialoge zwischen den Figuren waren platt und lediglich James hat mich mit seinen sarkastischen Sprüchen ein paar Mal zum Strahlen gebracht.
Meinung (mit Spoiler)
Vom ersten Augenblick an flirtet Luke offensiv mit der eigentlichen Außenseiterin Deirdre, die ohne zu zögern darauf eingeht. Und andauernd schmachtet er sie für ihre Klugheit und ihre Einzigartigkeit an, obwohl sie eigentlich nur damit beschäftigt ist, ihn anzuschmachten. So bleibt es bei dieser nicht kommunizierten, unbeschreiblichen und ach so wunderbaren Liebe, die natürlich die einzige und wahre ist. Dadurch, dass Luke nicht offen reden darf, verstärkt das Kommunikationsproblem der beiden. Das Ergebnis sind furchtbare Dialoge, in denen sich Deirdre und Luke eigentlich nicht viel zu sagen haben (außer das Deirdre so hübsch, klug und einzigartig ist). Und so warte ich bis zur letzten Seite, ob Deirdre irgendwann wirklich klug und einzigartig ist (hübsch ist sie in meinem Kopf ja sowieso, genauso wie der nicht-von-dieser-Welt-Luke), doch ich musste mich selbst ganz bitterlich enttäuschen: Die böse Feenkönigin wird in einem stiefmütterlichen Absatz vom Volk entzwei gerissen, und Deirdre hat leider wenig Kluges dazu beigetragen. Was hat Joanne K. Rowling ihr Ende so elegant gelöst, um Harry Potters Unschuld bis zuletzt zu bewahren! Stiefvaters Deirdre hingegen hatte plumpes Glück mit Hilfe des Feenpöpel gehabt – kein Wunder, dass sie nicht einmal die Krone erhalten hat!
Fazit
Das war mal nichts, obwohl die Idee von Maggie Stiefvater durchaus Potential gehabt hätte. Den flachen Charaktere (und der daraus entstehenden pubertären, oberflächlichen Beziehung) ging im Laufe der Handlung gehörig die Puste aus. Zurück blieb eine mäßig getragene Handlung mit nervtötenden Dialogen, in denen sich eigentlich niemand etwas zu sagen hatte.
Maggie Stiefvater
»Lamento. Im Bann der Feenkönigin«
PAN, 348 Seiten, 14,95 Euro
ISBN: 978-3426283103
Erschienen im September 2009
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