Montag, 6. August 2012

Testbericht E-Reader – ASUS Eee Note EA800

Technische Details 
Der ASUS Eee Note EA800 ist ein E-Reader mit einem 8 Zoll großen, matten, nicht hintergrundbeleuchteten LCD-Display (64 Graustufen), den es seit Anfang 2012 in Deutschland direkt über Asus zu kaufen gibt. Er kostet derzeit 199 Euro. Der Prozessor hat eine Taktgeschwindigkeit von 624 MHz und im Inneren befindet sich ein 4 GB Speicher, der mit SD-/SDHC-Karten erweitert werden kann. Der Arbeitsspeicher liegt hat 256 MB RAM und einem 128 Flash-Speicher. Er unterstützt folgende Formate direkt: PDF, EPUB, MP3, JPEG, BMP, GIF und PNG. Indirekt unterstützt er auch TXT, DOC(X), XLS(X) und PPT(X), indem er diese Formate während des Datenimports automatisch in PDF oder EPUB umwandelt. Außerdem ist ein 3700mAh-Akku eingebaut, der bei ausgeschaltetem Wireless 13,5 Stunden (sonst 10 Stunden) hält. Im Standby-Modus schafft es der Reader auf 10 Tage.
Wie schlägt sich der ASUS Eee Note EA800 im Arbeitsalltag? Es dürfte spannend werden, da er als Moleskin-Ersatz beworben wird und ich ihn genau wegen dieser Funktion gekauft habe.

Asus Eee Note EA800: Vollansicht im Kritzelnotizbuch. 
(Lichtverhältnisse: Schatten an einem sonnigen Tag in der Mittagszeit)




Verarbeitung
Der ASUS Eee Note EA800 fühlt sich ausgesprochen edel an. Das Display ist aus mattem Glas, das Gehäuse aus gebürstetem Aluminium. Dadurch ist der schmale Rand relativ resistent gegen Fingerabdrücke, allerdings auch mit 520g etwas schwerer als vergleichbare Geräte in derselben Größe. Das Gewicht liegt aber keineswegs schlecht in der Hand. Besonders gut gefallen hat mir der mitgelieferte Stift (in Deutschland: nur einer!), der im Gegensatz zum PocketBooks Pro 912 und Onyx Boox M92 groß, dick und geriffelt ist. Er wird in einer Mulde oben direkt im Reader versenkt, in der er sicher sitzt. Außer dem An- und Ausschaltknopf gibt es keine Knöpfe, denn die wenigen Tasten liegen unter dem Touchscreen. Leider funktioniert bei diesem der Zurück-Button etwas unregelmäßig. Die Anordnung der Tasten (unten im Hochformat) hingegen finde ich sehr gut. Beim Lesen im Querformat muss ich nicht umständlich herumhantieren, sondern kann mit meiner linken Hand blättern. Diese Knöpfe funktionieren sehr zuverlässig und es muss kein Druck ausgeübt werden. Ein bisschen schade finde ich es allerdings schon, dass man als Nutzer keine Rückmeldung bekommt, ob man die Tasten richtig getroffen hat – entweder es funktioniert und tut sich was. Oder eben nicht.



Verarbeitung: Kunstlederhülle, gebürstetes Aluminium, mattes Display.


Display
Gerade das Display fand ich in der Produktvorstellung äußerst spannend. In unserer lästigen Phase spiegelnder LCD/LED-Displays war ich überrascht, als ich von dem ASUS Eee Note EA800 hörte, der ein mattes Touchdisplay auf den Markt brachte, das nicht hintergrundbeleuchtet ist. Diese Technologie kannte ich bislang nur von Digitaluhren. Das Display selbst ist 8 Zoll groß (20,3cm) und hat eine Auflösung von 768x1024 Pixel mit 64 Graustufen. Da der Touchscreen nur mit Hilfe des Stylus bedient werden kann, ist das Glas gehärtet (Härtegrad 3). Der Touch-Pen hat 256 Druckstufen für unterschiedliche Linienstärken und eine Auflösung von 0,01mm.
Beim Gebrauch ist mir positiv aufgefallen, dass der Stylus sehr gut über das glatte Glas gleitet und nicht unangenehm kratzt oder schabt. Negativ aufgefallen ist mir hingegen, dass das Display beim Schreiben an den Rändern auch dann reagiert, wenn der Stylus den Screen nicht berührt. Ärgerlich ist das vor allem am unteren Bildbereich, wo die Steuerungsknöpfe auf dem Display liegen. So passiert es mir leider regelmäßig, dass ich während eines Schreibvorgangs plötzlich auf den Weiter-Button komme.
Gut ist, dass man den Stift sehr einfach Kalibrieren kann und er dadurch sehr genau dort aufsetzt und malt, wo man ihn erwartet. Allerdings ist durch das dicke Glas des Touchscreens immer viel Platz zwischen der Auflagefläche, auf dem der Stift liegt, und dem gemalten Strich. Das ist ungewohnt, doch mit der Zeit gewöhnt man sich beim Schreiben daran.


Blick auf das Display. Oben: Im Schatten (draußen, hartes Licht); 
unten: direktes Licht der sommerlichen Mittagssonne.


Ausstattung
Im Lieferumfang enthalten sind ein Stylus, ein USB-Netzadapter, das dazu passende USB-Kabel und eine stabile Hülle aus Kunstleder. Ich betone an dieser Stelle, dass beim deutschen Paket nur ein Stylus dabei ist, denn ich habe auf anderen Blogs von einigen ausländischen Paketen mit zwei Stiften gelesen. Deshalb hat die Kunstleder-Hülle auf der Innenseite des Rückens einen Stifthalter. Allerdings ist der für den Stift viel zu eng – ich bekomme den Stift kaum rein und nur schwer wieder raus. Ebenfalls blöd: Dadurch, dass dieser Halter am unteren Rand angebracht ist, verzieht sich beim Schließen die Hülle und ist schief (da durch den Halter der untere Bereich gestärkt ist und der obere nicht). Das gibt bei mir leider ästhetische Abzüge, obwohl sich das Kunstleder sehr wertig anfühlt, stabil ist und der Markenname eingeprägt ist.


Die Navigationstasten: Unter und auf dem Display.

Bedienung
Die Bedienung ist sehr intuitiv gestaltet, das Menü sehr klar und übersichtlich, doch nicht immer logisch und bedacht gestaltet. Wenn man sich beispielsweise im Musik-Player befindet und sich die ganze Zeit mit dem Stift durch das Menü etc. navigiert, kommt man dort – wenn man Musik hören und gleichzeitig lesen möchte – nur mit Hilfe der Touchscreen-Tasten wieder zurück ins Menü. Deshalb habe ich lange Zeit angenommen, dass das Gerät nicht Multitaskingfähig ist – ist es aber! Allerdings gibt es nur sehr wenige Einstellungsmöglichkeiten und Spielereien. Auch schade: Für die Einführung auf den deutschen Markt hat ASUS viele Layouts nur mangelhaft angepasst. Beispielsweise heißt es im Hauptmenü »kamera« und viele Vorlagen zum Zeichnen (Kalender, Adressbuch, Kontakte) sind nicht übersetzt und noch mit asiatischen Schriftzeichen versehen, obwohl sie teilweise mit sehr hübschen Illustrationen verziert sind. Schade!


Blick auf das Menü. Oben: Direktes Licht (Mittagssonne);
unten: Schatten.


Funktionen
Es gibt folgende Funktionen: Notizen, Lesen, Kamera, Sprachnachrichten, Textnachrichten, ein Fotoalbum, einen Musik-Player, einen Rechner, ein Wörterbuch, Einstellungsmöglichkeiten, einen Papierkorb, einen Webbrowser und zwei Spiele (Bubble-Breaker und Sudoku – beides allerdings mit Schach-Icons abgebildet).
Hinter dem Menüpunkt Notizen verbergen sich niemals enden wollenden Notizbücher, auf die sich der ASUS Eee Note EA800 spezialisiert hat. Man legt eine Notiz an und kann sie mit Hilfe von 44 Vorlagen so gestalten, wie man möchte: Contact card, Weekly Planner, To-do list, 2011 Calendar, Quad graph Paper, Pie chart, Cover Page, Blank, Axonometric, Caligraphy Paper und Graph sind nur einige wenige Beispiele aller Auswahlmöglichkeiten. Schade, dass viele durch die asiatischen Schriftzeichen nicht nutzbar sind. Die Notizfunktion ist ansonsten sehr toll und macht Spaß. Das Menü ist so simple aufgebaut wie Paint – man kann zwischen drei Graustufen wählen und sein Werkzeug bestimmen: Pinsel, Kugelschreiber, Filzstift, Füllfederhalter und Textmarker. Beim Zeichnen selbst ist die Simulation fast lebensecht: Kreuzen sich mehrere Linien, so sind die Stellen, an denen sie sich treffen, dunkler. Schnelles Mitschreiben ist bei diesem Reader kein Problem: Er funktioniert ohne Verzögerungen und ist meiner Meinung nach flotter als beispielsweise der Onyx M92 oder der PocketBook Pro 912. Es gibt kein Nachziehen der Schrift – alles ist immer sofort da.
Die Kamera selbst (in der Kunstlederhülle ist für sie ein kleines Loch vorhanden) ist eine nette Spielerei, die Umsetzung allerdings mangelhaft. Es ist eine 2 Megapixel-Kamera mit einer Auflösung von 640 x 480 Pixeln. Man kann den Kontrast einstellen und zwischen verschiedenen Modi wählen. Anhand denen zeigt sich, wofür die Kamera gedacht ist: Allgemein, Außen, Innen, Weiße Tafel, Manuell. Das Augenmerk liegt hier auf der weißen Tafel und dem Einsatz für Studenten und Business-Leuten in Meetings, die für ihre Notizen schnell etwas abknipsen müssen. Das würde besser funktionieren, wenn die Auflösung höher wäre. Schade, denn die Idee ist gut.
Beim Fotoalbum haben wir mit einem restriktiven Spaß von ASUS zu kämpfen: Die Bilder werden nur im Hochkant-Format angezeigt (können nicht gedreht werden) und haben meistens oben und unten einen ungenutzten Rand. Außerdem können nur Bilder unter 1 MB-Größe hochgeladen werden, die nicht mehr als 3 MP groß sind. Interessant und sehr schade, denn sogar Detailaufnahmen glänzen auf dem Screen richtig.
Sprachnachrichten sind ideal, um zwischendurch etwas aufzunehmen (eine Vorlesung in der Uni?). Allerdings liegt das Mikrophon in der Mulde vom Stift. Ist der Stift an seinem Platz, hört das Mikrophon nichts. Textnachrichten erfolgen per eingeblendeter Tastatur oder Handschriftenerkennung (kein Deutsch verfügbar!). Da ich nur die Notizfunktion nutze, finde ich derzeit keine Verwendungsmöglichkeit für die Textnachrichten.
Der Webbrowser funktioniert, ist aber instabil und lädt lange (mit Bildern scheint er seine Probleme zu haben – siehe Fotoalbum-Restriktion). Ich nutze den Reader daher nicht zum Surfen.


Blick auf die verschiedenen Werkzeuge bei der Notizfunktion. (Schatten)


Lesen
Beim Kontrast bin ich ein wenig zwiegespalten: Bei schwachen Lichtverhältnissen überwiegt der Eindruck eines kontrastarmen und zu dunkel eingestellten Displays leider. Bei guten Lichtverhältnissen ist das Lesen sehr angenehm und im prallen Sonnenlicht ist der Screen richtig gut. Wenn der Kontrast in allen drei Situation gleich gut wäre, hätte man mit dem ASUS Eee Note EA800 eine spannende Alternative zwischen E-Readern mit E-Ink-Displays und Tablets mit hintergrundbeleuchteten LCD/LED-Displays.
Auch beim Lesen kann man direkt in den Text reinkritzeln. Leider gibt es keinen Zurück-Knopf, sodass Fehler immer ausradiert werden müssen (der Radierer hat beim Kritzeln in Dokumenten plötzlich keine Größenauswahl mehr). PDF-Dokumente mit Bildern brauchen sehr lange zum Laden (länger als 30 Sekunden) und nochmal so lange zum Vergrößern. Reine Text-Dokumente öffnet er jedoch spielend. Das Blättern ist ein Traum und klappt schneller als in der Realität. Der ASUS dürfte interessant für Leute sein, die vom E-Ink-Seitenaufbau genervt sind: Der Screen muss nicht schwarz werden, um eine neue Seite aufzubauen.

Software
Auf dem ASUS Eee Note EA800 läuft ein Linux-Betriebssystem. Nichtsdestotrotz hat ASUS kein Problem damit, so viele Restriktionen wie nur möglich in seine Software zu packen. Es ist nicht möglich, die E-Books einfach auf den Reader zu ziehen, USB-Massenspeicher adé. Die Verwaltung läuft komplett über die eigene Eee Note Sync-Software, die je nach Rechner mal schnell, mal grauenhaft langsam läuft und vor allem generell umständlich ist. Ich habe immer noch nicht herausgefunden, ob erst das Programm gestartet, dann das Kabel rein, dann der Reader hochgefahren werden muss oder eine beliebige andere Reihenfolge besser klappt. Außerdem kann ich die markierten Dateien  nicht einfach in die Eee Note Sync-Software ziehen, sondern muss sie erst umständlich importieren. Nein, diese Software macht mir keinen Spaß und vergrätzt mir die Freude am Gerät ordentlich. Ich würde die Verwaltung lieber komplett wie einen USB-Stick nutzen.

Firma
ASUS ist eine taiwanesische Firma. Der Reader kam mit einem halben Jahr Verspätung nach Deutschland und mich wundert es immer noch, warum so eine große und etablierte Firma es nicht geschafft hat, diesen E-Reader für den deutschen Markt anzupassen (Vorlagen, Handschriftenerkennung). Updates kamen bislang nur für die Eee Note Sync-Software heraus, ich hoffe allerdings, dass für den ASUS Eee Note EA800 auch noch welche kommen (seit Januar tat sich da allerdings nichts).



Fazit
Das ASUS Eee Note EA800 ein Gerät, das viel Spaß und Ärger zugleich verspricht. Die Technik / Software ist unausgereift, wie bei so vielen Geräten, die derzeit auf den Markt sind. Allerdings ist der Reader für meine Bedürfnisse ausreichend: Ich nutze ihn als Organizer, schreibe auf Seminaren in meinen Notizbüchern mit und habe immer alles dabei. Und bei Langweile macht das Kritzeln sehr viel Spaß. Weniger Freude habe ich mit dem hypersensiblen Display-Rand, beim Lesen von PDFs mit vielen Bildern und mit der Eee Note Sync-Software. Ich hoffe, dass für all diese Probleme noch Updates kommen, denn erst dann hätte man mit dem Eee Note eine spannende Alternative zum Tablet und E-Ink-Reader.

4 Kommentare:

  1. Hallo,
    ich nutze den eeenote ebenfalls für Besprechungsnotizen und für Notizen in PDfs. Hierzu Note 1. Obwohl ein offenes Linux vorliegt, könnte es noch etwas Software mehr dazu gben.
    Leidr ist mir ein Halter der Tasche gebrochen, welche weder über den Service noch den Shop erhältlich ist. Dickes Minus also im service!

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    1. Danke für Deine Rückmeldung. Da ich selbst immer noch kein Software-Update bekomme habe, bestätigt sich durch Deine Beobachtung mein Verdacht, dass ASUS mit dem Gerät insgesamt (Service!) sehr stiefmütterlich umgeht. Ich glaube nicht, dass da in irgendeiner Form noch irgendetwas kommen wird und bin daher auch ziemlich enttäuscht!

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    2. Hey,
      erstmal schön zusehen das es Leute gibt die hin und wieder mal an diesen speziellen eReader denken und dies auch Publizieren. Jep leider hat Asus dieses Device fallen gelassen, aber es gibt ja noch die Community von http://forum.tabletpcreview.com/asus-eee-line/ mit einer SD-Karte und und ein paar Englisch kentnissen können verschieden Apps installiert werden. Vom eMail Client über anderen Webbrowser bis zum schnellen pdf Viewer. Teilweise kann man den launcher ersetzen und die Optik sowie die Geschwindigkeit verändern.

      VG
      Lars

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  2. Hi,
    ingesamt gute Darstellung des Gerätes. Vielen Dank dafür. Was mir allerdings noch fehlt ist eine detailierter Besprechung der Möglichkeit PDFs zu bearbeiten (Notizen hinzufügen). Ich habe in einem anderen Test gelesen, dass der Reader hierbei Probleme hat. Lassen sich PDFs im Alltag damit vernünftig bearbeiten? Verbleiben eingefügte Notizen im Dokument oder werden sie extra (bmp, jpg ...) abgelegt? Ach ja, wie arbeitet das Gerät bei größeren PDFs? Im Test zum PockeBook 912 gab es hierzu ausführliche Informationen.
    Welches von beiden Geräten ist besser für das Lesen und Bearbeiten von PDFs geeignet?

    Viele Grüße
    Pauls

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