Montag, 24. Oktober 2011

Buchmesse 2011 – Unbekanntes Flugobjekt: Twitterschlangen


Der Audi-Pavillon sieht von außen schon sehr spektakulär aus. Was erwartete aber nun den Besucher, wenn er es wagte, sein Inneres zu betreten? (Es sah ja alles sehr formell und unnahbar aus.) Eine große Halle, in schwarz gehalten, mit runden, weißen, wellenförmigen Flächen, die mich glauben ließen, in einem elegant zerlegten, gigantischen Audi-Modell zu lustwandeln. Eine Bühne bot Platz für arg wichtige Diskussionen (als ich da war, wurde der Plagiat-Guttenberg zerlegt), danach kam der Eingang zur Antiquariatsmesse, die ich an diesem Ort als letztes vermutet hätte. Das warme Licht am Eingang und die gemütlich wirkenden Regale und Vitrinen mit echten, alten Büchern wirkten in dem klinisch schnöden Raum wie der Eingang zu einer nur allzu verlockenden Hölle. Für einen Ausflug dahin war meine Pause allerdings zu kurz.


Interessant war das Gebilde in der Mitte der Halle, umzingelt zwischen Bühne und einem Café: An 132 Druckern an der Ecke ringelten sich schmale Papierschlangen herab, die die Besucher zum Anfassen und Rätselraten animierte: Was war das nur?


Ein kurzer Blick genügte, um in den kurzen, datierten Textschnipseln mit kruden Abkürzungen Twitternachrichten zu erkennen. Bis heute hat sich mir allerdings nicht erschlossen, nach welchem Prinzip diese Tweets ausgewählt wurden, um in Echtzeit von der Decke des Audi-Pavillons gespuckt zu werden. Ich entdeckte keinen gemeinsamen Hashtag (#fbm11 wäre doch interessant gewesen!), sodass es vielleicht doch die persönliche Timeline des Künstlers Christopher Baker gewesen sein könnte? Auf alle Fälle kritisiert der Amerikaner mit seiner Installation vielleicht den irrsinnigen Datenmüll, der durch die modernen Kommunikationsmittel entsteht oder versucht in dieser digitalen Welt die gegenwärtige Poesie neu zu entdecken. Ich hätte auf alle Fälle gerne ein wenig Zeit gehabt, um mir das Ergebnis der Druckarbeiten am Sonntag anzusehen.

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