Mittwoch, 26. Oktober 2011
Buchmesse 2011 – Hotlist-Party
Am meisten freute ich mich während der Frankfurter Buchmesse auf die Hotlist-Party der Independent-Verlage, die dieses Jahr im Frankfurter Sinkkasten abseits der Zeil lag. Wie sah mein Abend denn so aus? Zunächst einmal befand ich mich eigentlich ab 17.30 Uhr mitten in der Preisverleihung zum Deutschen Jugendliteraturpreis und wühlte mich irgendwann zum Schluss rasch durch das Büffet, um zumindest etwas anderes als ein großes Frühstück im Magen zu haben. Dann folgte ein Desaster nach dem anderen: Die Straßenbahn fuhr vor meiner Nase weg, dann die S-Bahn und irgendwann begann ich zu rechnen: Ich hatte genau zwölf Minuten Zeit, um vom Bahnhof aus nach Hause zu fahren, mir etwas wärmere Sachen für den Abend anzuziehen, Haare und Make-up zu überprüfen, mich nochmal wegen der Zugverbindung zu versichern (die abends sehr tückisch sein können), mir die Sinkkasten-Adresse rauszusuchen und meine Fotoausrüstung einzupacken, um wieder zurück zum Zug zu düsen. Der Grund? Eigentlich sollte ich von der Preisverleihung Fotos für den Veranstalter machen. Ach herrje!
Schließlich kam ich an und hatte nur sensationelle zehn Minuten Verspätung angesammelt. Die Moderatoren, bestehend aus Jakob Augstein und Charlotte Roche, waren noch mitten in der Vorstellungsrunde. Perfekt. Der mit 5000 Euro dotierte Hauptpreis ging dieses Jahr an die Frankfurter Verlagsanstalt für Nino Haratischwilis Roman »Mein sanfter Zwilling«. Die Autorin war so überrascht, dass sie nach der obligatorischen Blumenstraußübergabe und der Rede vom Verleger Joachim Unseld erst einmal eine rauchen musste.
Warum habe ich mich auf diesen Abend eigentlich so besonders gefreut? Zunächst einmal, weil einer »meiner« Titel auf der Hotlist gelandet ist (John Ashbery: »Ein weltgewandtes Land«), zum anderen weil ich unglaublich ausgehungert war. Obwohl Freitag war, hatte ich von der Buchmesse praktisch noch überhaupt nichts gesehen (Stichwort: katastrophale Pausenzeiten), und die Gästeliste auf Facebook versprach so einige Überraschungen, die tatsächlich alle eintraten. Ich traf viele liebe alte Kollegen eines Frankfurter Verlags (besonders S.J., M.B. und A.S. können sich hier angesprochen fühlen), lief R.W. mal wieder über den Weg (das haben wir auf der Messe dauernd geschafft, fabelhaft!), begegnete meinen allerallerliebsten Kollegen A.K. und C.L., lief doch tatsächlich der lieben Twitterfrau W.L. über den Weg und zum Schluss durfte ich auch R.K. und ihre lustigen Erlanger Kommilitoninnen draußen vor der extrem langen Warteschlange begegnen. Schade, dass wir uns am Tag darauf verpasst haben! Nach diesen freudigen Treffen und vielen neuen Bekanntschaften mit anderen Independent-Verlegern war die Messe für mich gerettet.
Besonders schön war die Verleihung des Melusine-Huss-Preises im Laufe des Abends. Schon ziemlich früh am Abend entdeckte ich unter den Gästen ein bekanntes Gesicht, einen Autor, den ich bislang nur in den Feuilletons der Zeitungen gesehen habe. Ein wenig deplatziert wirkte er, verloren und fast schon schüchtern, aber als er den Preis tatsächlich gewann, freute ich mich umso mehr für ihn: Peter Kurzeck vom Stroemfeld Verlag gewann den Melusine-Huss-Preis für seinen Roman »Vorabend«. Gerade weil er so oft nominiert, aber dann doch nicht gewonnen hatte (Ausnahme: der Grimmelshausen-Preis), freute ich mich für Kurzeck; und bei der Preisvergabe strahlte der Schriftsteller so richtig.
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