Für mich fing die Buchmesse schon am Dienstag an. Ich half einem befreundeten Verlag beim Aufbau ihres Standes in Halle 3.0 und bekam dafür eine Aufbau-Eintrittskarte und einen Bagel mit Sesam. Vor allem aber habe ich mich auf die Karte gefreut, denn so konnte ich nach dem flotten Auspacken, Einräumen, Putzen und Umstellen durch die unfertigen Hallen streunen.
Aber halt, eigentlich fing für mich das Gefühl, das jetzt endlich wieder Messe-Zeit ist, schon ein paar Minuten vorher an. Noch bevor der bleistiftförmige Messeturm am Horizont auftauchte. In der S-Bahn stiegen eine Engländerin mit penetranter Stimme ein und drei Ungarn mit großen, schweren Koffern. Sie sprachen über Süßigkeiten und Künstler, eine gute Mischung, wie ich finde. Und ich stellte mir vor, wie um mich herum Agenten aus dem Ausland saßen und vielleicht zum ersten Mal hier in Frankfurt waren, um sich die Rechte an einem zukünftigen Bestseller zu sichern. Ich schielte nach Lesern des Börsenblatts oder buchreports, meine Vermutung blieb aber unbestätigt im stickigen Bahnabteil in der Luft kleben.
Noch früher, das Messe-Gefühl setzte noch eher ein als gedacht. Letzte Woche war ich zwei Mal in Frankfurt gewesen, zum Umsteigen und Einkaufen (für die Buchmesse). Letztes Jahr hingen die großen Plakate mit den gelben Flächen und dem jungen Mann überall herum und warben für die Buchmesse 2010. Dieses Jahr entdeckte ich die Puzzleteile, die die verschiedensten Menschen miteinander verband, nur wegen der Messe. Interessantes, neues Konzept, aber ein bisschen fad waren die Plakate schon. Und heute schon wieder weg, als hätten die Werbemenschen es sich plötzlich anders überlegt.
Noch früher, viel früher. Diese stille Sehnsucht nach diesem trubeligen Ort setzte bereits im September ein, als Wortschatz und ich einen der grauen Aussichtsplattformen bestiegen und den Messeturm im Licht der untergehenden Sonne fotografierten. Warm war es da noch gewesen, der Taunus versank im Schatten und die Flieger flogen über den Süden in Richtung Stadion und landeten auf dem großen Flughafen, der so grau und deplatziert in der Landschaft wirkte.
Ich streunte heute umher, meine Kamera in der Hand, zuviel Gepäck auf dem Rücken. Ich beneidete den Standplatz des befreundeten Verlags, die in Halle 3.0 direkt die Fenster im Blick haben, während ich am anderen Ende eine Woche lang das Tageslicht nicht sehen werde. Im Dunkeln hin, im Dunkeln zurück, so sah das bislang bei mir aus, außer im vergangenen Jahr. In 3.0 herrschte ein munteres Treiben, irgendwo probierte ein Verlag ihre Musik am Stand aus. In 4.0 herrschte ein überschaubares Chaos, bis ich dort plötzlich in der Non-Book-Abteilung stand und beschloss, diese besser zu umgehen. Der Kleinkram dort beanspruchte mehr Kisten als auf die Gänge passten, geschweige den die Halle. Bei meiner Flucht kreuzte ich zwei Gabelstaplern. So ist das nun mal, von Mittwoch bis Sonntag sind es Ellenbogen und Fußtritte, am Dienstag Gabelstapler.
Richtig, richtig schlimm sah es nicht bei den Strebern in 4.1 aus, sondern in Halle 3.1. Manche Gänge waren frei, andere hingegen unbetretbar. Die Kisten, Verpackungsmaterialien, Folien türmten sich mehrere Stockwerke hoch. Ob hier noch vor Mitternacht der Teppich verlegt werden konnte? In 3.0 sollte er um 15 Uhr kommen, ich hab ihn allerdings auch um 16 Uhr noch nicht gesehen. Stress allerdings auch nicht, eher verschwitzte, glückliche und rauchende Menschen, überall. Genau so sieht die Messe-Vorfreude aus.
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