Die Mona Lisa, die im Pariser Louvre hängt, ist eine Fälschung. Zumindest behauptet das der Erzähler, Künstler und Märtyrer Anton Vehlhagen. In dem Roman »Paradies der falschen Vögel« von Wolfgang Hildesheimer (Suhrkamp) wird der komplette Kunst- und Kulturbetrieb kritisch durchleuchtet und parodiert – auf eine unglaublich unterhaltsame Art und Weise.
Als Kind fälscht Anton ohne böse Absicht den Prager Misthaufen, übt sich dann als Künstler und wird von seinem Onkel Robert Guiscard stolz beobachtet, denn dieser ist ein begabter Fälscher. Seine Kopie der Mona Lisa hängt nun im Museum und für das Original erhielt er einen Künstlerpreis für die perfekte Kopie. Im fremden Land Procegovina erfindet Guiscard die Biografie und das Werk des Nationalkünstlers Ayax Mazyrka und eher unfreiwillig wird Anton Vehlhagen in die Welt des Fälschens hineingezogen.
Hildesheimer stellt das Motiv der Kunstfälschung in allen möglichen Situationen dar, fälscht, ergänzt, erfindet neue Werke, spielt mit der Originalität und dem Authentischen und entwickelt auf nur 140 Seiten eine Welt, die selbst eine Fälschung ist: Die Länder Procegovina und Blavazien mit zahlreichen Figuren, die in allen möglichen Bereichen und Situationen fälschen, betrügen, verschleiern, manipulieren, ignorieren und unterschlagen. Hildesheimer entwirft wirklich ein Paradies der falschen Vögel, das von ihm kurios, ironisch und intelligent konstruiert wird. Lediglich am Anfang lässt er seine Hauptfigur ein wenig zu lange und mit zu vielen Informationen schwafeln, doch nach diesem holprigen Anfang wird der Roman genial. Versprochen. Dafür gibt es von mir die Note 2.
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